Süddeutsche Zeitung

Breite Zustimmung im Moosburger Stadtrat:Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes

Örtliche Schulen sollen Konzept entwickeln. Zur Wahl stehen "Stolpersteine" oder Hinweisschilder

Von Alexander Kappen, Moosburg

Auch in Moosburg sollen so genannte "Stolpersteine" verlegt werden, mit denen in vielen deutschen und europäischen Städten den Verfolgten des Nazi-Terrors an deren letztem frei gewählten Wohnsitz gedacht wird. Der Moosburger Stadtrat befürwortete einstimmig einen entsprechenden Antrag von Stefan John (Linke) und den Mitunterzeichnern Thomas Wittmann, Julia Neumayr (beide Fresh), Martin Pschorr, Gerd Beubl (beide SPD), Michael Stanglmaier (Grüne), Jörg Kästl, (ÖDP), Johann Reif (FW), Rudolf Heinz (CSU) und Philipp Fincke (FDP).

Allerdings ließ das Gremium noch offen, wie genau das Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes umgesetzt werden soll. Laut Beschluss sollen Stolpersteine verlegt oder aber Hinweistafeln an den betreffenden Straßennamen angebracht werden. Oder beides. Das genaue Konzept sollen die Moosburger Schulen unter der Federführung des Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium erarbeiten. Er habe bereits mit Claudia Theumer, der Schulleiterin des Moosburger Gymnasiums, gesprochen, berichtete Bürgermeister Josef Dollinger (FW) während der Stadtratssitzung: "Das Gymnasium ist sehr interessiert daran, das im schulischen Bereich aufzuarbeiten." Vor der Verlegung der Stolpersteine auf öffentlichem Grund, auch das sieht der gefasste Beschluss des Stadtrats vor, müssen die Eigentümer des anliegenden Grundstücks oder Wohnhauses sowie die Angehörigen und Hinterbliebenen der zu gedenkenden Opfer beteiligt werden. Die technische Umsetzung des Projekts erfolgt im Anschluss daran mithilfe des Moosburger Bauhofs.

Für die Verlegung der Stolpersteine sind laut Antrag zunächst drei Personen beziehungsweise Orte vorgesehen: Heinrich Hiermeier (1907 bis 1940, Stadtgraben 30), Koloman Wagner (1905 bis 1944, Viehmarktstraße 6) und Alois Weiner (1872 bis 1953, Auf dem Gries 4).

Die Moosburger Rathausverwaltung hat sich schon in Passau und Landshut, wo es bereits Stolpersteine gibt, über die Aktion informiert und Ratschläge für die Umsetzung eingeholt. Daraus resultierten die Empfehlungen, neben Angehörigen und Hinterbliebenen der Opfer vor allem auch die Jugend, beziehungsweise Schulen, mit einzubeziehen. So sollten etwa auch die Verlegung der Steine und die persönlichen Hintergründe der Opfer dokumentiert werden, zum Beispiel durch Projektarbeiten an den Schulen, hieß es in den Empfehlungen.

Wenn man die Stolpersteine verlege, "ist der Spielraum bei der Umsetzung nicht allzu groß, weil es ein geschützter Begriff ist", merkte Martin Pschorr in der Sitzung an. In manchen Städten gebe es auch Vorbehalte gegen diese Art des Gedenkens in Form von in den Boden eingelassenen Steinen. "Über die Art der Durchführung sollten wir uns also noch einmal unterhalten", regte Pschorr an. Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne) fand die Idee gut, "das mit Hinweistafeln an Straßennamenschildern oder Häusern zu verbinden, das wäre wünschenswert". Josef Dollinger wollte jedoch noch nicht zu viel vorgreifen. "Das sollen die Schulen erarbeiten", sagte der Bürgermeister.

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Quelle:
SZ vom 22.01.2021
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