Belastung durch ultrafeine Partikel:Bürgerverein fordert endlich konkrete Schritte

Belastung durch ultrafeine Partikel: Im Niedriglast-Betrieb von Triebwerken entstehen laut Bürgerverein Freising besonders viele Schadstoffe, er fordert deshalb den Einsatz von Taxibots am Flughafen, um die Maschinen über die Rollbahnen zu ziehen.

Im Niedriglast-Betrieb von Triebwerken entstehen laut Bürgerverein Freising besonders viele Schadstoffe, er fordert deshalb den Einsatz von Taxibots am Flughafen, um die Maschinen über die Rollbahnen zu ziehen.

(Foto: Stanislav Belicka/Imago/imagebroker)

Dass Ultrafeinstaub gesundheitsschädlich ist, halten die Flughafenkritiker für ausreichend bewiesen. Sie fordern den Einsatz von Taxibots, die Flugzeuge zum Rollfeld ziehen, um den Schadstoffausstoß zu reduzieren.

Von Petra Schnirch, Freising

Der Bürgerverein Freising fordert endlich Konsequenzen. Es sei mittlerweile nachgewiesen, dass ultrafeine Partikel (UFP) schädlich für die Gesundheit seien, sagte Oswald Rottmann. Die Verantwortlichen müssten jetzt handeln und nicht auf die Ergebnisse weiterer Studien warten. Eine Maßnahme, die sich nach Meinung des Vereins zeitnah umsetzen ließe, um den Schadstoffausstoß zu verringern, sind sogenannte Taxibots, mit deren Hilfe Flugzeuge ohne laufende Triebwerke auf den Rollbahnen gezogen werden können.

Der Flughafen München sei der größte Ultrafeinstaub-Emittent in der Region, kritisierte der Verein bei einem Pressetermin. Dass hier nichts passiere, "geht mir langsam auf den Geist", sagte Rottmann. Ein Flughafen, der sich vollständig in öffentlicher Hand befindet, "sollte hinsichtlich Gesundheit, Umwelt- und Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen". Doch die Staatsregierung - mit 51 Prozent hält sie die meisten Anteile - vertröste die Menschen immer wieder mit der Begründung, der Ultrafeinstaub-Ausstoß und die Wirkungen müssten noch weiter erforscht werden. Man müsse aber nicht die letzten Kommastellen erforscht haben, "um eine Schadensbegrenzung einzuleiten", monierte der Verein. Für Rottmann sind das nur Verzögerungstaktiken. Von den Verantwortlichen kämen lediglich "nichtssagende Erläuterungen".

An einigen Flughäfen, etwa in Schiphol, Amsterdam, wird das emissionsfreie Schleppen von Flugzeugen auf den Rollbahnen durch Taxibots laut Bürgerverein bereits erprobt. Am Flughafen München aber werde davon kein Gebrauch gemacht. Dabei könnten die Airlines die Kosten für 55 000 Tonnen Kerosin einsparen, das wären drei Tonnen weniger Schadstoffe, erläuterte Rottmann. Auf den Rollbahnen würden fast 40 Prozent des gesamten Kerosins für Start und Landung verbraucht. Mit elektrischen Flugzeugschleppern wäre es möglich, mehr als ein Drittel der Luftschadstoffe zu vermeiden. Im Niedriglast-Betrieb der Triebwerke entstehen laut Bürgerverein besonders viele Luftschadstoffe. Natürlich seien die Schlepper teuer, aber der Airport könnte von den Fluggesellschaften im Gegenzug höhere Landegebühren verlangen.

Davon profitieren würden nicht nur die Anwohner in der Region, sondern auch die Beschäftigten am Airport. Den meisten Menschen sei nicht bewusst, dass sie die ungefilterten Abgase der Triebwerke einatmen müssten. Was der Bürgerverein seit Langem moniert: Die Flughafen München GmbH (FMG) verweigere weiterhin UFP-Messungen direkt am Airport. Im Umland, in Freising und Hallbergmoos, gibt es inzwischen offizielle Messstationen.

Die Staatsregierung halte sogar an den Plänen für eine dritte Startbahn fest

Kritik übt der Bürgerverein auch an Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann. Ihn habe man, ebenso wie Finanzminister Albert Füracker, der Vorsitzender des Aufsichtsrats ist, schon mehrmals angeschrieben, um auf die FMG einzuwirken, die Belastungen durch Ultrafeinstaub zu reduzieren. "Nach wie vor wird kein Handlungsbedarf gesehen", heißt es in den Presseunterlagen des Vereins. Dabei habe der Bürgerverein Freising, unterstützt durch die Stadt Freising, das Helmholtz-Zentrum München und das Umweltministerium, die UFP-Belastung nachgewiesen und damit das Ausmaß der Belastung durch den Flughafen bestätigt. Die Staatsregierung halte sogar an den Plänen für eine dritte Startbahn fest, mit der 600 000 Flugbewegungen im Jahr angestrebt würden, derzeit seien es etwa halb so viele. Damit würden sich die Emissionen sogar verdoppeln.

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