Brauerei Weihenstephan:Die Heimat des Bieres

Brauerei Weihenstephan

Vom "Nährberg" nicht wegzudenken: die Staatsbrauerei Weihenstephan.

(Foto: Lukas Barth)
  • In Freising befindet sich die älteste noch bestehende Brauerei der Welt.
  • Schon im 8. Jahrhundert wurde um das Gelände der Staatsbrauerei Weihenstephan herum Hopfen angebaut.
  • Der dort entstandene Braustudiengang der TU München feiert sein 150-jähriges Bestehen.

Von Regina Bluhme

Mit dem Namen Weihenstephan sind zwei Freisinger Institutionen eng verbunden und in aller Welt bekannt: die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan und die Studienfakultät für Brau- und Lebensmitteltechnologie der Technischen Universität München.

Die beiden eint eine lange gemeinsame Geschichte Jetzt gibt es wieder einmal Grund zum Feiern. Das 150-jährige Bestehen des Braustudiengangs wird an diesem Freitag mit einem Festakt auf dem Freisinger Campus begangen. Am Samstag ist dann von 11 bis 17 Uhr "Tag der offenen Tür". Da es demnächst, 2016, auch "500 Jahre Reinheitsgebot" zu feiern gibt, widmet die SZ der Braukultur in Freising eine kleine Serie.

Die Staatsbrauerei Weihenstephan ist als älteste noch bestehende Brauerei in der ganzen Welt bekannt. Bereits im Jahr 1040 hatte das damalige Benediktinerkloster Weihenstephan das Recht erhalten, in der Stadt Freising Bier zu brauen und dieses auch auszuschenken. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Mönche schon viel früher den beliebten Gerstensaft hergestellt haben. Denn bereits im Jahr 768 lässt sich in der Umgebung des Klosters Hopfenanbau nachweisen.

Vom Bier der Mönche zur Staatsbrauerei

Die Freisinger Mönche entwickelten im Laufe der Zeit ihre Braukunst weiter, verfeinerten sie und schon recht bald gab es eine kleine Produktpalette für unterschiedliche Zielgruppen. Für Pilger, Bettler und Knechte hatten die Mönche Dünnbier im Angebot. Patres und Handwerker erhielten schon eine kräftigere Variante, Abt, Prälaten und weltliche Würdenträger durften sich ein süffiges Bier schmecken lassen. Die Fastenzeit wurde damals wie heute mit Starkbier überbrückt.

Die Weihenstephaner Brauer hatten schon bald über Freisings Grenzen hinaus einen guten Ruf. Rückschläge durch verheerende Brände, Erdbeben, Seuchen und Hungersnöte, Plünderungen durch feindliche Truppen - auch unter schlimmsten Bedingungen gelang es den Mönchen, ein Bier von guter Qualität zu brauen. Mit der Säkularisation 1803 kam das endgültige Ende für das Kloster.

Alle Güter und Rechte gingen an den bayerischen Staat. 1803 wurde die ehemalige Klosterbrauerei zur Königlich Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan ernannt und durfte das Königswappen als Firmenzeichen führen. In dieser Zeit des Umbruchs richtete die Regierung eine "Musterlandwirtschaft" mit Schule in Weihenstephan ein, zu der die Brauerei gehörte. 1807 wurde diese Schule geschlossen und 1822 in Schleißheim neugegründet. 1852 zog die "Landwirtschaftliche Zentralschule" wieder nach Weihenstephan.

Brauerei Weihenstephan

Der Bär gehört zu Freising und Weihenstephan wie die lange Braukultur.

(Foto: Lukas Barth)

Geburtsort der heutigen Brauerei-Studiengänge

Im Zuge der Industrialisierung wandelte sich das Berufsbild des Brauers. War er zuvor ein Handwerker, so wurde er mehr und mehr zum Wissenschaftler und Techniker, der neue Maschinen bedienen und komplexe Verfahrensweisen überwachen und auch über die Brauprozesse genau Bescheid wissen musste. 1865 fand in Weihenstephan der erste "Brauer Cursus" statt, die Geburtsstunde der Studienfakultät für Brau- und Getränketechnologie.

1895 wurde die ehemalige landwirtschaftliche Zentralschule zur Akademie erhoben und 1919 zur Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei. Im Jahr 1930 ging sie in der Technischen Hochschule, der heutigen Technischen Universität München, auf. Heutzutage werden die Studenten an der TU München zu Diplom-Braumeistern ausgebildet. Deutlich mehr entscheiden sich aber für Bachelor oder Master.

Das Grundstudium ist für beide Studiengänge gleich: Dort geht es um Grundlegendes in Mathematik, Physik, Chemie, Brauereitechnologie, Ingenieurwissenschaften und Betriebswirtschaft. Bewährt hat sich die Zusammenarbeit für beide Seiten. Dank der engen Anbindung an die TU war die Staatsbrauerei zum Beispiel schon immer mit den modernsten Anlagen der Zeit ausgestattet und kann kreative Ideen der Studenten für neue Biersorten nutzen. Die Studierenden wiederum können die Brauerei als Anschauungsbetrieb nutzen.

Reinheitsgebot

Im kommenden Jahr feiert die Bierbranche ein rundes Jubiläum: Das deutsche Reinheitsgebot wird 500 Jahre alt. Im Vorfeld des Geburtstags erinnert eine SZ-Serie daran, wie die Bierherstellung das Gesicht und die Geschichte des Landkreises geprägt hat und immer noch prägt. Dabei ist es fast verwunderlich, dass das Reinheitsgebot seinen Ursprung nicht im Landkreis Freising hat. Schließlich steht hier die älteste Brauerei der Welt. 1516 wurde die Verordnung aber wohl in Ingolstadt von den Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X. im Zuge einer neuen Landesordnung erlassen. Aufgrund einer entsprechenden Textpassage dürfen bis heute zum Bierbrauen ausschließlich Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet werden. Die Verordnung galt zunächst nur in Bayern, wurde aber bald von immer mehr Ländern übernommen. Seit 1906 ist das Reinheitsgebot geltendes Recht in ganz Deutschland. regi

Die Bayerische Staatsbrauerei heute

Die ehemalige Königliche Brauerei heißt seit 1921 offiziell Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan und führt das bayerische Staatswappen mit den zwei Löwen als Firmenlogo. Die älteste Staatsbrauerei der Welt ist zugleich auch eine der modernsten. So wurden in den vergangenen Jahren Gärkeller erweitert, neue Lagertanks errichtet, die Brauanlagen vom Sudhaus bis zur Filtration auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Erst 2014 wurde die Abfüllung erneuert. Sie schafft bis zu 36 000 Flaschen in der Stunde. Aktuell wird die Kapazität des Sudhauses auf bis zu 600 000 Hektoliter erhöht. 2017 soll das neue Logistik- und Verpackungszentrum in Betrieb gehen. Eins hat sich nicht geändert: Wie bereits 1872 liegt der stärkste Absatzmarkt in den USA.

Die enge Verbindung der Brau-Studienfakultät der TU und der Staatsbrauerei verkörpert niemand besser als Direktor Josef Schrädler: Er leitet die älteste Brauerei der Welt und lehrt zugleich als Honorarprofessor an der TU München in Weihenstephan moderne Betriebswirtschaftslehre der Getränkeindustrie sowie Konsumgütermarketing.

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