Blutsauger im Gebüsch:Keine Angst vor der "Super-Zecke"

Hyalomma Zecke überwintert in Deutschland

So sieht die Hyalomma-Zecke unter dem Mikroskop aus. Die tropische Zecke hat erstmals in Deutschland überwintert.

(Foto: Marco Drehmann/Universität Hohenheim/dpa)

Die tropische Hyalomma ist im Landkreis Freising noch nicht aufgetaucht

Von Gudrun Regelein, Freising

Sie saugen Blut und sie übertragen Krankheiten: Mit den wärmer werdenden Temperaturen sind auch die Zecken wieder aktiv geworden, die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose übertragen können. Für diesen Sommer erwarten die Experten ein höheres Infektionsrisiko, denn es gebe so viele Zecken, wie lange nicht. Zudem gebe es neue Arten, wie die tropische Hyalomma, die erstmals in Deutschland überwintert habe. Die als "Super-Zecke" bezeichnete Hyalomma, die bis zu fünfmal größer als heimische Arten werden kann, geht aktiv auf ihre Opfer, also auch Menschen, zu. Und sie ist Überträgerin des Krim-Kongo-Fiebers, das im schlimmsten Fall tödlich verlaufen kann.

Grund zur Panik bestehe aber nun nicht, beruhigt Lorenz Weigl. Seit 2007 beobachte man die Hyalomma vermehrt im Bundesgebiet, im Landkreis sei sie aber noch nicht aufgetaucht, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes Freising. "Außerdem ist sie durch ihre geringelten Beine und ihre Größe sehr gut erkennbar. Man kann also schnell reagieren."

Auch habe sich die Zahl der erfassten FSME-Erkrankungen im Landkreis in den vergangenen Jahren kaum verändert. So gab es 2014 zwei Erkrankungen, 2015 keine, 2016 und 2017 jeweils eine, 2018 drei und in diesem Jahr bislang zwei. Aber auch bei diesen Fällen sei nicht immer gänzlich sicher zu erfahren, ob der Patient tatsächlich im Landkreis Freising selber von einer Zecke gestochen wurde - und nicht im Urlaub oder bei einem Wochenendausflug. Zudem seien auch die Nachbarlandkreise allesamt Risikogebiete.

Die Zahl der Erkrankungen diene allerdings als Hilfsparameter für die Bestimmung, ob ein Landkreis als Risikogebiet eingestuft werde. Nahezu ganz Bayern gilt aktuell als solches, so auch der Landkreis Freising. Die Natur müsse man wegen der Zecken nicht meiden, "aber wer viel draußen unterwegs ist, sollte sich gegen FSME impfen lassen. Also beispielsweise Hundebesitzer, Jogger, Wanderer oder Spaziergänger", rät Weigl.

Einer der Gründe für das vermehrte Zeckenaufkommen liege in den höheren Temperaturen der vergangenen Jahre, insbesondere an den milden Wintern. Bei Temperaturen um die acht Grad würden Zecken bereits aktiv. Die Spinnentiere sind aber auch immer früher und immer länger im Jahr zu sehen. Untersuchungen belegen, dass in den vergangenen 20 Jahren Fälle von FSME beim Menschen rund vier Wochen früher und bis zu vier Wochen später im Jahr gemeldet werden.

Im Jahr 2018 gab es in Deutschland insgesamt so viele Parasiten wie seit zehn Jahren nicht mehr. Damit gab es laut dem Robert Koch-Institut auch deutlich mehr Fälle von FSME: 583 gemeldete Erkrankungen bilden den Höchststand seit Beginn der Meldepflicht im Jahr 2001. Als Schutz vor FSME könne man sich impfen lassen, bei Borreliose, einer bakteriellen Infektion, sei das nicht möglich. "Aber diese ist im Frühstadium mit Antibiotika gut zu behandeln", sagt Weigl.

Gegen Zeckenstiche könne man sich außerdem vorbeugend schützen: Mit heller, langer und leichter Kleidung beispielsweise, mit festen Schuhen oder auch über die Hosenbeine gezogenen Socken. Auch ein Repellent könne die Spinnentiere abhalten. Falls man dennoch eine Zecke an sich entdecke, sollte man diese möglichst schnell entfernen, rät Lorenz Weigl - am besten mit einer Zeckenzange: Das Tier hautnah fassen und langsam herausziehen, aber nicht reißen. Danach die Stelle desinfizieren und beobachten. "Falls dann nach etwa einer Woche eine immer größer werdende Rötung auftritt, sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen", empfiehlt der Gesundheitsamtsleiter.

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