Möglicherweise dämmert dem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude seit Freitag, dass es schwer für ihn werden wird, im Herbst 2013 Ministerpräsident zu werden. Dass Ude, ein erklärter Befürworter eines Flughafenausbaus, bei einer SZ-Diskussion mit lauter Startbahngegnern keinen leichten Stand haben würde, war vorhersehbar. Nicht aber, wie schwer er sich damit tun würde, wenn ihm ausnahmsweise Ablehnung entgegenschlägt.
Kritik ist Ude aus München seit vielen Jahren kaum gewöhnt. Nicht deshalb, weil er niemals einen Fehler machen würde, sondern weil er die politische Szene in München in einer Weise dominiert, die in ganz Deutschland einzigartig sein dürfte. Wo immer Ude hinkommt, applaudiert ihm das Publikum, fast immer trifft er den richtigen Ton. Wer jeden Tag hört und zu spüren bekommt, dass er der Größte ist, müsste schon übermenschliche Kräfte haben, um das nicht irgendwann selbst zu glauben.
Doch München ist nicht das ganze Land. In Freising hat sich Ude gehörig vergaloppiert. Sein Hinweis, dass Millionen von Menschen wegen Strukturproblemen ihre Heimat hätten verlassen müssen, musste von den Zuhörern zwangsläufig so verstanden werden, dass es ja dann auf ein paar Freisinger oder Attachinger auch nicht ankomme.
Dieser Fauxpas wird Ude noch lange nachhängen. Zumal er auch in der Sache falsch liegt, denn in der Flughafenregion verlieren die Menschen nicht wegen zu wenig, sondern wegen zu viel Wachstum möglicherweise ihre Heimat.
Ude muss lernen, auch außerhalb Münchens den richtigen Ton zu treffen. Sonst könnte aus den Frühlingsgefühlen der SPD rasch der Winter des Patriarchen werden.