Süddeutsche Zeitung

Bürgerversammlung:Mehr Lebensqualität wagen

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Die Pullinger befürchten, dass sie bei der Ortsentwicklung von einem "Geheimbund" vor vollendete Tatschen gestellt werden. OB Tobias Eschenbacher verweist auf die umfassenden Informationen im Internet

Von Angie Fuchs, Freising

Wer sind eigentlich die Bürger, die am Pullinger Ortsteilentwicklungsplan mitarbeiten? Diese Frage trieb die Anwesenden bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend im Sportheim am meisten um. Mit Hingergrundinformationen, Plänen und Fotos zu kleineren und größeren Projekten in Freising begann Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher die Pullinger Bürgerversammlung. Natürlich war auch der "große Nachbar Flughafen" ein Thema. Die Stadt dränge schon lange darauf, dass der Flughafen auf Höhe des Postzentrums den "Verhau" beseitige und statt Containern etwas anderes errichte. Dies wolle der Flughafen nun offenbar anpacken, so Eschenbacher. Möglicherweise entstünde dort ein Schulungszentrum. Aber man werde ein wachsames Auge darauf haben, was an dieser Stelle gebaut wird, damit es zu keinen "Kannibalisierungseffekten" komme: Eine Shopping Mall so nah bei der Stadt etwa würde deutlich Kaufkraft abziehen. Was den Kampf gegen die dritte Startbahn betrifft, geht Eschenbacher jedoch davon aus, dass "nach der Bundestagswahl bei denen, die die dritte Startbahn wollen, derzeit andere Themen anstehen". Er versprach aber auch: "Wir bleiben dran!"

Für erhitzte Gemüter sorgte bei den Pullingern an diesem Abend vor allem der Ortsteilentwicklungsplan: Bürger beschwerten sich, dass man nicht wisse, wer eigentlich in dem dazugehörigen Arbeitskreis mitarbeite. Von einem "Geheimbund" war die Rede, von der Sorge, dass man vor vollendete Tatsachen gestellt werden könnte. Oberbürgermeister Eschenbacher betonte, dass sowohl die Teilnehmerliste als auch weitere Hintergrundinformationen auf der Homepage der Stadt Freising nachzulesen sind. Da einige Bürger aber kein Internet nutzen würden, forderte ein Pullinger, in den Ortsteilen ebenso übersichtliche Anschlagstafeln zu installieren wie sie in Freising auf dem Marienplatz für Informationen aus dem Rathaus existieren. Dem erteilte Eschenbacher aber eine Absage: Dies sei vom Pflegeaufwand her nicht zu stemmen. Um dennoch internetfreie Informationen anbieten zu können, bat er Ortsprecherin Heidi Kammler, Broschüren zur Stadtentwicklung auszulegen.

Und Eschenbacher versicherte: "Der Plan, der am Schluss vom Stadtrat beschlossen wird, wird vorher ausgiebig mit den Bürgern besprochen." Die Wünsche der Bürger waren auch am Anfang des Ortsteilentwicklungsplans gestanden: Im Rahmen einer Postkartenaktion habe die Stadt im April zunächst alle Bürger gebeten, Vorschläge einzureichen, wie man Pulling attraktiver machen könnte. Hier sei am häufigsten das Ortszentrum und das Fehlen der Nahversorgung genannt worden, so Eschenbacher. Auf Nachfrage erklärte Kammler allerdings, dass nur rund 40 der über 1000 verschickten Postkarten mit Vorschlägen zurückgeschickt worden seien.

Außerdem bemängelt wurde am Dienstagabend der schlechte Zustand der Straßen in Pulling. Ein Bürger erinnerte daran, dass man vor rund 40 Jahren eingemeindet worden sei - und seit dem sei nur eine Straße erneuert worden. Außerdem mache er sich Sorgen, wer denn gegebenenfalls eine Straßensanierung zahlen würde. Die Anlieger? Und wenn man das Geld nicht habe? Müsse man dann sein Haus verkaufen? Denn als Rentner bekäme man ja auch keinen Kredit...

Eschenbacher beruhigte, dass niemand dafür sein Haus verkaufen müsse. In Härtefällen könnten die Kosten auch gestundet werden. Er räumte allerdings ein, dass die Rechtslage diesbezüglich eindeutig sei und die Stadt Anlieger anteilsmäßig an den Kosten beteiligen müsse. Eine Gesetzesänderung könne allenfalls der Landtag beschließen. Zudem verwies er auf aktuell laufenden Klagen in ganz Bayern, die die Rechtslage ebenfalls ändern könnten.

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Quelle:
SZ vom 26.10.2017
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