Stadt Freising:Lebensmittelretter im Wartestand

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So wie schon im früheren Café Übrig an der Ziegelgasse wird auch im neuen auf den Teller kommen, was sonst im Abfall gelandet wäre. Carolin Stanzl (links) vom Verein Übrig hofft auf eine Eröffnung Ende Mai. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Wiedereröffnung des Café Übrig am neuen Standort in der General-von-Nagel-Straße verzögert sich. Grund dafür ist die umfangreiche Antragsstellung.

Von Gudrun Regelein, Freising

"Wir sitzen auf heißen Kohlen und würden eigentlich gerne starten", sagt Carolin Stanzl. Stanzl ist eine der Mitgründerinnen des Freisinger Vereins Übrig, der sich gegen Lebensmittelverschwendung engagiert. Bis Ende Oktober 2021 betrieb der Verein noch das Café Übrig an der Ziegelgasse. Danach wurde der Umzug in neue und größere Räume, die in der General-von-Nagel-Straße gefunden wurden, vorbereitet. Und eigentlich sollte es dort, im neuen Café, im März weitergehen. Zumindest war das so geplant.

Die Eröffnung aber wird sich verzögern, berichtet Stanzl. Der Nutzungsänderungsantrag nämlich konnte bei der Stadt bislang noch nicht eingereicht werden. "Wir haben tatsächlich unterschätzt, wie umfangreich und kompliziert so eine Antragsstellung ist. Für uns als Vorstand ist das absolutes Neuland. Aber nun fehlen uns nur noch einige Dokumente." Genauso sei noch nicht geklärt, ob der gemeinnützige Verein die Parkplatzablöse bezahlen müsse. Pro zehn Quadratmeter Gaststättenfläche nämlich müsse entweder ein Stellplatz geschaffen werden - oder eine Ablöse werde dafür fällig. Insgesamt wären das dann etwa 30 000 Euro, die sich der Verein aber nicht leisten könne, sagt Stanzl. "Wir hoffen nun, dass wir wegen unserer Gemeinnützigkeit, die wir als ökologische Bewegung haben, eine Sonderstellung besitzen und die Parkplatzablöse nicht bezahlen müssen." Aber auch dafür müsse erst ein Antrag gestellt werden.

Laut Stadt soll es zügig vorangehen, sobald die Unterlagen da sind

Trotz aller Bürokratie aber hofft sie, dass die Genehmigung der Stadt dann bald erfolgt. Von Seiten der Stadt zumindest heißt es, dass sobald ein Antrag auf Nutzungsänderung vorliegt, dieser auch bauaufsichtlich geprüft und bearbeitet werde. "Nach bereits erfolgten mündlichen Abstimmungsgesprächen mit der Verwaltung wollte der Verein im Rahmen der Antragsstellung eine Betriebsbeschreibung für das Café vorlegen und die Anwendung eines verringerten Stellplatzschlüssels beantragen. Diese Unterlagen liegen noch nicht vor", sagt Christl Steinhart, Pressesprecherin der Stadt Freising. Auf Grundlage der Abstimmungsgespräche gehe die Verwaltung aber davon aus, dass das Verfahren zügig abgewickelt werden kann, wenn die erforderlichen Unterlagen eingegangen sind.

Stanzl zumindest hofft, das Café noch Ende Mai oder Anfang Juni eröffnen zu können. Helfer für den notwendigen Umbau gebe es sehr viele, aber da alle ehrenamtlich tätig seien, werde es wohl einige Zeit dauern. So müsse noch eine neue Küche eingebaut werden, und die Räume, die derzeit als Mietwohnung genutzt werden, umgebaut werden. Das Konzept des neuen Café Übrig werde zwar sehr ähnlich sein wie das frühere, aber einige Veränderungen werde es doch geben. So wie früher wird auch im neuen Café auf den Teller kommen, was sonst im Abfall gelandet wäre. Bezahlen muss man für sein Essen nichts, spenden darf man aber gerne. Die geretteten Lebensmittel, aus denen neue Gerichte entstehen, kommen von Hotels, Restaurants und Geschäften. Bäckereien bringen nach Ladenschluss übrig gebliebenes Gebäck vorbei. Auch Getränke werden angeboten. Für diese aber werden die Lebensmittelretter zukünftig einen Solipreis verlangen, das heißt, dass jeder zahlt, soviel er kann oder will. Mehr soll auch in Richtung Veranstaltungen passieren, kündigt Stanzl an. So soll es Workshops oder Vorträge zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen geben, daneben sind Konzerte und Bildungsangebote geplant. "Wir wollen das Thema Verschwendung sichtbar machen."

Auch Workshops, Konzerte und Vorträge soll es künftig geben

Die Verbindungen zu den früheren Spendern und Lieferanten gebe es noch, sagt Stanzl. "Das wird sich alles sehr schnell wieder einspielen." Die Gründer des Café Übrig, das übrigens das erste Foodsharing-Café in Bayern ist, wollen auch zukünftig der Wegwerfgesellschaft entgegentreten, betont sie. Das Interesse an diesem Thema sei da, sagt sie. Der Verein, der Anfang 2021 gegründet wurde, ist mittlerweile bereits auf knapp 90 Mitglieder angewachsen. "Wir werden auch ständig gefragt, wann wir endlich wieder aufmachen." Die Gäste werden kommen, sagt sie. Das Café werde in der schönen Jahreszeit eröffnen, dort gebe es auch viel Platz zum Draußensitzen. "Das wird sicher laufen."

Ein Bild vom Oktober vergangenen Jahres. Die Gäste genießen die Sonne in der Ziegelgasse, am neuen Standort haben sie dann viel mehr Platz. (Foto: Johannes Simon)
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