Bundestagswahl im Landkreis Freising:Aus Freude, etwas verändern zu können

Bundestagswahl im Landkreis Freising: Erich Irlstorfer bei seiner offiziellen Nominierung als Bundestagskandidat im Mai 2021 im Stadion in der Savoyer Au. Zum dritten Mal nach 2013 will er in den Bundestag einziehen.

Erich Irlstorfer bei seiner offiziellen Nominierung als Bundestagskandidat im Mai 2021 im Stadion in der Savoyer Au. Zum dritten Mal nach 2013 will er in den Bundestag einziehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Erich Irlstorfer (CSU) hat seit 2013 das Direktmandat im Wahlkreis 214, zu dem der Kreis Freising gehört. Der 51-Jährige hofft, dass das so bleibt. Denn bei seinem wichtigsten Thema, Gesundheitspolitik, hat er noch viel vor.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Erich Irlstorfer will wieder nach Berlin, unbedingt. "Ich sage es Ihnen aus ganzem Herzen. In meinem ganzen beruflichen Leben hat mich noch nie etwas so ausgefüllt und ich habe noch nie etwas so gern getan, wie Sie in Berlin als Bundestagsabgeordneter zu vertreten". Als der CSU-Politiker das sagt, steht er auf der Tartanbahn der Savoyer Au in Freising. Es ist der Tag seiner offiziellen Nominierung als Bundestagskandidat im Mai 2021, die wegen der Pandemie als Open-Air-Veranstaltung im Stadion abgehalten wird. Mit 137 von 147 Delegiertenstimmen wird er erneut zum Bundestagskandidaten der CSU im Wahlkreis 214 (Freising, Pfaffenhofen und Teile von Schrobenhausen) nominiert. Bei seinem Auftreten im Stadion flattern im Hintergrund drei Fahnen staatstragend im Wind und Irlstorfer hält im Trachtenjanker eine staatsmännische Rede.

Er wuchert mit seiner Erfahrung als Politiker: Seit 1995 Mitglied der CSU, 1999 bis 2007 Stellvertretender Ortsvorsitzender, von 2008 bis 2014 Ortsvorsitzender der CSU-Freising, Stadtratsmitglied von 2002 bis 2014, dort auch Fraktionsvorsitzender, seit 2008 auch CSU-Kreisrat und seit 2013 Abgeordneter im Bundestag in Berlin, in dem er auch in den kommenden vier Jahren wieder vertreten sein will.

Staatsmännisch gibt sich Irlstorfer auch bei seinem Facebook-Auftritt nach der letzten Sitzung des Bundestags vor der Sommerpause, diesmal nicht im bayerischen Trachtenjanker sondern großstädtisch mit Anzug und Krawatte. Im Hintergrund sieht man die gläserne Kuppel das Parlamentsgebäudes. "Wir haben alles entschieden, was noch zu entscheiden war", sagt er da, er bittet die Wähler um eine Stimme für seine Person und wünscht zum Abschluss allen "bleiben Sie gesund und Gottes reichen Segen."

2013 hatte Irlstorfer mit 49,8 Prozent der Stimmen das Direktmandat geholt. 2017 waren es dann 42,95 Prozent der Stimmen, landesweit rutschten die Christsozialen damals mit 36,9 Prozent sogar unter die 40-Prozent-Marke.

Und diesmal? Irlstorfer gibt sich bescheiden. "Ich bin nicht so vermessen, zu sagen, dass ich automatisch wieder das Direktmandat hole." Und wie geht die Wahl bundesweit aus? "Das wird eine enge Kiste", sagt Irlstorfer. "Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir noch aufholen."

Als der Abgeordnete in Begleitung eines Mitarbeiters am Nachmittag zum Gesprächstermin mit der SZ erscheint, hat er schon einen langen Tag hinter sich. Irlstorfer macht Wahlkampf über die sozialen Netzwerke wie Facebook und Instagram, setzt aber auch nach wie vor auf die klassische Ochsentour, steht frühmorgens an den Bahnhöfen und verteilt an die Pendler seine Flyer und ein Glas Erdbeermarmelade mit seinem Konterfei darauf.

Das Leib- und Magenthema Erich Irlstorfers ist seit seinem Einzug in den Bundestag 2013 der Gesundheits- und Pflegebereich, da geht er auf, das merkt man. Nach einer kaufmännischen Ausbildung war er zunächst Angestellter in der Lebensmittelwirtschaft, dann bei einem Energieversorgungs- und Recyclingbetrieb und schließlich über 20 Jahre Außendienstmitarbeiter der AOK. "Und die AOK ist sicher eine gute Krankenkasse. Aber auch dort gibt es Systemfehler und ich habe oft bei meinen Außendiensteinsätzen auch zusammen mit den Versicherten mal ein bisschen geschimpft." Hier jetzt im Bundestag etwas verändern zu können, seine Erfahrungen mit einbringen zu können, dass sei das, was ihn bei seiner jetzigen Tätigkeit so viel Freude bereite. Der 51-Jährige sitzt seit 2013 im Gesundheitsausschuss des Bundestags. "Zum Glück, ein Mitspracherecht hat man da nicht, da wird man einfach eingeteilt."

Dort, so sagt er, habe er zum Beispiel auch dazu beitragen können, dass man 2016 von der sogenannten Minutenpflege im Seniorenbereich abgekommen sei - auch Satt-und-sauber-Pflege genannt. Für jede pflegerische Tätigkeit wie Zähneputzen, Haare kämmen oder Frühstücken gab es genaue Zeitvorgaben, die eingehalten werden mussten. Dauerte das länger, wurde das eben nicht bezahlt "Wenn aber ein alter Mensch beim Frühstück sein Glas umstößt, was passieren kann, dann dauert eben alles länger", sagt er.

Erich Irlstorfer, der seit seiner Corona-Infektion Diabetiker ist, nennt ein weiteres Beispiel aus seinem Einflussbereich als Mitglied im Gesundheitsausschuss und lässt seinen Mitarbeiter ein kleines Gerät aus der mitgeführten Tasche holen. Mit diesem lässt sich mittels eines Sensors, der am Oberarmbefestigt ist, der aktuelle Zuckerwert feststellen, ohne dass der Betroffene mehrmals am Tag mit eine feine Lanzette einen Tropfen Blut aus der Fingerspitze quetschen und diesen auf einen Teststreifen aufbringen muss. Irlstorfer hatte den Vertreter der Firma, die diese Geräte herstellt, einmal getroffen, als es noch nicht auf dem Markt war. "Ich habe gesagt, ich will es testen, war sehr zufrieden und mittlerweile ist es eine Leistung der Krankenkasse für Diabetiker", erzählt der Abgeordnete. Ist das jetzt Lobbyismus? Nein, sagt Irlstorfer. "Ich nenne das genau zuhören, wenn jemand von Neuigkeiten berichtet." Geld dürfe man als Abgeordneter dafür natürlich nicht nehmen.

Irlstorfer muss einen Wahlkreis beackern, der nicht nur städtisch, sondern auch ländlich geprägt ist, die Themen Landwirtschaft und Klimaschutz darf er nicht vernachlässigen. Hier, so sagt er, wolle er dafür sorgen, das Landwirtschaft und Umweltschutz nicht mehr gegeneinander kämpfen, sondern zusammen arbeiten. Er selbst sei auch ein Freund der Aktion "Fridays for Future": "Diese jungen Leute haben uns 2020 in einer Notlage geholfen, als wir wegen der Pandemie keine Saisonarbeiter für die Spargel und Hopfenbauern hatten. Da sind sie eingesprungen und haben ihren Worten auch Taten folgen lassen, das hat mir imponiert", sagt Irlstorfer. Er pflege gute Kontakte zur Pfaffenhofener Gruppe von "Fridays for Future" und sei von dieser für den Freitag vor der Wahl bei der Klimademo auch als Redner angefragt worden. Einen vertrauensvollen Neuanfang wünscht er sich auch im Verhältnis zwischen dem Flughafen und dem Unland. "Das Thema dritte Startbahn ist durch. Es hat einen Generationswechsel gegeben, jetzt müssen wir wieder Vertrauen aufbauen und die unterschiedlichen Positionen zusammenführen." Der FMG empfiehlt Erich Irlstorfer in diesem Zusammenhang, ein Zeichen zu setzen, und die Messgeräte, mit denen die Ultrafeinstaubbelastung bestimmt werden kann, auch auf ihrem Gelände aufzustellen.

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