Bundestagswahl im Landkreis Freising:Mit der CSU geht es wieder aufwärts

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Wer hat gewonnen, wer hat verloren und woran liegt das: Nach der Bundestagswahl geht es jetzt an die Analyse. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Christsozialen schneiden im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 wieder besser ab. Trotzdem bleiben sie weit entfernt von alten Bestmarken. Das Abschneiden der AfD trübt allerdings die Siegesfreude.

Von Peter Becker, Freising

Bei der CSU im Landkreis Freising gibt es eigentlich Anlass zur Freude. Die Trendumkehr ist geschafft. Klagten die Christsozialen vor vier Jahren noch über heftige Stimmverluste, ging es 2025 wieder aufwärts. Direktkandidat Christian Moser holte im Landkreis 39,7 Prozent. Das sind etwa sieben Punkte mehr als Erich Irlstorfer im Jahr 2024. Die Partei selbst steigerte ihren Beliebtheitsgrad im Landkreis von 30,4 auf 36,6 Prozent.

Getrübt wird die Stimmung durch das Abschneiden der AfD, die durchwegs auf zweistellige Ergebnisse kam und jetzt zweitstärkste Partei im Landkreis ist. Grüne und SPD wurden als Bestandteile der Ampelkoalition abgestraft, erstere etwas weniger dramatisch als die Sozialdemokraten. Die Wahlbeteiligung stieg von 82 auf 86,5 Prozent.

Der Erfolg von Moser und der CSU beim aktuellen Urnengang dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Christsozialen schon bessere Zeiten erlebt haben. Irlstorfer übertraf bei seiner ersten Kandidatur 2013 noch die Fünfzig-Prozent-Marke. Bei den Bundestagswahlen 2002 holte Franz Obermeier gar über sechzig Prozent. Ähnlich verhält es sich mit der Partei selbst. Von über sechzig Prozent zu Obermeiers Zeiten ging es hinunter auf 30,4 Prozent. Jetzt holten die Christsozialen immerhin 36,6 Prozent. Wohin die früheren CSU-Wähler gewandert sind, das ist leicht zu erkennen: zur AfD und ein etwas geringerer Anteil zu den Freien Wählern.

Moser holte seine besten Ergebnisse im Landkreis in Wolfersdorf (50,6) und Au (49,7). Die CSU selbst war in Wolfersdorf (46) und Hohenkammer (45,5) am stärksten präsent. Gewohnt schlecht schnitten die Christsozialen trotz eines Zugewinnes an Stimmen in Freising ab. Moser legte hier etwa fünf Prozentpunkte zu und kam auf 32 Prozent. Die CSU selbst kletterte um sieben auf 30 Prozent. Das zweitschlechteste Ergebnis fuhr sie in Moosburg (34) ein.

Christian Moser als Wahlkämpfer (Foto: Marco Einfeldt)

Die AfD war im Landkreis Freising zum ersten Mal bei den Bundestagswahlen 2013 Prozent präsent. Damals kam sie auf 3,8 Prozent. Seither wilderte sie in den Beständen der konservativen Wählerschaft und mauserte sich zur aktuell zweitstärksten Partei im Landkreis (16 Prozent). Vor vier Jahren holte die AfD noch acht Prozent. Direktkandidat Claus Staudhammer kam jetzt auf 15 Prozent der Erststimmen, ein Prozent weniger als Leon Eckert von den Grünen.

Die Ergebnisse in den Gemeinden lesen sich tatsächlich, wie es Staudhammer in seiner Analyse selbst gesagt hatte: Je weiter ein Ort im nördlichen Landkreis liegt, umso konservativer wird die Wahlklientel und je größer wird die Chance, dass jemand sein Kreuzchen bei der AfD macht. Die Zahlen aus dem Landkreis bestätigen dies. Hochburg der Alternative für Deutschland ist die Gemeinde Rudelzhausen.

AfD-Kandidat Claus Staudhammer am Wahlabend im Landratsamt. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Partei holte hiermit 24,4 Prozent ihr bestes Ergebnis, das sie im Vergleich zu 2021 gar mehr als verdoppelt hat. Analog dazu holte hier Staudhammer gut 23 Prozent. Sein Vorgänger Johannes Huber hatte vor vier Jahren noch nicht einmal zehn Prozent erhalten. Überall in den Landkreis-Kommunen kam die AfD ein zweistelliges Ergebnis. In den Nachbargemeinden von Rudelzhausen lag sie meist über zwanzig Prozent.

Ihre schlechtesten Ergebnisse sammelte die AfD in den südlichen Gemeinden ein. Nur elf Prozent der Wählerschaft schenkte ihr in Freising ihre Stimme. Den Reigen der eher konservativen Parteien komplettieren die Freien Wähler. Im Gegensatz zu den Kommunalwahlen, nach denen sie regelmäßig die Rathäuser für sich beanspruchen, bleibt die Gruppierung bei Bundestagswahlen weit hinter den etablierten Parteien, auch der AfD zurück. Von Bundeswahl zu Bundeswahl gibt es Schwankungen, die mit der Popularität ihrer Kandidatin oder des Kandidaten begründbar sind. Karl Ecker, ehemaliger Bürgermeister der Marktgemeinde Au, errang vor vier Jahren beachtliche 12,9 Prozent, die Gruppierung selbst knapp neun Prozent.

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Direktkandidatin Birgit Weinsteiger ist neu auf dem politischen Parkett des Landkreises. Ihr Erststimmenanteil beträgt knapp acht Prozent, die Prozentzahl der Gruppierung gab um vier Prozent nach. Ihr bestes Ergebnis holte Birgit Weinsteiger in ihrer Heimatgemeinde Kirchdorf (16). Weitere zweistellige Ergebnisse gab es für sie in Gammelsdorf (11), Hörgertshausen (14), Kranzberg (11), Rudelzhausen (13,5) und Wang (10). Die Gruppierung selbst holte nur in zwei Kommunen ein zweistelliges Ergebnis: in Hörgertshausen (10) und Rudelzhausen (12).

Ihre schlechtesten Ergebnisse erzielten die Freien Wähler und Birgit Weinsteiger in den Kommunen im Landkreis Süden. In Freising und Eching kam die Gruppierung auf magere drei Prozent. Nicht viel besser sah es in Neufahrn (3,4) aus.

Je urbaner eine Gemeinde ist, umso besser schneiden die Grünen ab

Warum in ländlichen Regionen eher konservativ gewählt wird, darüber rätseln die Forschenden. Deutschlandfunk Nova zitiert eine Studie, nach der Alter, Bildung und Beruf sind wichtigere Faktoren für die politische Einstellung als der Wohnort. Der Wohnort spiele laut dieser Studie ebenso eine Rolle. Im Vorfeld dieser Wahl ist es der AfD zudem gelungen, Protestveranstaltungen, unter anderem der Bauern, zu kapern und für sich zu instrumentalisieren. Auf dem Land würden die politischen Ansichten tendenziell immer konservativer und das Vertrauen der Menschen in die Demokratie und etablierte Parteien sinke.

Die Grünen mussten ihren Status als zweitstärkste Partei im Landkreis der AfD überlassen. Direktkandidat Eckert verbesserte im Vergleich zum Jahr 2021 sein Ergebnis von 15,3 auf knapp 16 Prozent. Er führt dies auf seinen guten Wahlkampf zurück. Dafür musste die Partei als solche zwei Prozente abgeben und kam nur noch auf 14 Prozent. Was für die konservativen Parteien im Norden gilt, gilt im Umkehrschluss für die Grünen. Je urbaner die Kommunen sind, umso besser schneidet die Umweltpartei ab. In Freising holte Eckert mit 25 Prozent sein bestes Ergebnis. Gleiches gilt für die Partei selbst (22). Gute Ergebnisse erzielten Eckert (18) und die Grünen (18) in Marzling. In seiner Heimatgemeinde Eching kam Eckert ebenfalls auf knapp 18 Prozent.

Gerupft wurde im Landkreis besonders die SPD. Im Vergleich zu 2021 verlor sie knapp fünf Prozent (10), während Direktkandidat Andreas Mehltretter (13) besser als seine Partei abschnitt. Sein bestes Ergebnis holte er in Freising (19) und Moosburg (16,5). Die SPD selbst erreichte in Freising mit gut dreizehn Prozent ihr bestes Resultat.

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