Bilanz bei der Solarkreisliga:Der Klimawandel schafft Fakten

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Bis zum Jahr 2035 soll der Strom im Landkreis Freising zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien kommen. Experten fürchten jedoch, dass das nicht klappen wird. "Die Zeit läuft uns davon", warnen sie

Von Clara Lipkowski, Freising

Die Energiewende schreitet langsam auch im Landkreis Freising voran: Mittlerweile werden 70,6 Prozent des Stroms, der hier verbraucht wird, aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Zum Vergleich: Noch vor drei Jahren waren es 68,1 Prozent. Das Ziel bis 2035 ist es, insgesamt 100 Prozent Strom aus regenerativen Energiequellen zu beziehen. Diese Zahlen sind am Mittwoch bei der Solarkreisliga im Landratsamt vorgestellt worden.

Im Landkreis setzen viele Gemeinden auf den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, um sauberen Strom zu erzeugen. Zudem werden Wind-, Wasserkraft und Biomasse genutzt. Was gebraucht werde, sei eine Ergänzung vor allem von Wind- und Sonnenenergie, sagte Andreas Henze von "Sonnenkraft Freising", der am Mittwoch im Landratsamt eine überarbeitete Broschüre zur Strom-Energiewende in Freising vorstellte. Deswegen sei auch die umstrittene 10-H-Regelung in Bayern eine Bremse der Energiewende. Zudem müssten "massiv" Photovoltaik-Anlagen installiert werden. Beim jetzigen Stand werde das Ziel 2035 klar verfehlt, warnte er. "Die Energiewende ist ins Stocken geraten - im Landkreis und bundesweit."

Trotz kritischer Worte wurden wieder Gemeinden ausgezeichnet - denn diese haben im Jahr mehr Strom aus "Erneuerbaren" erzeugt als verbraucht und tragen damit aktiv zur Energiewende bei. Elf sind es an der Zahl, darunter auch Attenkirchen: Die Gemeinde hat dies komplett über Photovoltaik-Anlagen erreicht. Wang hat das Ziel mit 1202 Prozent sogar deutlich übererfüllt, was aber am dortigen Wasserkraftwerk liegt, das nicht nur die Gemeinde selbst versorgt, sondern auch Energielieferant für umliegende Städte ist.

Raimund Becher von den Solarfreunden Moosburg lobte die erzielten Erfolge, mahnte aber, dass die gesteckten Ziele noch zu niedrig sein. "Der Klimawandel ist da und wird dringlicher", sagte er. Starkregenereignisse wie in Simbach im vergangenen Jahr zeigten, dass der Klimawandel auch uns direkt betreffe. "Die Zeit läuft uns davon." Er warnte: "Der Klimawandel wird Fakten schaffen". Deswegen empfahl er den Kommunen, konkrete Ziele für den Klimaschutz zu setzen, ein Bewusstsein über den Wandel reiche nicht.

Mit einer Ehrung bedacht wurden auch drei Solarkreismeister: Wang schaffte den ersten Platz, weil die Gemeinde die eigene Energiebilanz durch einen hohen Zubau von Photovoltaik-Anlagen und Solarthermie deutlich verbessert hatte. Dahinter folgten Mauern und Attenkirchen. Erstmals vergeben wurde eine Auszeichnung für Solarkreismeister in der Elektromobilität. Hier landete die Stadt Freising auf Platz eins. Gemessen an der Anzahl der Einwohner hatte sie bis Jahresende 2016 die meisten Neuzulassungen von E-Autos, 70 an der Zahl. Dahinter folgten auf Platz 2 Wolfersdorf und Langenbach auf Platz 3.

Andreas Horn von "Sonnenkraft Freising" betonte das Zusammenspiel von Sonne und Wind: "Die Sonne scheint im Sommer, Wind bläst im Winter", darauf müsse man setzen. "Photovoltaik-Anlagen sind schnell aufgebaut, effektiv, kostengünstig und dauerhaft billiger als Netzstrom", sagte er. "Wir brauchen so viel Leistung wie möglich auf Dächern und ganz wichtig: Immer das ganze Dach vollbauen." Nur einen Teil mit den Solarzellen zu versehen sei "Verschwendung". Windräder müssten in der richtigen Höhe gebaut werden, um "kräftig Wind zu ernten". Einen ganz anderen Punkt in der Strom-Energiewende warf Sepp Beck auf, ebenfalls von der "Sonnenkraft": Er warb dafür, Leuchtstoffröhren in Gebäuden wie Turnhallen, Tiefgaragen oder auch Ämtern gegen LED-Röhren auszutauschen. Damit könne nicht nur Energie gespart werden, sondern auch viel Geld.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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