"Blaue Wunder" in Freising:Besondere Art von Notfalleinsatz

Feuerwehr, Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk werben im "Fresch" um Nachwuchs, den sie so dringend benötigen

Von Florian Beck, Freising

Besucher des Fresch dürften sich am Samstag nicht schlecht gewundert haben: Bereits vor dem Schwimmbad standen je ein Fahrzeug von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW), im Freibadbereich liefen im Minutentakt kleine Grüppchen von Rettungskräften herum und schließlich stand sogar ein Trupp Taucher mit Atemmasken und Gasflaschen auf dem Rücken vor dem Sprungturm. Was sich nach einer groß angelegten Rettungsaktion anhört, war jedoch etwas ganz anderes.

Die ehrenamtlichen Helfer von THW, Freiwilliger Feuerwehr und Bayerischem Roten Kreuz rückten keinesfalls aus, um einen Ertrinkenden zu retten oder einen Brand zu löschen. In gewisser Weise handelten sie dennoch aus der Not heraus: aus der Not, dass ihnen der Nachwuchs ausgeht. "Alle drei Organisationen tun sich immer schwerer, Jugendliche für unsere Tätigkeit zu begeistern. Das ist das Kernproblem", erklärt Florian Wöhrl, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Freising.

"Blaue Wunder" in Freising: Moritz und Felix üben mit der Feuerwehr das Aufstellen einer Leiter.

Moritz und Felix üben mit der Feuerwehr das Aufstellen einer Leiter.

(Foto: Marco Einfeldt)

Um dieses Problem aus der Welt zu schaffen, präsentierten die drei Organisationen unter dem Motto "Blaue Wunder 112" am Samstag ein Fest, welches sie im Freisinger Fresch veranstalteten. Dafür hatten sich Feuerwehr, THW und Rotes Kreuz mit Unterstützung einer Freisinger Marketing-Agentur ein abwechslungsreiches Spieleprogramm ausgedacht, bei dem sich Kinder, Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene im Rahmen einer Rettungsrallye unter anderem beim Schlauchausrollen, beim Sandsackfüllen und bei der Wundversorgung spielerisch ausprobieren konnten. Für jede absolvierte Station konnten sie sich einen Stempel auf eine Karte geben lassen, jede komplett gestempelte Karte war gleichzeitig ein Los für eine der stündlich stattfindenden Ziehungen, bei denen es Familientageskarten fürs Fresch und eine Führung für eine größere Gruppe bei einer Blaulichtaktion nach Wahl zu gewinnen gab. Unter den glücklichen Gewinnern war unter anderem auch die fünfjährige Marie Maly. Sie war zusammen mit ihrer Mutter extra wegen des Fests ins Fresch gekommen und freute sich sichtlich über ihren Gewinn.

Für die Mitgliederwerbung, immerhin das Hauptziel der Aktion, bringen Gäste wie Marie allerdings recht wenig. "Das Mindestalter bei uns ist zwölf. Fast alle, die hier mitmachen, sind viel zu jung", erklärte Kevin Oberhuber, der Jugendsprecher des Technischen Hilfswerks. Es werde zwar das THW bekannter gemacht und auch die Kinder hätten Spaß, dennoch bräuchte es für den Jugendverband noch mehr schon etwas ältere Interessierte. Auch beim Roten Kreuz und insbesondere der darin integrierten Wasserwacht mangelt es nicht an interessierten Kindern. "Bei uns steht es da eigentlich ganz gut, wir bieten ja Schwimmtraining an und das kommt sehr gut an", erzählte Moritz Westermeier, Vorsitzender der Freisinger Wasserwacht. "Die Kinder dann aber bei uns zu halten, das ist nicht ganz so einfach."

Auch wenn es mit der direkten Mitgliederwerbung am Samstag etwas schleppend lief, so ist doch allein die gesteigerte Aufmerksamkeit, die den Hilfsorganisationen durch ein Fest wie dieses zu teil wird, eine Möglichkeit, mehr Interessierte für ein Ehrenamt zu überzeugen. Um daran anzuknüpfen und gleichzeitig die Notrufnummer 112 wieder bekannter zu machen, haben Feuerwehr, Rotes Kreuz und THW eine ganze Kampagne unter dem Motto "Blaue Wunder 112" angekündigt. Denn, wie Freisings Zweite Bürgermeisterin Eva Bönig in ihrer Eröffnungsrede feststellte: "Auch Helfer wachsen nicht auf Bäumen."

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