Bürgerentscheid zu Transgourmet:Der Wahlkampf ist eröffnet

Bürgerentscheid zu Transgourmet: Gutes Gewerbe: Das Ausbildungszentrum eines großen deutschen Autoherstellers passt auch nach Ansicht der Bürgerinitiative "Transgour-nee" gut in die Clemensänger.

Gutes Gewerbe: Das Ausbildungszentrum eines großen deutschen Autoherstellers passt auch nach Ansicht der Bürgerinitiative "Transgour-nee" gut in die Clemensänger.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Grünen lehnen die Ansiedlung des umstrittenen Lebensmittellogistikers in den Clemensängern ebenso ab wie die Bürgerinitiative. Befürchtet wird eine "Abwärtsspirale zum Industriegebiet".

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Entscheidung des Stadtrats, den Bürgerentscheid gegen die Ansiedlung des Lebensmittellogistikers Transgourmet in den Clemensängern zuzulassen, war noch keine 24 Stunden alt, da hat die Bürgerinitiative "Transgour-nee" mit Unterstützung der Grünen am Freitag den Wahlkampf eröffnet.

Gemeinsam wünschte man sich eine "faire Auseinandersetzung" zu diesem Thema - und gemeinsam formulierte man eine zentrale Sorge: Sollte sich der Logistikriese tatsächlich am Freisinger Südring niederlassen, könnte das Firmen "mit ähnlich gelagerten Konzepten" dazu animieren, ebenfalls nach Freising ziehen zu wollen, warnte Grünen-Stadtrat Sebastian Habermeyer. Er verriet, dass die Stadt bereits "mit einer weiteren Food-Spedition verhandelt".

Mehr dürfe man dazu nicht sagen, es gehe jedoch um ein noch freies Grundstück in den Clemensängern-West. Wenn hier eine Entwicklung einsetze wie in Eching, wo sich rund um den Branchenriesen Ikea immer mehr Möbelhäuser niedergelassen hätten, "dann gerät unser Gewerbegebiet gewaltig in Schieflage", so Habermeyer.

Auch wegen dieser Befürchtungen bewerten die Grünen den Bürgerentscheid als eine "Richtungsentscheidung" in der Frage, wie sich die Stadt Freising weiter entwickeln will.

Dabei wollen sowohl die Stadträte der Grünen als auch die Vertreter der Bürgerinitiative keinesfalls als "Neinsager" dastehen. Selbstverständlich solle in einem Gewerbegebiet auch Gewerbe angesiedelt werden, sagte Michael Roth von "Transgour-nee". Man sei für eine zügige Entwicklung der Clemensänger mit leistungsfähigen Unternehmen. Roth: "Transgourmet ist nur das falsche Projekt am falschen Ort." Alle anderen Niederlassungen des Unternehmens fänden sich in Logistikparks mit ausreichendem Abstand zur Wohnbebauung. Der Standort in Freising aber sei gerade einmal 400 Meter von den ersten Häusern Lerchenfelds entfernt.

Auch Roth befürchtet, dass mit Transgourmet in den Clemensängern eine "Abwärtsspirale" hin zum Industriegebiet einsetzen wird und stellte die Notwendigkeit dieser Ansiedlung in Frage. Freising habe ein weit überdurchschnittliches Entwicklungspotenzial, sagte er: "Es ist nicht notwendig, nach diesem Strohhalm zu greifen, wir sind doch nicht Gelsenkirchen."

Natürlich sei die Vermarktung der Clemensänger "von Anfang an problembehaftet" gewesen, räumte Stadtrat Habermeyer ein. Anfang der 90er Jahre habe eine Firma, "die sehr CSU-nah war", viel Geld für die Entwicklung des Gewerbegebiets erhalten - "und dann hat man ihnen noch Geld hinterhergeworfen, damit sie wieder gehen", so der Grünen-Politiker. Doch auch die Stadt selber habe im Anschluss Fehler gemacht und das Gebiet "nicht so professionell vermarktet, wie es wünschenswert wäre".

Mit der Ansiedlung des VW-Ausbildungszentrums sei das anders geworden, sagte Habermeyer. Diese sei als großer Erfolg verkauft worden, weil die Niederlassung zum Niveau des Hochschulstandorts Freising passe. Die Hoffnung, dass es auf den verbleibenden Flächen so weitergehen würde, habe sich jedoch zerschlagen, als plötzlich die Pläne von Transgourmet für einen weiteren Bauabschnitt der Clemensänger aufgetaucht seien.

"Dabei sind die anderswo aus gutem Grund schon abgeblitzt", so Habermeyer: "Wir wollen in Freising nicht werden wie Langenbach. Wir wollen eine nachhaltige Politik mit der Ansiedlung von hochwertigem Gewerbe, mit guten Arbeitsplätzen und Unternehmen, die Gewerbesteuer zahlen." Das alles biete eine Spedition nicht.

Noch etwas drastischer formulierte Stadtratskollege Manfred Drobny seine Ablehnung des Projekts. Den Befürwortern gehe es lediglich um das schnelle Geld, sonst gebe es kein Argument für Transgourmet: "Das wird ein Rückschritt zum Vorortschmuddelgewerbegebiet."

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