Bürokraten verärgern Bürger:"Uns hat doch noch jeder gefunden"

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Die Stadtverwaltung will den Bewohnern der Auenstraße im Isarauenpark neue Adressen verpassen - die wehren sich gegen die geplante Änderung ihres Straßennamens. In ihrem Internetblog hat sich auch schon OB Tobias Eschenbacher zu Wort gemeldet.

Birgit Goormann-Prugger

FreisingBei den Bewohnern der Auenstraße im Isarauenpark in Freising herrscht helle Aufregung. Die Gebäude tragen dort bisher die Nummern 25 bis 307. Weil es laut Stadtverwaltung deshalb aber immer wieder Probleme gibt, die Gebäude zu finden, sollen nach einem Stadtratsbeschluss vom 18. April die Namen der einzelnen Stichstraßen geändert werden. Gedacht ist daran, dafür die Namen bekannter Freisinger Künstler zu verwenden: Asmus Debus, Friedrich Kohlsaat, Adalbert Kromer, Hansl Bock, Karl Schwarzenbacher und Josef Nickl. Die Bewohner der Auenstraße selbst sind davon alles andere als begeistert. Sie fürchten den hohen Aufwand, den die Straßennamensänderung mit sich bringt. Beispielsweise müssen Ausweise umgeschrieben und Kfz-Scheine neu ausgestellt, Banken und Versicherungen informiert werden.

In einem eigens erstellten Internetblog unter dem Titel "Rettet die Auenstraße" (www.auenstrasse.blogspot.de) machen die Betroffenen ihrem Ärger über die Stadtratsentscheidung Luft. Sehr erfolgreich übrigens, der Blog verzeichnete bereits kurz nach seiner Eröffnung mehr als 1500 Seitenaufrufe. Auch der neue Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hat sich dort zur Sache geäußert. "Auch wenn ich erst seit ein paar Tagen im Amt bin, habe ich bereits einen sehr großen Stapel Post von den Anliegern der Auenstraße bekommen", schreibt er dort. Deren Bedenken könne er nachvollziehen. "Deshalb werde ich auch, bevor irgendwelche weiteren Schritte vollzogen werden, den ganzen Sachverhalt und die Begründungen noch einmal hinterfragen und mir ein Bild vor Ort machen", versichert Eschenbacher. Er werde den Sachverhalt mit den Anliegern persönlich erörtern. Ein Termin dafür muss noch gefunden werden. Bis dahin werde der Beschluss des Stadtrats auch nicht vollzogen, erklärt der OB.

Damit sind die rund 200 betroffenen Anwohner der Auenstraße vorerst zufrieden, denen der Sinn diese Straßennamensänderung nicht so recht einleuchten mag. "Bisher hat uns noch jeder gefunden. Sogar die kleinsten Kinder, die hier wohnen, finden ihr eigenes Zuhause wieder. So unübersichtlich kann die Lage hier nicht sein", schreibt zum Beispiel einer der Betroffenen. Ein anderer erklärt: "Ich selbst wohne seit Anfang 2003 im Isarauenpark und kenne keinen einzigen Fall, in dem unser Haus oder eines der anderen Grundstücke des Isarauenparks nicht gefunden worden wäre. Dies schließt Besucher und Freunde ebenso ein wie Handwerker, Lieferdienste und Mitarbeiter der Behörden." Zu dem verfügten moderne Rettungsdienste heutzutage über Navigationsgeräte. Eine andere Anwohnerin wehrt sich entschieden gegen die Pläne, künftig mit der Adresse "Hansl-Bock-Straße" leben zu müssen. Bei dieser Schreibweise sei garantiert, dass die überregionale Post nicht ankomme, weil die Schreibweise höchstwahrscheinlich nicht mit dem Straßennamen übereinstimme.

Was die Auenstraßenbewohner auch verärgert, ist die Tatsache, dass sie lediglich über eine Mitteilung im Freisinger Amtsblatt über den Stadtratsbeschluss vom 18. April informiert und damit praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt worden sind. Und das nur kurz nach dem Oberbürgermeisterwahlkampf, in dem sich schließlich jeder Kandidat für mehr Bürgernähe und Transparenz ausgesprochen habe.

© SZ vom 09.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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