Süddeutsche Zeitung

"Brandbrief" des Freisinger Landrats:Petz bittet Minister Holetschek um mehr Impfstoff

Mit einem "Brandbrief" hat sich der Freisinger Landrat Helmut Petz (FW) am Donnerstag an Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) gewendet: Er bittet "eindringlich" darum, dem Landkreis mehr Impfstoff zur Verfügung zu stellen und er hakt nach, ob Freising tatsächlich in gleicher Form bedient werde wie andere Landkreise. Denn die Zahl der Erstimpfungen gegen das Coronavirus liegt in Freising, Stand Montag, mit 39,3 Prozent deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 46,6.

Seit Wochen werde das Landratsamt wegen dieses vergleichsweise geringen Impffortschritts immer wieder stark angegriffen. Bayerisches Rotes Kreuz und Johanniter, die Betreiber des Impfzentrums, würden "mit Beschwerden und Beschimpfungen bedrängt, einzelne Mitarbeiter des Landratsamtes erhielten gar Drohungen", schreibt Petz. Dabei seien weder bei der Organisation noch bei der Verabreichung der Dosen Fehler gemacht worden. "Seit fast einem halben Jahr verimpfen wir alles, was wir bekommen", so Petz weiter. Sogar sonst verfallende Impfdosen seien von anderen Landkreisen übernommen worden.

Bei der Zuweisung sei der Landkreis von der Regierung abhängig. Warum die Impfquote niedriger ist als andernorts, dafür hat Petz keine Erklärung. "Anfängliche Gründe wie verstärkte Impfstoffzuteilungen an grenznahe Landkreise und an solche mit einem besonders hohen Altersdurchschnitt sind für die Erklärung der mittlerweile eklatanten Diskrepanz zwischen den Impfquoten nicht mehr hinreichend", kritisiert er. Deshalb appelliert er an den Minister, dem Landkreis mehr Impfstoff zur Verfügung zu stellen. Unterdessen hat Holetschek ebenfalls am Donnerstag angekündigt, "regionale Ungleichgewichte" mit Sonderkontingenten auszugleichen. Davon profitiert auch Freising - allerdings vermutlich nicht im von Petz erhofften Umfang. Der Gesundheitsminister hat dem Landkreis etwa 2400 zusätzliche Dosen zugesagt. Davon sind 800 für Erstimpfungen mit dem Vakzin von Moderna und - bei Annahme des Angebots - 800 für Erst- und Zweitimpfungen mit Astra-Zeneca vorgesehen. Die weiteren 800 Dosen für die Zweitimpfung mit Moderna folgen sechs Wochen später. Ihre erste Impfung haben im Impfzentrum bisher 42 160 Menschen erhalten, 29 970 bereits die zweite. In den Arztpraxen gab es 28 678 Erst- und 13 186 Zweitimpfungen. Die Inzidenz liegt bei 6,1.

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SZ vom 18.06.2021 / psc
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