Süddeutsche Zeitung

Bunt statt düster:Kunst in der Unterführung

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Neue Graffiti verschönern den Weg in die Freisinger Luitpoldanlage. Künstler Kai Hockenberger greift dafür wieder zur Spraydose.

Von Melanie Katschko, Freising

Neue Graffitikunst begleitet die Passanten durch die Unterführung in Richtung Luitpoldanlage. Bei dem Brückenpfeiler fällt der erste Blick auf zwei Hände, die sich vor einem galaktischen Hintergrund zueinander strecken. Ein roter Zug fährt durch die Hände. Umrankt wird das Bild von ausdrucksstarken Schriftzügen. Gemeinsam mit dem Jugendstadtrat hat der Künstler Kai Hockenberger die Neugestaltung der Fläche am Mittwoch in Freising vorgestellt.

In der Graffiti-Szene ist der 50-Jährige unter dem Namen "Peso One" bekannt. Bereits als Jugendlicher entdeckte Hockenberger die Liebe zum Graffiti. Aufgewachsen ist der Künstler in einer Kleinstadt in Hessen. Zum Skateboardfahren pendelte er mehrmals die Woche nach Mannheim. An der Bahnlinie sah er dann zum ersten Mal Graffiti-Bilder. "Ich war wie paralysiert. Ich habe mich gefragt, wer und wie das gemacht wurde. Danach habe ich selbst angefangen zu zeichnen", erzählt Hockenberger. Besonders beeindruckt hatte ihn das Style-Writing. Hier steht die Schrift im Vordergrund.

Nur noch nebenberuflich am Sprühen

Als er Richtung München zog und Anfang der 2000er-Jahre einen kaufmännischen Werdegang einschlug, habe er kaum bis gar nicht gemalt. Seit etwa vier bis fünf Jahren sei er aber wieder nebenberuflich am Sprühen. "Ich habe gesehen, dass es junge Menschen gibt, die meine Kunst schätzen. Es hat mich berührt und mich dazu bewegt, den Stift wieder in die Hand zu nehmen", sagt Kai Hockenberger.

Die Idee zum Graffiti-Projekt in Freising kam vom Künstler selbst. Zufällig war er auf die freie Wandfläche aufmerksam geworden. Vermittelt durch die Stadtjugendpflege hat der Jugendstadtrat die Aktion betreut. An der Gestaltung haben sich Hockenbergers Freund "Kane One" und weitere Mitglieder seiner Crew beteiligt. Finanzielle Unterstützung kamen vom Agenda- und Sozialbeirat der Stadt Freising sowie von einem Spraydosen-Hersteller.

Das bedrückende Gefühl ist weg

Vom Ergebnis waren die Anwesenden begeistert. Stadträtin Philomena Böhme stellte fest: "Es nimmt der Unterführung das bedrückende Gefühl. Wer hier vorbeigeht, muss einfach automatisch stehen bleiben und darauf schauen." Der Künstler und Sprayer Christian Leitna hatte im Jahr 2014 erstmals die Unterführung verschönert. Über die Jahre hinweg kamen jedoch Schmierereien hinzu.

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Quelle:
SZ vom 04.06.2021 / kame
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