Bundestagswahl im Landkreis Freising:Um etwas zu ändern, darf man nicht nur schimpfen

Lesezeit: 3 Min.

Birgit Weinsteiger tritt für die Freien Wähler im Wahlkreis 213 bei der Bundestagswahl an. (Foto: Marco Einfeldt)

Die frühere Kirchdorfer Gemeinderätin Birgit Weinsteiger bewirbt sich bei der Bundestagswahl für die Freien Wähler um das Direktmandat im Wahlkreis 213. Sie will sich insbesondere für den Hochwasserschutz einsetzen und dem „ländlichen Raum“ in der Bundespolitik Gehör verschaffen.

Von Peter Becker, Kirchdorf

Was sie anpacke, mache sie mit aller Leidenschaft, sagt Birgit Weinsteiger, die bei den bevorstehenden Wahlen für die Freien Wähler in den Bundestag einziehen will. Realistischerweise sei das in einem CSU-dominierten Landkreis ein sehr schwieriges Unterfangen.

Die Finanzbuchhalterin und Hotelfachfrau sagt von sich selbst, dass sie nicht gerne nach vorn dränge. Trotzdem hat sich Birgit Weinsteiger für die Politik entschieden. „Ich glaube an das Schicksal“, sagt sie. Die Aufgabe, die sich einem stelle, die müsse man einfach annehmen.

Die 43-Jährige aus Schnotting ist bisher auf der politischen Bühne im Landkreis wenig präsent gewesen. Einen gewissen Bekanntheitsgrad hat sie dennoch. Einige Jahre hat Birgit Weinsteiger als Parteilose von 2014 bis 2020 im Kirchdorfer Gemeinderat mitgewirkt. Ihre politische Heimat sieht sie jetzt bei den Freien Wählern. Von der CSU ist sie enttäuscht, links könne sie als Unternehmerin nicht wählen.

„Das ist nicht böse gemeint“, fügt Birgit Weinsteiger rasch hinzu. Und die AfD sei schlichtweg nicht wählbar. Beruflich arbeitet Birgit Weinsteiger als Finanzbuchhalterin bei den Stadtgütern München, den landwirtschaftlichen Eigenbetrieben der Landeshauptstadt. Zu Hause betreibt die leidenschaftliche Hobbybäckerin eine Hofbäckerei, backt Kuchen und Plätzchen auf Bestellung. „Das muss jetzt zurückstehen“, sagt die Bundestagskandidatin.

Anlässe, ihre politische Ruhepause zu beenden, fand die 43-Jährige im vergangenen Jahr genug. Da waren die Bauernproteste, das Heizungsgesetz und vor allem das Hochwasser, das 2024 das Ampertal heimgesucht hatte. Sie baute Kontakte zu den Landtagsabgeordneten auf. Man müsse den Menschen zeigen, dass die Politiker für die Bürger da seien, habe sie zu Benno Zierer, dem Landtagsabgeordneten der Freien Wähler, gesagt. Sie seien nicht dazu da, schön auf Fotos zu posieren.

Maßgebend für ihre Kandidatur für den Bundestag aber war der Freisinger Landrat Helmut Petz (FW), den sie während des Hochwassers als zupackenden Menschen kennengelernt hat.  Und ihr sei klar geworden, dass sie zu einer Partei gehen müsse, um etwas bewirken zu können. Zierer stellte Birgit Weinsteiger während der Jahreshauptversammlung der Freien Wähler als Direktkandidatin vor. Ein paar Wochen später wurde die Kirchdorferin einstimmig zur Kandidatin gewählt.

Sich für die Freien Wähler zu engagieren, liegt für Birgit Weinsteiger aus mehreren Gründen nahe. Die Gruppierung stehe der Landwirtschaft nahe und „die habe ich in der DNA“, sagt sie, die auf einem ländlichen Anwesen aufgewachsen ist. Für die Freien Wähler spreche auch, dass man von der Basis aus die Chance zum Mitwirken erhalte. „Als Frau wird man nicht einfach beiseitegeschoben“, nennt sie einen weiteren Pluspunkt.  Etwa auf den Posten einer Schriftführerin. Es sei sehr wertschätzend von der Partei, mitreden zu dürfen. „Das ist super!“ Innerhalb der Freien Wähler gehört sie dem Bundesausschuss für Landwirtschaft, Forsten und Fischerei an.

Die ständigen Streitereien kommen bei den Leuten nicht mehr an

Birgit Weinsteiger will möglichst authentisch bleiben. „Ich will mich nicht verbiegen lassen“, bekräftigt sie. „Ich will ich bleiben.“ Sie will für einen Kurswechsel in der Politik eintreten. Bei den ständigen Streitereien auf der großen politischen Bühne gehe es nicht mehr um die Sache an und für sich. „Das kommt bei den Leuten nicht mehr an.“ So werde Vertrauen verspielt. Stattdessen brauche es mehr Praktiker in der Politik, die Probleme erkennen, nach Lösungen suchten und dann für deren Umsetzung sorgten.

Eine Gretchenfrage für alle Menschen, die im Landkreis ein höheres politisches Mandat anstreben, ist die Frage, wie sie es denn mit dem Flughafen im Erdinger Moos halten. „Ich bin für den Flughafen“, sagt Birgit Weinsteiger klipp und klar: „Aber gegen die dritte Startbahn.“ Bewunderung hegt sie für das Aktionsbündnis „Aufgemuckt“. „Die haben echt was auf die Füße gestellt.“

Als Schnotteringerin war Birgit Weinsteiger natürlich stark vom Hochwasser der Amper betroffen. Kein Wunder also, dass ihr der Hochwasserschutz besonders am Herzen liegt. Und das nicht nur im Landkreis Freising, sondern im gesamten Wahlkreis 213. „Das Hochwasser trifft ja die Landkreise Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen genauso“, sagt sie. Nur eben an anderen Flüssen.

Vor der politischen Verantwortung ist Birgit Weinsteiger nicht bang

Am Herzen liegen der Kandidatin der Freien Wähler auch die medizinische Versorgung der Wählerinnen und Wähler in ihrem Landkreis sowie eine gesunde Ernährung, deren Basis regionale Lebensmittel sind. „Das sollte in jedermanns Interesse sein.“ Zur Kandidatur für den Bundestag habe sie sich auch deshalb entschlossen, „weil der ländliche Raum in der Bundespolitik mehr Gehör finden muss“.

Sich selbst charakterisiert Birgit Weinsteiger als „bodenständig“ und „normale Bürgerin“. Um etwas zu ändern, dürfe man aber nicht nur schimpfen, sondern müsse selber aktiv werden. Politische Verantwortung zu übernehmen, davor ist ihr nicht bang. Beruflich habe sie schon viel erreicht, sich immer von unten nach oben gearbeitet. Den Weg, den sie jetzt gehe, habe sie nicht nur zum Spaß eingeschlagen. Wenn es mit dem Bundestagsmandat nichts wird, kann sie sich ein Engagement auf kommunalpolitischer Ebene vorstellen. Zum Beispiel im Kreistag.

Birgit Weinsteiger hat für ihre Bewerbung für den Bundestag auch ein Video gedreht. Zu sehen ist dieses auf ihrer Homepage https://birgit-weinsteiger.de.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Stadtführungen in Freising
:„Ich habe mir eine Nische gesucht“

Diana Melzer, Apothekerin und leidenschaftliche Radfahrerin, arbeitet im Nebenberuf als Stadtführerin. Seit etwa zwei Jahren bietet sie auch Touren mit ihrer Rikscha an. Seit diesem Februar gibt es ein paar neue – unter anderem eine kulinarische Stadtführung und eine für Kinder.

Von Gudrun Regelein

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: