Anwohner-Initiatiave:Schön für die Nachbarn, wichtig für Insekten

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Gemeinsam mit anderen Anwohnern sät Christian Kramer (vorne) Wildkräuter aus. (Foto: Johannes Simon)

Dank eines Gemeinschaftsprojekts im Freisinger Stadtteil Seilerbrückl verwandelt sich ein verbuschtes Grundstück in eine Bienenweide

Von Alexandra Vettori, Freising

Es ist das erste Gemeinschaftsprojekt von Nachbarn, privaten Grundstücksbesitzern und öffentlicher Hand, das am Freitagnachmittag im Freisinger Stadtteil Seilerbrückl vorgestellt wurde. Möglich gemacht hat diese Initiative das Volksbegehren "Rettet die (Wild-)Bienen". Denn nach dessen erfolgreichem Abschluss gibt es jetzt eine Förderung für verschiedene Projekte.

Ungefähr 4000 Quadratmeter groß ist das Grundstück am Seilerbrückl, nur einen Steinwurf von der Staatsstraße, der ehemaligen Bundesstraße 11 entfernt. Es gehört der Heiliggeistspital-Stiftung, ist in weiterer Zukunft für ein Seniorenheim gedacht, für das es aber noch keine konkreten Pläne gibt. So ist auf der Brache viel Gebüsch gewachsen, das zwar grün, aber kein hochwertiger Lebensraum für die bedrohte Insektenwelt ist.

Schnell Gleichgesinnte gefunden

Christian Kramer aus Freising wohnt im Seilerbrückl und er hat eine Tochter, die sich viele Gedanken um Klima- und Umweltschutz macht. Irgendwann beschloss man im Hause Kramer, dass ein Bürgerbegehren allein nicht reicht, man wollte selbst etwas tun. Weil es im Seilerbrückl eine lebendige Nachbarschaft gibt, waren bald Gleichgesinnte gefunden. Erst habe man nach städtischen Flächen gesucht, aber nichts gefunden. Und dann geriet Kramer an den Freisinger Landschaftspflegeverband. Der setzte sich mit dem Heideflächenverein in Verbindung, dem die Staatsregierung Finanzmittel für Wiesenprojekte zur Verfügung gestellt hatte.

Alles in allem kostete die Gestaltung der Auenweide im Seilerbrückl 4000 Euro, das Geld wurde für zwei Firmen ausgegeben, die zuerst mit Bodenfräsen anrückten, damit überhaupt Blumen auf dem stark verdichteten Untergrund wachsen können. Noch blüht kaum etwas, weil die Saat spät ausgebracht worden ist, doch in ein paar Wochen werden Natternkopf, Kornblume, Margerite und viele andere Pflanzen zu sehen sein. "Die Farben und Blumen sind dann auch für die Anwohner schön, nicht nur für Insekten", sagt Kramer. Jetzt folgt noch ein "Schröpf-Schnitt", um unliebsame Pflanzen wie Raps zu entfernen, dann steht dem sommerlichen Blütenmeer nichts mehr im Wege.

Zweites Projekt in Planung

Inzwischen gibt es eine Homepage und ein zweites Projekt, ein Auengarten, ist am Entstehen. Auf einem Areal neben der Wiese werden Anwohner Obst und Gemüse pflanzen, selbstverständlich bio. "Wir wollen hier diesen Brückenschlag zwischen artenreichem Lebensraum und Gartennutzung hinbekommen", sagt Kramer.

Ebenfalls bei der offiziellen Präsentation der Auenweide dabei war der Landtagsabgeordnete Benno Zierer von den Freien Wählern. Er war sehr angetan davon, dass so stadtnah nun eine Demonstrationsfläche zur Verfügung stehe: "Das kann auch andere, die zum Beispiel Grund geerbt haben, den sie nicht gleich brauchen, anregen zu sagen: Mensch, da gehe ich auf den Landschaftspflegeverband zu."

Ihn habe das am Volksbegehren bisher immer gestört, dass vor allem die Bauern in die Pflicht genommen werden. Dieses Projekt weise einen weiteren Weg: "Es ist wichtig, dass das in die Breite getragen und dass jeder Bürger in die Pflicht genommen wird", sagt Zierer Wer eine Fläche für eine Bienenweide kennt, kann sich beim Landschaftspflegeverband Freising melden.

© SZ vom 08.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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