In den ersten fünfeinhalb Jahren seit seiner Gründung hat der Bürgerverein Freising viel erreicht. Hartnäckig weist er auf die Gefahren durch ultrafeine Partikel (UFP) im Flughafenumland hin. Inzwischen gibt es zwei lange geforderte, offizielle Messstellen und ein Forschungsprogramm der Universität Bayreuth, in das der Verein eingebunden ist. Das seien "Meilensteine", sagte der bisherige Vorsitzende Reinhard Kendlbacher. Seiner Nachfolgerin Katrin Stockheim gab er mit auf den Weg, dass es auch weiterhin dicke Bretter zu bohren gelte.
Kendlbacher wollte bei den Neuwahlen aus Altersgründen nicht mehr kandidieren. Stockheim, 44, steht mit Wolfgang Herrmann als Stellvertreter, Schriftführer Oswald Rottmann und Kassierin Sylvia Heinrich ein erfahrenes Team zur Seite. Beisitzer sind Eva Bönig, Werner Habermeyer, Gerhard Müller-Starck, Thomas Enghofer und Robert Wäger. Erstmals seit Pandemie-Beginn konnte die Versammlung in Präsenz im Grünen Hof in Lerchenfeld stattfinden.
118 Mitglieder zählt der Verein derzeit. Mit seinen drei eigenen Geräten sei er in ein kommunales UFP-Messnetz eingebunden, bilanzierte Kendlbacher. Auch in der Politik sei man gut vernetzt. Die fachliche Kompetenz des Bürgervereins Freising in Sachen Ultrafeinstaub-Messungen sei mittlerweile "wissenschaftlich anerkannt", nachdem man anfangs belächelt worden sei. Mit dem Helmholtz-Zentrum München bestehe eine enge Zusammenarbeit.
Um die Gesundheitsgefahren der Bevölkerung deutlich zu reduzieren, fordert der Bürgerverein die zeitnahe Einführung von schwefelarmem Kerosin. "Je weniger Schwefelgehalt, desto weniger ultrafeine Partikel", sagte Kendlbacher. Auf Seiten des Flughafenbetreibers sieht der Bürgerverein allerdings wenig Bereitschaft, das Problem anzugehen. "Die FMG ist kein guter Nachbar", kritisierte Kendlbacher.
Die Belastung könnte verringert werden
Allein durch das Schleppen der Flugzeuge vom oder zum Gate könnte die UFP-Belastung, die beim Verbrennen von Kerosin entsteht, verringert werden, darüber hinaus könnten im Jahr 150000 Tonnen CO₂ eingespart werden. An anderen Flughäfen gebe es Modellversuche, nicht jedoch in München, monierte Gerhard Müller-Starck. Auf EU-Ebene sei es durch den Kontakt zu Manfred Weber (CSU) gelungen, den Fokus auf das Thema Schwefelgrenzwerte zu lenken. Der Abgeordnete wandte sich vor kurzem in einem Brief an EU-Kommissarin Adina Valean. Das Projekt Klimawald - die FMG unterstützt den Waldumbau in mehreren Gebieten in Bayern - ist für Müller-Starck dagegen nur "Greenwashing", mit dem viel heiße Luft erzeugt werde.
Weitere Forderung des Bürgervereins, wie auch vieler Gemeinden und der Bürgerinitiativen in der Region, ist die Herausnahme der dritten Startbahn aus dem Landesentwicklungsplan. Damit wäre das Projekt endgültig vom Tisch. Außerdem setzt er sich für ein einheitliches Nachtflugverbot an deutschen Flughäfen zwischen 22 und sechs Uhr ein.
Messungen direkt am Flughafen gefordert
Noch nicht weit genug gehen dem Bürgerverein die offiziellen UFP-Messungen. Diese müssten auch am Flughafen stattfinden, nicht nur in Hallbergmoos und Freising. Auch in Sachen Event-Arena haben sich die Mitglieder klar positioniert. Der Verein gehört dem neu gegründeten Bündnis "Koa Kongresshalle" an. In jedem Fall abgewartet werden sollte die Untersuchung der Uni Bayreuth, wie hoch die Schadstoffbelastung am Flughafen und die Gesundheitsgefährdung dadurch seien, fand Kendlbacher.
Für die aktuelle Studie seien seit Juni 2021 an sechs Messstationen Daten erhoben worden, erklärte Wolfgang Herrmann. Die Betreuung sei sehr intensiv gewesen. Die Datensätze müssten nun ausgewertet werden.
An seine Nachfolgerin Katrin Stockheim übergab Kendlbacher mit einem Messgerät-Koffer symbolisch die Verantwortung. Er gestand, dass er auch froh sei, den Vorsitz nun abgeben zu können. Die Arbeit "war da und dort nicht ganz einfach".