Bufdis im Landkreis:Unersetzlich

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Das Engagement von Bundes­freiwilligen­dienst­leistenden ist für die sozialen Einrichtungen und Verbände im Landkreis eine enorme Hilfe und für junge Leute die Chance, sich zu entwickeln. Die Lücke, die der Wegfall des Zivildienstes gerissen hat, können die "Bufdis" aber nicht schließen.

Von Gudrun Regelein, Freising

Samuel Arndt ist einer der etwa 41 200 "Bufdis", die es in Deutschland gibt. Der 18-Jährige hat im vergangenen Mai Abitur gemacht, danach wusste er nicht, was er studieren wollte, erzählt er. "Ein Jahr nur reisen oder ins Ausland gehen, wollte ich aber auch nicht." Das mit dem Freiwilligendienst habe sich dann so ergeben, sagt der Freisinger. Jetzt ist er seit vergangenem September als Bufdi bei der Caritas Freising. Er finde es gut, "es ist interessant und spannend. Außerdem weiß ich jetzt, wie es ist zu arbeiten".

Die "Bufdis" lösten 2011 die "Zivis" ab. Die Zahl der Bundesfreiwilligendienstler ist seit ihrer Einführung in Deutschland auf relativ gleichem Niveau geblieben: Knapp 41 200 Menschen haben im vergangenen Jahr den Dienst absolviert, das gab das Bundesamt für zivilgesellschaftliche Aufgaben in der vergangenen Woche bekannt. Für die Caritas Freising zumindest bedeuten die Bufdis "eine wahre Bereicherung", sagt Gina Saiko-Kaiser. Sie betreut bei dem Wohlfahrtsverband seit drei Jahren die Freiwilligendienstler. Früher habe man für diese zwei Plätze gehabt, seit dem vergangenen Jahr sind es drei. Die Bufdis werden nach einer zweiwöchigen Einarbeitungszeit in allen Fachdiensten eingesetzt - in der Verwaltung, der Erziehungsberatung, bei Rentabel, in der Ganztagesbetreuung oder im Fahrdienst. 600 Euro monatlich bekommen die Bufdis bei der Caritas für ihre Tätigkeit, zusätzlich wird ihnen in fünf Wochen in Seminaren eine Ausbildung geboten - und 30 Tage Urlaub.

Junge Menschen nutzen den Bufdi zur Selbstfindung

"Bislang konnten die Stellen immer besetzt werden - wenn auch manchmal erst nach intensiver Suche", berichtet Saiko-Kaiser. Viel geschehe inzwischen über Mund-zu-Mund-Propaganda oder über die sozialen Medien. "Bei uns läuft das gut." Junge Menschen werden Bufdis, da sie sich - zumindest grundsätzlich - für die soziale Arbeit interessierten, erzählt Saiko-Kaiser. "Und dann spielt bei vielen eine Rolle, dass sie dadurch nach dem Abitur ein Jahr für ihre Selbst- und Berufsfindung dazugewinnen." Eigentlich alle Bufdis machten in diesem einem Jahr dann auch eine "Wahnsinnsentwicklung", schwärmt sie. Aber auch die Caritas profitiere: "Wir können so Nachwuchs werben", sagt Saiko-Kaiser. Außerdem bieten die Bufdis im Laufe des Jahres eine große Entlastung, "die sind unersetzlich und eine riesige Hilfe".

Nicht genug: 40 000 Bufdis für 100 000 Zivis

Der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Freising, Albert Söhl, sieht das etwas kritischer. Für ihn kompensiert der Bundesfreiwilligendienst nicht den Wegfall des Zivildienstes: "Heute gibt es gut 40 000 Bufdis, früher aber hat es sicher über 100 000 Zivis gegeben." Die Zahl der Helfer sei drastisch reduziert worden, diese fehlten, sagt er. Beim BRK in Freising sind derzeit zwei Bufdis tätig: "Eigentlich aber bräuchten wir viel mehr", sagt der Kreisgeschäftsführer. Früher habe es bis zu zwölf Plätze für Zivis gegeben. Die Bufdis, die er habe, müsse er aber loben, das seien sehr engagierte junge Menschen. Eingesetzt werden sie im Rettungs- und im Fahrdienst. "Aber wir könnten noch viel mehr beschäftigen, die Leute gehen uns ab", klagt Söhl. Früher habe man die Zivis etwa im Betreuten Wohnen eingesetzt, bei Ausflügen oder zur Begleitungen von Senioren. Mittlerweile mussten einige Angebote schon gestrichen werden, da das notwendige Personal fehlt.

Die Lebenshilfe Freising hat in ihrer Offenen Behindertenarbeit zwei bis drei Stellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Bufdis - derzeit sind alle besetzt. Aber es ist immer eine Zitterpartie, bis man jemanden findet. "Das ist immer unsicher, früher bei den Zivis war das anders, da wusste man ja, dass jemand kommt", sagt Bereichsleiterin Saskia Hobmeier. Man müsse viel Werbung machen und Präsenz zeigen, um Freiwillige zu finden. Auch sie sagt, dass sie zur Begleitung und Betreuung der Menschen mit Behinderung noch mehr Bufdis und FSJler brauchen könnte. Bei der Arbeiterwohlfahrt in Freising gibt es derzeit keinen Bufdi, berichtet Geschäftsführer Jochen Beer: "Wir haben einen Inklusions-Arbeitsplatz geschaffen, deswegen haben wir keinen Bedarf." Mit den Bufdis aber habe man in den Jahren zuvor immer sehr gute Erfahrungen gesammelt, betont er. Einen Großteil der überwiegend weiblichen Bufdis habe man sogar in feste Arbeitsverhältnis übernommen - und neue Arbeitsplätze geschaffen.

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