Bühne:So ist das Leben

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Der Kabarettist Josef Hader begeistert das Publikum beim Moosburger Sommerfestival mit einem Streifzug durch frühere Programme

Von Alexander Kappen, Moosburg

Hader spielt Hader. Und das macht er verdammt gut. Weil Hader Hader gut kennt. Und weil der österreichische Kabarettist unter diesem Titel mit seinem Best-of-Programm schon seit Jahren erfolgreich auf Tour ist. Er hat also eine gewisse Routine. Dennoch bietet jeder Auftritt was Neues. Er muss sein Publikum ja erst kennenlernen. Wie beim Moosburger Sommerfestival am Samstag auf dem "Plan". Aber: "Wir werden uns schon bald aneinander gewöhnt haben", ließ der 55-Jährige seine Zuhörer wissen. "Oder vielleicht trennen wir uns bald." Auch wenn er die positiven Aspekte einer sofortigen Trennung aufzeigte ("Wenn Sie jetzt gehen, bleiben wir ewig neugierig aufeinander"), blieb das Publikum. Es tat gut daran.

Nach dem gut besuchten Auftritt des Magiers Sebastian Nicolas am Freitag und vor dem Festival-Finale mit der Bühne Moosburg und der Laienspielgruppe Langenbach am Sonntag genossen die Besucher bei mediterranem Sommerwetter vor der historischen Kulisse von Kastulusmünster, Johanniskirche und alten Bürgerhäusern auf dem voll besetzten "Plan" Haders Streifzug durch seine letzten fünf Programme. Und der hielt bis zum Ende durch, wenngleich er sagte: "In meinem Alter ist man nicht mehr gemacht für die Distanz von zwei Stunden, da wird man eigentlich in der 78. Minute ausgewechselt."

Hader redete, sang und spielte auf seinem Piano - obwohl er über seine Fähigkeiten am Klavier meinte: "Nirgends wird so viel Eintritt gezahlt für so schlechtes Klavierspiel wie hier." Hader spielte trotzdem. Und sang Lieder wie "So ist das Leben" mit so mancher philosophischen Zeile: "Der eine kommt nach Paris, der andere kommt nicht nach Paris, wie das Leben halt so is" und "Der eine wird Elektriker, der ander Epileptiker". Auch was ein Fade out ist und welchen Haken die Sache hat, dürfte nach Haders Auftritt jedem klar sein: "Die Musik wird leiser und leiser. Das wird nur schwierig mit einem gemeinsamen Applaus, weil für die Schwerhörigen das Lied eher aus ist als für die anderen."

Hader nahm das Publikum mit auf eine Reise durch einen bunten Mix an Themen. Von Humanismus über Vorurteile ("Das sind gelebte Erfahrungen"), die Gründe einer gescheiterten Ehe ("Sie war dauernd da, manchmal sogar im selben Raum"), die schwierige Entscheidung zwischen Auto und Kind ("Mit dem Auto kommt man schneller wo hin") sowie gesellschaftkritische Passagen ("Das ist vielleicht nicht so lustig, aber das zieh ich knallhart durch") bis zur schlechten Qualität von Erdbeer-Joghurt und Möbeln in der Demokratie: "Die besten Möbel gab's unter Ludwig XIV. - leider halt nur für ihn."

Nur mit einem geeigneten Schlusssatz hatte der Kabarettist seine Probleme: "Ich hab keine Botschaft. Ich kann ja schlecht sagen: Liebe Leut', schmeißt nix obe, dann braucht's nix aufglaub'n." So verabschiedete er sich halt mit einer Charme-Offensive. Den Blumenstrauß, den er vom Kulturverein bekam, reichte er an eine Frau aus dem Publikum weiter. Doch eine Blume schenkte er einer Reporterin, "weil sie den ganzen Abend so dezent fotografiert hat. Ohne Blitz, sonst hab ich immer das Gefühl, ich bin zu schnell".

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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