Bronzezeit Bayern Museum eröffnet:Hartnäckigkeit hat sich gelohnt

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Im neuen Bronzezeit Museum am Pantaleonsberg in Kranzberg lässt sich eine ganze Epoche per Touchscreen erkunden. Ein Ort zum Staunen.

Von Petra Schnirch

Es ist ein Ort zum Staunen, an dem die Besucher mittels modernster Technik eine Epoche erkunden können, die den allermeisten von ihnen ziemlich fremd sein dürfte. Am Freitag ist am Pantaleonsberg in Kranzberg mit vielen Ehrengästen, darunter Herzog Max in Bayern, das Bronzezeit Bayern Museum eingeweiht worden. Bis in die Nacht hinein war im Dachgeschoss des Pantaleonsgebäudes noch gearbeitet worden, damit die Festgäste die Multimedia-Präsentationen gleich ausprobieren konnten. Staatssekretär Bernd Sibler lobte die Anschaulichkeit. "Bei Pfostenlöchern in der Erde können sich die wenigsten etwas vorstellen." Die Interaktion sei wichtig, um auch ganz junge Menschen anzusprechen.

Dies gelingt offenbar: Zwei Mädchen begeisterte ein Touchscreen, auf dem sich Frauen und Männer aus den verschiedenen Abschnitten der Bronzezeit nach allen Seiten drehen lassen. Wieder und wieder wischten die jungen Besucherinnen über den Bildschirm. Wenige Meter weiter kann man sich per 3D-Brille ein Bild davon machen, wo die Menschen damals wohnten und was sie gegessen haben. Auf einem Modell lassen sich die Fundorte am Bernstorfer Berg und der Verlauf der Wallanlagen aus der mittleren Bronzezeit, der Hallstattzeit und des frühen Mittelalters nachvollziehen. Publikumsmagnete sind natürlich auch die Kopien des Goldschmucks, den Manfred Moosauer und Traudl Bachmaier 1998 entdeckten, sowie eine Vergrößerung des Bernsteingesichts - Aushängeschild des Museums mit hohem Wiedererkennungswert.

Immer wieder fielen in den Grußworten zwei Namen, ohne die das Museum nicht entstanden wäre: Moosauer verfolgte dieses Ziel mit "fordernder Hartnäckigkeit", wie es Martin Schaich von der Firma Arctron formulierte. Der Hobbyarchäologe warb auch unermüdlich um Spenden und knüpfte Kontakte zur Museumspädagogik. Ebenso viel Ausdauer bewies der Kranzberger Gemeindearchivar und langjährige Zweite Bürgermeister Alfons Berger, der sich Mitte der Neunziger Jahre für eine Sanierung des Pantaleonsgebäudes einsetzte - der Erhalt des ehemaligen HJ-Heims war in Kranzberg nicht unumstritten. Berger hatte schon bald die Vision, dort ein Museum zur Ortsgeschichte einzurichten - von Bernstorf war damals noch nicht die Rede. Der Mut habe sich gelohnt, bilanzierte Berger. Inzwischen sei das Haus an Wochenenden für Hochzeiten und Geburtstage ausgebucht. 10 000 Stunden an Eigenleistung brachten die Helfer ein. Der Schul- und Kulturausschuss des Kreistags hatte laut Berger zuvor aus Kostengründen abgewunken, als ihm das Haus für die Sammlungen des Archäologischen Vereins Freising angeboten worden war.

Was die Fertigstellung des Museums für Moosauer bedeutet, "kann man an seinem Gesicht ablesen", sagte Kranzbergs Bürgermeister Hermann Hammerl. Der Angesprochene genoss die Einweihungsfeier sichtlich und beschrieb seine Stimmungslage so: "Das ist ein Gefühl wie beim Goldfund, das mich durchrieselt von oben bis unten." Auch Christof Flügel von der Landesstelle für die nicht staatlichen Museen dankte Moosauer für dessen Beharrlichkeit. Die Bronzezeit komme in den bayerischen Lehrplänen kaum oder gar nicht vor. Es sei gelungen, das Thema "attraktiv zu vermitteln". Die moderne Präsentation könne anderen Museen als Anregung dienen.

Auch für den Landkreis Freising leiste das Bronzezeit-Museum einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben, sagte Landrat Josef Hauner. Es ermuntere die Besucher, "sich mit unserem kulturellen Erbe auseinanderzusetzen". Bei zwei Tagen der offenen Tür an diesem Samstag und Sonntag haben sie dazu gleich von 13 bis 18 Uhr Gelegenheit. Auch die Kranzberger sind stolz: Die Gemeinde "wird mit dem heutigen Tag kulturgeschichtlich reicher und bekannter", meinte Berger. "Die Bedeutungslosigkeit, in die Kranzberg nach der Auflösung des Landgerichts 1804 gefallen ist, wurde damit wieder wettgemacht", sagte er und erntete viele Lacher.

Trägerin des Museums ist die Gemeinde, die wissenschaftliche Beratung übernahm Karlheinz Rieder, der früher als Grabungsleiter für das Landesamt für Denkmalpflege in Bernstorf tätig war. Den kirchlichen Segen erteilten die Pfarrer Anton Erber und Manuel Ceglarek.

Geöffnet die das Museum Montag, Donnerstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr, für Gruppen nach Vereinbarung. Es ist nicht barrierefrei zugänglich.

© SZ vom 17.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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