Bundestagswahl  im Landkreis Freising:"Wählt das Klima, nicht das Geld"

Bundestagswahl  im Landkreis Freising: Hunderte Menschen haben vor der zur "Schicksalswahl" erkärten Bundestagswahl in Freising für mehr Klimaschutz demonstriert.

Hunderte Menschen haben vor der zur "Schicksalswahl" erkärten Bundestagswahl in Freising für mehr Klimaschutz demonstriert.

Fridays for Future hat am Freitag auch in Freising demonstriert. Redner fordern dazu auf, am Sonntag für einen Politikwechsel zu stimmen. In einem sind sich alle einig: "Es kann so nicht weitergehen".

Von Pia Schiffer und Thilo Schröder, Freising

Die klimabewegten Menschen in Freising lernen schnell und so verselbstständigte sich ein neuer Slogan von Fridays for Future und hallte bald aus allen Ecken der Innenstadt: "Wählt das Klima, nicht das Geld, denn es geht um unsere Welt!" Rund 900 Teilnehmende haben die Veranstalter einer Kundgebung samt Demozug an diesem Freitag gezählt. Die Polizei kam auf 700, es könnten aber durchaus mehr sein, so der Einsatzleiter. Zwei Tage vor der Bundestagswahl war der Klimastreik einer von rund 470 bundesweit. Auch in Moosburg wurde demonstriert.

Klimaveränderungen haben oft globale Ursachen, und so nahm Tabea Janson, Bildungsreferentin an der Domberg-Akademie, das Publikum in einer Rede mit nach Amazonien. Dorthin, wo internationale Firmen den Regenwald und den Lebensraum indigener Völker zerstörten und letztlich das globale Gleichgewicht. "Der Klimawandel ist längst da, er wartet nicht auf die Erklärung von 1,5-Grad-Zielen." Man könne vom globalen Süden eine Menge lernen: das Leben im Einklang mit der Natur und mit weniger materiellem Besitz. Janson hatte eine Tapetenrolle mitgebracht für den symbolischen Tapetenwechsel, den es in der Klimapolitik brauche. Der sei zwar mühselig, bringe dafür aber alte Schätze und neue Ideen hervor.

"Unsere Heimat ist bereits an der Grenze der Belastbarkeit"

Der frühere Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl mahnte zur Dringlichkeit. "Wir reißen die Ziele des Pariser Abkommens bereits heute, wir müssen zurückrudern und eine ganz andere Politik einschlagen, als wir es in der Vergangenheit getan haben. Bundestagswahl ist Klimawahl." Magerl kritisierte auch lokale Vorhaben wie den Ausbau der B 301 oder den geplanten Bau einer Event-Arena am Flughafen. "Unsere Heimat ist bereits an der Grenze der Belastbarkeit."

Jakob Voerkelius von Fridays for Future betonte, dass am Sonntag die Weichen für die kommenden vier Jahre gestellt würden. "Nur wenn in diesem Zeitraum die notwendigen Entscheidungen getroffen werden, können wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen." Die Bewegung sei überparteilich, man gebe deshalb keine Wahlempfehlung ab. Die Haltung sei aber: Statt rückständiger Politik, wie in Freising ein geplantes innenstadtnahes Parkhaus, brauche es Fortschritt, etwa mehr Radwege.

"Jeder, dem die Zukunft der Erde am Herzen liegt, muss wählen gehen"

Im Publikum war man sich einig, dass mehr fürs Klima getan werden müsse und die Bundestagswahl hierfür eine Gelegenheit biete. "Wir sind heute hier, um ein Zeichen zu setzen. Es muss sich dringend etwas ändern", sagten etwa Christoph und Judith von Forest for Future. Auch in der Politik müsse das Thema Klima präsenter werden. "Deswegen muss jeder, dem die Zukunft der Erde am Herzen liegt, wählen gehen." Was die aktuelle Regierung unternehme, reiche nicht aus, sagte auch eine Frau über 50, die in einem Catering-Unternehmen arbeitet. Es brauche auf jeden Fall eine "starke grüne Beteiligung".

Allerdings haben nicht alle Teilnehmenden des Streiks die Möglichkeit zu wählen. Die 15-jährige Jana Ziegler erklärte, dass sie sich entschlossen habe teilzunehmen, damit auch die junge Generation mit ihren Anliegen gehört werde. "Wir dürfen ja leider noch nicht wählen", fügte die 14-jährige Laura Musnicki hinzu, "aber ich habe bereits mit meiner Familie sehr lebhafte Diskussionen am Küchentisch geführt und meine Großeltern versucht, von der Relevanz des Klimaschutzes bei der Bundestagswahl zu überzeugen."

"Es kann so nicht weitergehen", sagte auch der 28-jährige Simon May. Er und Alexandra Everwand, 37, waren mit ihrer vier Monate alten Tochter im Kinderwagen gekommen. Was für eine Zukunft sie sich für ihr Kind wünschen? "Dass es überhaupt eine gibt", sagt May, "es soll nicht in einer Dystopie aufwachsen."

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