Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise:Alle wollen anpacken

Im Landkreis Freising verlässt man sich nicht allein auf staatliche Unterstützung. Das ist ein gutes Zeichen

Kommentar von Peter Becker

Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott!" So lautet die sprichwörtliche Aufforderung, die Initiative in die eigenen Hände zu nehmen. Bei der Bewältigung von Krisen sollte sich der Mensch nicht zu sehr auf höhere Mächte verlassen, lautet der Rat. Mit der Unterstützung durch den säkularen Staat ist es oft auch nicht allzu weit her. Wer da wartet, bis ihm geholfen wird, der bleibt bisweilen ebenso ziemlich allein gelassen. Darum ist es vollkommen richtig, dass der Landkreis Freising aus Eigeninitiative heraus Ärzte, Krankenhäuser, Hilfspersonal und Altenheime mit Schutzmaterial zu versorgt.

Wenn das Landratsamt beschlossen hätte, die Füße still zu halten und auf Lieferungen von staatlicher Seite her zu warten, stünde der Landkreis bestimmt nicht so gut bei der Bewältigung der Corona-Krise da wie bisher. Einiges lässt sich nicht oder nur schwer verhindern, so wie zum Beispiel die Erkrankungen im Kursana-Altenheim in Au. Wer da das Virus eingeschleppt hat, ist wohl nie mehr nachzuvollziehen. Dass aber das Gesundheitswesen funktioniert, Ärzte und Pflegepersonal noch arbeiten können, ist mit der Initiative des Landkreises zu verdanken. Wobei Landrat Josef Hauner sich des Einverständnis des Innenministers versichert hat. Solange die Anbieter von Schutzmaterial keine überhöhten Preise verlangen, darf der Landkreis weiter auf eigene Faust bestellen.

Die Landkreisbewohner legen die Hände ebenfalls nicht in den Schoß. Auf den Aufruf des Landkreises aus zwei sogenannten Aiwanger-Ballen Schutzmasken zu nähen, haben sich 630 Personen gemeldet. Wie immer es auch um deren Fertigkeiten im Nähen bestellt ist. Der Wille, zu helfen, ist was zählt. Aus den beiden Ballen, welche die Marzlinger Feuerwehr zurechtgeschnitten hat, können gut und gerne 3000 Masken gefertigt werden, die dann bei den Gemeinden abzugeben sind.

Kaum hat der Landkreis dazu aufgerufen, Menschen mit medizinischem oder pflegerischem Hintergrund sollten sich zur Unterstützung melden, haben sich auch hier bereits viele Personen zur Verfügung gestellt. Die Leute wollen zupacken und dafür sorgen, dass der Landkreis die Krise so gut wie möglich übersteht.

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Quelle:
SZ vom 03.04.2020
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