Corona im Landkreis Freising:Kein Intensiv-Bett mehr frei

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Momentan sind alle zwölf Intensivbetten im Freisinger Klinikum belegt, am vergangenen Freitag waren darunter fünf schwere Corona-Fälle.

(Foto: Marco Einfeldt)

Am Klinikum Freising plant man derzeit, die Anzahl der Plätze durch eine Intermediate-Care-Station zu erhöhen.

Von Petra Schnirch und Florian Tempel, Freising

Die Intensivstation im Klinikum Freising war in den vergangenen Tagen immer voll belegt. Ein Teil der zwölf Betten wird nach wie vor für Corona-Patienten benötigt. Anfang dieser Wochen waren es drei, alle mussten beatmet werden, alle waren ungeimpft. Am Freitag wurden sogar fünf schwere Coronafälle behandelt. "Wir bedauern das sehr", sagt Pressesprecher Sascha Alexander zu der Entwicklung, "eigentlich hätte es das nicht sein müssen". Ein weiteres Problem: Corona-Patienten liegen zum Teil sehr lange auf der Intensivstation.

Insgesamt befinden sich derzeit zwölf Patienten im Klinikum Freising, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, acht von ihnen sind nicht geimpft. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis ist erneut sprunghaft gestiegen, sie lag am Montag bei 209,6. Ein weiterer Mensch ist an oder mit Covid-19 gestorben, seit Beginn der Pandemie sind es 142, insgesamt 10 201 Personen sind mittlerweile positiv auf das Virus getestet worden. Nach Auskunft des Landratsamts gibt es weiterhin viele kleine und größere Cluster im privaten Umfeld, in Schulen und Kitas.

Die Intermediate-Care-Station bringt Entlastung

Am Klinikum Freising plant man derzeit, die Intensiv-Plätze zu erweitern durch eine Intermediate-Care-Station. Dort können dann Patienten betreut werden, die zwar noch intensiv überwacht, aber nicht mehr intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Dadurch werde man etwas flexibler, sagt Alexander.

Wer sich dieser Tage die Bayernkarte des Intensivregisters im Internet anschaut, kann einen ziemlichen Schreck bekommen. Das Robert-Koch-Instituts gibt hier in Zusammenarbeit mit dem Intensivmedizinerveband DIVI einen Überblick, wo die Intensivstationen wie stark belegt sind und wo noch Betten frei sind. Rund um München sieht es nicht gut aus. Fast alle Landkreise sind tiefrot eingefärbt. Fährt man mit dem Mauszeiger über die Flächen, ploppt für Erding, Freising und Ebersberg die gleiche Information auf: "Anteil der freien Betten an der Gesamtzahl der Intensivbetten: null Prozent."

Im Notfall kommen Intensivpatienten in andere Kliniken

In Erding sind laut den DIVI-Daten 19 von 19 Plätze auf den Intensivstationen belegt, in Ebersberg sind es 18 von 18 und in Freising zwölf von zwölf. Rainald Kaube, der Ärztliche Leiter der Krankenhauskoordinierung im Rettungsdienstbereich Erding-Freising-Ebersberg gibt dennoch Entwarnung: "Die Akutversorgung ist gesichert." Bei Bedarf würden Patienten aus Erding, Freising oder Ebersberg in andere Krankenhäuser verlegt. In ganz Bayern gab es, Stand Montag, noch 370 freie Intensivbetten. "Wir sind in der vierten Welle", sagt Kaube, aber "wir sind von dem, was umgangssprachlich ein Katastrophenfall genannt wird, weit entfernt."

Rainald Kaube

Seit 1996 arbeitet Rainald Kaube am Erdinger Klinikum als Facharzt für Anästhesie. Für die Aufgabe als Koordinator wird er freigestellt.

(Foto: Stephan Görlich)

Die hohe Auslastung auf den Intensivstationen liegt nicht nur an Corona. Der Anteil der Covid-19-Intensivpatienten betrug am Montag laut dem Daten des Intensivregisters sieben von 47, das sind knapp 15 Prozent. Die Inzidenzzahlen sind zuletzt wieder deutlich gestiegen und haben sich binnen einer Woche verdoppelt. Es sei jedoch festzustellen, so wie vorhergesagt, dass der Anteil der schwerkranken Covid-19-Patienten prozentual geringer sei als in den vorausgegangenen Coronawellen, sagt Kaube.

Die Koordination erledigt ein eingespieltes Team

Der Erdinger Anästhesist ist seit drei Wochen wieder zurück auf seinem Posten als Krankenhauskoordinator. Schon in den drei Coronawellen davor war er für die Abstimmung der Kliniken in Freising, Erding und Ebersberg verantwortlich. Wesentlich ist darüberhinaus aber die Kooperation in ganz Oberbayern und, falls es sein muss, in noch größerem Kreis. In Oberbayern gibt es sieben Rettungsdienstbereiche und ebenso viele Krankenhauskoordinatoren. Es ist ein eingespieltes Team, erklärt Kaube, denn alle sechs oberbayerischen Kollegen sind die gleichen wie bei den vergangenen Coronawellen. "Wir kennen uns und wir können miteinander - das ist ein Riesenvorteil."

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