Brauerei Weihenstephan:Angst vor weiteren Einschnitten

Streik bei Weihenstephan: Die Mitarbeiter der Staatsbrauerei legen für zwei Stunden die Arbeit nieder - und sind auch zu einem längeren Streik bereit.

Gudrun Regelein

Ein Warnstreik hat am Donnerstag die Produktion in der Staatsbrauerei Weihenstephan gestoppt. Gut 30 Beschäftigte - nahezu die gesamte Schicht - der insgesamt etwa 100 Mitarbeiter legten für zwei Stunden ihre Arbeit nieder. Die Streikenden skandierten: "Ein neuer Tarifvertrag muss her, sonst geben wir keine Ruhe mehr." Und: "Wer heute sagt zum Kampfe nein, wird morgen ohne Arbeit sein." Mit Trillerpfeifen und Rasseln machten die Beschäftigten der Staatsbrauerei ihrem Unmut Luft. Sie trugen leuchtend orangefarbene Westen mit dem Aufdruck "Streik".

Brauerei Weihenstephan: Warnstreik der Brauer in Weihenstephan: Gut 30 Beschäftigte - nahezu die gesamte Schicht - legten für zwei Stunden ihre Arbeit nieder.

Warnstreik der Brauer in Weihenstephan: Gut 30 Beschäftigte - nahezu die gesamte Schicht - legten für zwei Stunden ihre Arbeit nieder.

(Foto: Marco Einfeldt)

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zum Streik aufgerufen. "Wir fordern sechs Prozent mehr", sagte Georg Schneider, Geschäftsführer der NGG für die Region Rosenheim-Oberbayern. Das Angebot der Arbeitgeber, die nach drei Verhandlungsrunden eine Erhöhung um 2,1 Prozent bieten, sei zu wenig. Mit den Warnstreiks, die am Donnerstag auch ganztägig in den Münchner Brauereien stattfanden, wolle man auf die Arbeitgeber Druck ausüben, bei den Verhandlungen am 5. Mai endlich ein abschlussfähiges Angebot auf den Tisch zu legen.

In der Tarifauseinandersetzung will die Gewerkschaft aber noch mehr erreichen: eine Übernahme der Auszubildenden im Betrieb für zwölf Monate. "Wir müssen den jungen Menschen auch die Chance geben, im erlernten Beruf Fuß zu fassen", sagte Schneider. Zudem fordert die Gewerkschaft, dass beim Neuabschluss des Bundesrahmentarifvertrages mit dem deutschen Brauerbund keine Verschlechterung für die Beschäftigten entstehen dürfe. Pläne der Arbeitgeber, beispielsweise eine Niedriglohngruppe einzuführen und damit die Beschäftigten laut NGG in "Kern- und Randbelegschaften zu spalten", seien indiskutabel.

Diese Änderungen würden Sekretärinnen, Außendienstler und Fahrer betreffen. Schneider: "Wenn man nicht konstruktiv mit uns reden kann, dann wollen wir den alten Tarifvertrag eins zu eins wieder." Man werde es nicht hinnehmen, dass verschiedene Berufsgruppen, wie beispielsweise bei den Staplerfahrern bereits geschehen, ausgegliedert würden.

"Diese Streichorgie machen wir nicht mehr mit", sagte Schneider. Falls bei der kommenden Tarifrunde kein tragfähiger Kompromiss gefunden wird, "stehen wir wieder hier und rufen zur Urabstimmung auf". Dann werde notfalls auch unbefristet gestreikt.

Der Streik in Freising, an dem sich vor allem Brauer und Abfüller beteiligten, war am späten Vormittag beendet. Dann ging die Produktion normal weiter. Rund 1100 Hektoliter Bier werden in Weihenstephan täglich abgefüllt. "Unser Streik hat schon Auswirkungen", sagte Betriebsratsvorsitzender Rudolf Franzisci. Es könne zu Engpässen in der Produktion kommen. In der Belegschaft sei die Stimmung derzeit "eher schlecht". Mit dem Angebot der Arbeitgeberseite zumindest werde man sich nicht zufrieden geben. "Wir sind notfalls auch bereit, länger zu streiken", sagte Franzisci.

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