Die Neuen aus Freising im Bundestag:Turbulente Tage und ein bewegender Moment

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Das erste Mal im Plenarsaal zu sitzen, das sei schon ein erhebendes Gefühl gewesen, sagt Leon Eckert von den Grünen. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Andreas Mehltretter, SPD, und Leon Eckert, Grüne, ziehen 100 Tage nach ihrem Einzug in den Bundestag eine erste Bilanz. Beide haben sich vorgenommen, für die Bürger im Landkreis etwas zu bewegen.

Von Charline Schreiber, Freising

Ende September sind die beiden Freisinger Abgeordneten Andreas Mehltretter (SPD) und Leon Eckert (Grüne) in den Bundestag eingezogen. Nun sind die ersten 100 Tage vorbei. Zeit für sie, eine erste Bilanz zu ziehen. Die ersten drei Monate im Bundestag hätten einen großen Eindruck hinterlassen, erzählt der 30-jährige Andreas Mehltretter, der wie der 26-jährige Leon Eckert als Mitglied des Bundestages seit der Wahl die Interessen der Bürger des Wahlkreises Freising vertritt.

Spannend seien die vergangenen 100 Tage gewesen, herausfordernd, aber auch erfüllend. "Ich habe jetzt einen ersten Eindruck bekommen, was man in den nächsten vier Jahren anpacken und bewegen wird. Ich sitze jetzt an einer Stelle, an der ich wirklich Dinge verändern kann. Das war immer mein Ziel", erzählt Mehltretter. In seinen ersten Monaten als Mitglied des Bundestages habe er viel Neues gelernt. Er habe lernen müssen, mit dem "Apparat Bundestag" umzugehen, wie die Arbeitsabläufe funktionieren und sich auch in seiner neuen Rolle als Abgeordneter und in der Leitung von Mitarbeitern zurecht finden müssen.

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Gleich zu Beginn wichtige Entscheidungen zum Infektionsschutz beschlossen

104 Mitglieder sind der SPD-Fraktion neu beigetreten, das ist gut die Hälfte der insgesamt 206 Mitgliedern. Die neuen und alten Gesichter der Partei können sich in verschiedenen Zusammenschlüssen kennenlernen. Es gebe einen guten Zusammenhalt in der Fraktion, man werde unterstützt, das habe den Einstieg sehr erleichtert, findet der Abgeordnete. Gerade weil es so viele neue Mitglieder gebe, sei die Partei motiviert, Veränderungen anzugehen. "Das ist eine tolle Erfahrung und das wird uns jetzt im neuen Jahr auch weiter begleiten."

Die letzten drei Monate im Jahr 2021 seien viel von der neuen Organisation des Bundestages geprägt gewesen, wie der Wahl der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), so Mehltretter. Als Vorbereitungsphase bezeichnet der 30-Jährige die vergangenen Wochen, Vorbereitungen darauf, in allen Bereichen handlungsfähig zu sein. Was diesen Start der Legislaturperiode von anderen unterscheide, sagt Andreas Mehltretter, sei, dass im Normalfall inhaltlich keine Entscheidungen getroffen würden, solange nicht die Mitglieder der einzelnen Ausschüsse gewählt seien. In dieser Periode seien aber schon zum Beginn wichtige politische Entscheidungen im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes verhandelt und beschlossen worden.

Ein Budget von 22 000 Euro im Monat für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Der Grünen-Abgeordnete Leon Eckert hat auch deswegen die vergangenen 100 Tage als turbulent und schnell erlebt. "Das war ein Sprung ins kalte Wasser. Es ging sofort los", sagt er. In der ersten Woche habe er bereits Einladungen erhalten und bereit sein müssen, um Einfluss nehmen zu können. Auch mit Hinblick auf Anregungen für die Koalitionsverhandlungen. Sein persönlicher Höhepunkt sei die konstituierende Sitzung des Bundestags gewesen, ein feierlicher Moment im Oktober, der den Startschuss für die Zukunft gegeben habe, erinnert sich Eckert. Das erste Mal im Plenarsaal zu sitzen, sei erst unwirklich gewesen, dann aber erhebend. Es seien schon Verhandlungen gelaufen, bei denen die Abgeordneten mitdiskutieren konnten. "Ich durfte da auch kleine Spitzen reinbringen, da im Alltagsgeschäft dahinter zu sein und das mitzubekommen, das war interessant."

Daneben habe er sich aber auch eine Struktur schaffen müssen. Das Büro müsse aufgebaut und Mitarbeiter gefunden werden. Mit einem Budget von 22 000 Euro im Monat können die Abgeordneten frei entscheiden, wie und in welchem Umfang Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eingestellt werden, erklärt Eckert. Mit dem 26-Jährigen sollen nun sechs Personen zusammen arbeiten, drei im Wahlkreis und drei in Berlin. Weil Leon Eckert Mitglied im Innenausschuss ist, sucht er nun seinen ersten wissenschaftlichen Mitarbeiter, der das Thema Bevölkerungsschutz und Ehrenamt mit ihm bearbeitet.

Andreas Mehltretter berichtete vom Zustand der Ampelkoalition. (Foto: Marco Einfeldt)

Ausbau der Erneuerbaren für Mehltretter ganz oben auf der Agenda

Um lokalpolitische Interessen im Bundestag umzusetzen, sei es wichtig, auch lokal Akteure zu vernetzen, betonen die beiden Abgeordneten. Nach Berlin reisen Andreas Mehltretter und Leon Eckert immer dann, wenn eine Sitzungswoche im Bundestag stattfindet. 21 gibt es davon in diesem Jahr, die erste beginnt am kommenden Montag. Fünfeinhalb Stunden braucht Leon Eckert insgesamt mit der Bahn von Eching nach Berlin. Der 26-Jährige war schon am Donnerstag angereist und nicht erst Montag, wie SPD-Kollege Mehltretter. Eckert hat sich in der Hauptstadt eine Wohnung gemietet. Die Schlüsselübergabe stand an, erzählt er.

Bei den politischen Neujahrsvorsätzen sind sich Mehltretter und Eckert einig: Sie wollen sich konkret für die Themen des Wahlkreises einsetzen. Für Mehltretter steht dabei in den nächsten Monaten der Ausbau erneuerbarer Energien ganz oben auf der Agenda. Dafür möchte er die Weichen stellen und somit die Energiewende vorantreiben.

© SZ vom 07.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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