Süddeutsche Zeitung

Brief an den Verkehrsminister:Verärgerte Anwohner

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Seit mehr als einem Jahr ist die Staatsstraße 2045 am "Ligeder Berg" in Volksmannsdorf halbseitig gesperrt

Von Alexander Kappen, Wang

Die schon seit mehr als einem Jahr halbseitig gesperrte Staatsstraße 2045 am "Ligeder Berg" in Volksmannsdorf sorgt weiter für großen Unmut unter den Anwohnern. Da der Hang zwischen der Straße und den Bahngleisen abzurutschen drohte, war die Fahrbahn im Dezember 2017 zunächst komplett und dann halbseitig aus Richtung Bruckberg gesperrt worden. Das ist sie bis heute. Nachdem der Grünen-Abgeordnete Johannes Becher im Landtag eine schriftliche Anfrage gestellt und zuletzt öffentlich Kritik am Vorgehen des Staatlichen Bauamts Freising geübt hatte, haben jetzt die Anwohner in einem Brief an den bayerischen Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) ihrem Ärger Luft gemacht. Die vom Minister gezeichnete Antwort auf Bechers Anfrage vom Januar stellt die Anlieger alles andere als zufrieden.

In einer Pressemitteilung übt Wolfgang van Thiel im Namen der betroffenen Anwohner grundsätzlich Kritik daran, wie im vorliegenden Fall in den vergangenen Jahren von den zuständigen Stellen verfahren wurde. Das Problem sei über die Jahre "von allen Instanzen - Straßenbauamt, Deutsche Bahn AG aber auch der Gemeinde - schöngeredet und total ignoriert" worden. Bereits 2009 habe eine Bürgerinitiative auf die Zustände am Ligeder Berg hingewiesen. Die Anwohner halten die enge Straße nach heutigen Maßstäben für ungeeignet als Strecke für den Schwerlastverkehr - und generell für ungeeignet als Staatsstraße. Jedoch sei man seitens der Verantwortlichen damals "in keinster Weise auf die eventuelle Gefahr, die Bedürfnisse und Anliegen der Bürger eingegangen", so die Anwohner.

Und dann sei 2017 "in einer Nacht- und Nebelaktion ohne irgendwelche Absprachen und vorbereitende Maßnahmen die Staatsstraße 2045 gesperrt" worden. Kritik rufen bei Van Thiel und seinen Mitstreitern auch "die Eingriffe in die Natur" hervor. Vergangenes Jahr wurde in der Schonzeit der Hang mit Zustimmung der Unteren Naturschutzbehörde gerodet, um die Sicherungsmaßnahmen vorzubereiten. Allerdings "ohne, dass konkreten Pläne vorlagen", so Van Thiel. Man müsse sich "fragen, ob alle diese Maßnahmen und der Aktionismus wirklich notwendig waren".

Inzwischen ist klar, dass der Hang vernagelt und mit einem Netz gesichert werden soll. Allerdings sind die Arbeiten wiederholt verschoben worden. Laut Verkehrsminister sind von Seiten der Deutschen Bahn, welcher der Hang gehört, "zusätzliche Anforderungen formuliert worden, die zu klären und abzuarbeiten sind, bevor ein Baubeginn erfolgen kann". Ein konkreter Zeitplan für die rund drei Millionen Euro teure Maßnahme "liegt vor diesem Hintergrund derzeit noch nicht vor". Das Staatliche Bauamt strebe aber "einen zügigen Baubeginn in der ersten Jahreshälfte 2019 an".

"Jeder hat Verständnis, wenn für einen kurzen Zeitraum Unannehmlichkeiten in Kauf genommen werden müssen, aber dieser Fall zieht sich nun schon seit 19.12.2017 hin und es ist kein Ende abzusehen", schreiben die Anwohner nun an den Minister: "Und dies finden wir nicht zumutbar, um nicht zu sagen eine Unverschämtheit."

Die Bewohner der Siedlung Kirchfeld leiden darunter, dass viele Verkehrsteilnehmer nicht die beschilderte Umleitung nehmen und stattdessen über den unbefestigten "Fürstenweg" von Bruckberg kommend durch das Wohngebiet fahren. Die Beschränkung auf 7,5 Tonnen auf der halbseitige gesperrten Staatsstraße sei mangelhaft ausgeschildert, werde von vielen Lastwagenfahrern nicht eingehalten und nicht ausreichend kontrolliert. Obwohl der Minister in seinem Schreiben das als nicht erforderlich erachtet, fordern die Anwohner in ihrem Brief explizit, die St 2045 zur Kreisstraße herabzustufen, das zulässige Gesamtgewicht auf 7,5 Tonnen zu begrenzen und an neuralgischen Stellen Tempo 30 einzuführen.

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Quelle:
SZ vom 20.02.2019
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