Bundestagswahl im Landkreis Freising:Irlstorfer verteidigt Direktmandat

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Erich Irlstorfer verteidigt das Bundestags-Direktmandat, seine CSU muss im Wahlkreis aber zum zweiten Mal in Folge schwere Verluste hinnehmen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die CSU muss im Wahlkreis zum zweiten Mal in Folge schwere Verluste hinnehmen. Sowohl Leon Eckert (Grüne) als auch Andreas Mehltretter (SPD) rechnen sich über ihre Listen Chancen aus. Johannes Huber (AfD) dürfte drin sein.

Von Peter Becker, Freising

Erich Irlstorfer (CSU) hat sein Bundestagsmandat verteidigt. Aber sowohl er als auch seine Partei haben neue Stimmverluste hinnehmen müssen. Das zeichnete sich bereits eine Stunde, nachdem die ersten Wahlergebnisse im Freisinger Landratsamt eintrudelten, ab. Irlstorfer konnte 32,9 Prozent Stimmen auf sich vereinigen. Die CSU kam auf 30,4 Stimmen. Vor vier Jahren waren es noch 39,53, beziehungsweise 36,8 Prozent im Landkreis. Leon Eckert (Grüne) und Karl Ecker (Freie Wähler) holten Achtungsergebnisse, lieferten sich lange Zeit mit den Kandidaten von AfD und SPD ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz.

Irlstorfer und die CSU mögen zwar die Wahl im Wahlkreis für sich entschieden haben, ihre Talfahrt geht aber weiter, was die Verluste anbelangt. Von den Zustimmungswerten von 2013, als der Kandidat und die Partei über 50 Prozent holten, sind beide derzeit weit entfernt. Irlstorfer, der um kurz vor 21 Uhr unter den "Erich! Erich!"-Rufen der drei Anwesenden von der Partei in den großen Sitzungssaal des Landratsamts einzog, trug es mit Fassung. "Es wäre vermessen, mit einem identischen Ergebnis der vergangenen zwei Wahlen zu gewinnen", sagte er. "Ich bin froh, dass ich das Direktmandat geholt habe."

Zuwächse verzeichneten SPD, Freie Wähler und Grüne. Insbesondere ragen da Leon Eckert von den Grünen und Karl Ecker von den Freien Wählern heraus. Landrat Helmut Petz (FW) kam eigens zu Eckert, um ihn zu seinem guten Ergebnis zu gratulieren. Ob der Echinger Gemeinderat den Einzug über die Liste in den Bundestag schafft, wird sich wohl erst in der Nacht auf Montag entscheiden, wenn alle Stimmen ausgezählt sind. "Dann wäre er der erste Kandidat der Grünen nach Petra Kelly, der den Einzug in den Bundestag schafft", sagte Claudia Bosse, Fraktionssprecherin der Grünen im Kreistag. Bundespolitisch findet sie es bedeutsam, dass die Grünen zu einer prägenden politischen Kraft werden. Dazu sei ein weiterer wichtiger Schritt getan. "Im Landkreis schaut es für uns sehr gut aus", zog Eckert ein erstes Zwischenfazit, bevor die Ergebnisse aus den großen Gemeinden im Süden des Landkreises eintrafen, in denen die Grünen traditionell stark sind. Mit seinem Ergebnis ist er "total zufrieden". Sein Einsatz habe sich gelohnt, sagt Eckert. Zufrieden registriert er, dass die Grünen jetzt nicht mehr nur in den Städten und großen Gemeinden im Süden gute Ergebnisse holen, sondern auch auf dem Land. Im Gegenzug vermisst dort Irlstorfer den Stimmenanteil, den die CSU aus den ländlichen Gemeinden jenseits der Amper gewohnt war.

Zusätzliche Stimmen hat ihn Karl Ecker gekostet. Als ehemaliger Bürgermeister der Marktgemeinde Au vereinte er viele Wählerinnen und Wähler aus der Hallertau auf sich. Erleichtert ist er über sein Abschneiden in Au, wo er Irlstorfer mit 40,3 Prozent auf den zweiten Platz verwies. Der CSU-Kandidat kam dort nur auf 26,4 Prozent. "Das Direktmandat zu holen, wäre ein Wunder gewesen", gibt Ecker zu.

Drum prüfe, wer auf Stimmen hofft: FW-Kandidat Karl Ecker checkt im Landratsamt sein Handy. (Foto: Marco Einfeldt)

Immerhin: Ecker hat das bislang beste Ergebnis bei einer Bundestagswahl für die Freien Wähler geholt. Obwohl er erst spät in den Wahlkampf eingestiegen ist und den aus eigener Tasche finanziert hat, wie er betont. Aufs politische Altenteil will sich Ecker jedenfalls noch nicht zurückziehen, versichert er. Landtagsabgeordneter Benno Zierer ist mit dem Abschneiden Eckers und der Freien Wähler gleichermaßen zufrieden. Dies bestätige ihre kommunalpolitische Bedeutung. Zierer erfüllt es mit Stolz, dass Ministerpräsident Markus Söder gesagt habe, er wolle die Idee der Freien Wähler nach Berlin tragen. Der Landrat sagte, in Ecker habe man auf den richtigen Kandidaten gesetzt. Er bedauert es aber, dass viele Wählerinnen und Wähler der Ansicht sind, dass die Freien Wähler regional gute Arbeit leisten, aber Kandidaten oder Kandidatinnen etablierter Parteien nach Berlin fahren sollten.

Nicolas Pano-Graßy sieht sich erst in der Lage für die Linken im Landkreis ein Fazit zu ziehen, wenn die großen Städte und Gemeinden ausgezählt sind. Kreisrat Albert Schindlbeck sieht den Grund für das schlechte Abschneiden auf Bundesebene in dem personalisierten Wahlkampf. Andreas Mehltretter freut sich über das gute Abschneiden der SPD auf Landes- und Bundesebene. Er geht davon aus, dass er über die Liste in den Bundestag einzieht. Johannes Huber freut sich darüber, dass die AfD wieder ein zweistelliges Ergebnis geholt hat.

© SZ vom 27.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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