Bürgerentscheid:Freising sagt ja

74 Prozent der Wahlberechtigten stimmen für die Öffnung der Moosach in der Oberen Hauptstraße. Für das zentrale Projekt der Innenstadtkonzeption soll schon im Sommer die Detailplanung vorgestellt werden

Von Kerstin Vogel

Das war eine ganz deutliche Entscheidung: 74,02 Prozent der Freisinger Wähler haben sich beim Bürgerentscheid am Sonntag für die Öffnung der Stadtmoosach in der Oberen Hauptstraße ausgesprochen. Damit haben sie den Weg frei gemacht für ein zentrales Projekt der neuen Freisinger Innenstadtkonzeption, von dem sich neben der großen Mehrheit des Stadtrats auch zahlreiche Geschäftsleute in der Altstadt einen Aufschwung für das Zentrum erhoffen. Entsprechend erfreut und erleichtert reagierten am Sonntagabend auch die Vertreter der Stadtrats-Fraktionen, die zusammen mit ein paar Bürgern im Sitzungssaal des Rathauses auf das Ergebnis gewartet hatten. "Die Bürger haben klar entschieden, dass sich etwas bewegen soll", kommentierte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher den Ausgang des Entscheids zufrieden.

Die letzten Wähler hatten ihre Umschläge am Sonntag noch eine Minute vor Schluss in den Rathausbriefkasten geworfen, nahezu zeitgleich stellte Oberbürgermeister Eschenbacher sein Fahrrad hinten im Hof ab: Noch einmal stand nach der Landtagswahl im Herbst und der Kommunalwahl im März eine wichtige Auszählung an - und naturgemäß war es für die Freisinger weniger die Europawahl, als der Bürgerentscheid zur Moosachöffnung, dessen Ausgang mit Spannung erwartet wurde. Doch zunächst hieß es warten. Weil die Europawahl nach klaren Anweisungen aus dem Landratsamt zuerst ausgezählt werden musste und die Ergebnisse aus dem Wahllokal Fröbelschule - dem Wahlbezirk des Oberbürgermeisters übrigens - ungewöhnlich lang auf sich warten ließen, wurde es 19.48 Uhr, bis die ersten Trendmeldungen zu der reinen Freisinger Abstimmung eintrafen.

An den Stehtischen im Sitzungssaal hatte man also Zeit, nicht nur die Notwendigkeit der neuen Innenstadtkonzeption, sondern auch das ungewöhnlich gute Abschneiden der AfD bei der Europawahl in der Domstadt zu diskutieren - damit hatte offenbar niemand gerechnet. Auch, dass der Bürgerentscheid am Ende so deutlich ausging, überraschte den einen oder anderen an diesem Abend ein wenig - Grünen-Stadtrat Sebastian Habermeyer allerdings erklärte nachher, jedes Ergebnis unter 60 Prozent wäre für ihn enttäuschend gewesen.

Tatsächlich gab es kein einziges Wahllokal in Freising, in dem die Zustimmung derart "gering" ausgefallen wäre: Sogar in den Ortsteilen Sünzhausen, Hohenbachern und Tüntenhausen überzeugte die Idee von dem offen durch die Obere Stadt fließenden Moosacharm jeweils mehr als 63 Prozent der Wähler. Sehr deutlich fiel die Zustimmung außerdem in den Wahllokalen in der Innenstadt selber aus: In der Stadtbibliothek stimmten fast 79 Prozent der Wähler mit "Ja", im Asamgebäude waren es an die 75 Prozent, in der AOK sogar 80,35. Die Freisinger CSU, auf deren Initiative und Betreiben der Bürgerentscheid hatte durchgeführt werden müssen, hatte im Kommunalwahlkampf im März stets suggeriert, dass vor allem unter den Bürgern der Innenstadt große Unzufriedenheit und Unsicherheit mit den Plänen für eine geöffnete Stadtmoosach herrsche. Das hat die Abstimmung so nicht bestätigt.

Der Entwurf für die neue Gestaltung der gesamten Freisinger Altstadt, mit der das Büro "ST Raum A" im vergangenen Jahr den Realisierungswettbewerb gewonnen hat, kann deshalb nun also in die Detailplanung gehen. Die Ergebnisse sollen dem Zeitplan zufolge im Sommer dieses Jahres vorgestellt werden. Anschließend muss dann noch ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden, das etwa ein Jahr dauern dürfte. Läuft alles gut, könnte 2015 mit dem Bau begonnen werden - und schon 2018 könnte die Moosach wie in alten Zeiten wieder offen durch die Stadt fließen.

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