Es gibt Klassiker, die bereits seit Jahren oder gar Jahrzehnten zum festen Repertoire des Redaktions-Maileingangs gehören: Christkindlmarkt-Ankündigungen, Millionen-Erbschaften von einem bislang unbekannten reichen Onkel in Burkina Faso, Warnungen vor der nächsten Zecken- oder Borkenkäferplage, automatische Hinweise, dass das Postfach bald voll ist - und der Biber.
Letzterer hat rein optisch natürlich einen wesentlich größeren Kuscheltierfaktor und somit auch höheren Sympathiewert als eine Zecke, ein Borkenkäfer oder ein volles Postfach. Aber das ändert nichts daran, dass ihn viele Leute als extrem lästig empfinden. Weil er halt nicht nur putzig aussieht, sondern auch ein extrem fleißiger Holzarbeiter ist. Nur eben nicht immer da, wo es der Mensch gerne hätte.
So erreichte uns dieser Tage die Nachricht, dass der Busy Beaver im isarnahen Grenzgebiet zwischen den Landkreisen Freising und Erding derzeit offenbar ganze Arbeit leistet oder schon geleistet hat. Leugnen ist zwecklos, die mitgelieferte Lichtbildvorlage spricht eine deutliche Sprache und überführt den Nager zweifellos. Wenn man mal davon ausgeht, dass der nicht in flagranti auf den Fotos festgehaltene Biber auch tatsächlich für all die angefressenen und gefällten Bäume zwischen Marzling und Gaden verantwortlich ist, die da zu sehen sind.
Für Naturliebhaber (= gegen den Abschuss des Bibers), die gleichzeitig auch Baumliebhaber (= gegen das massenweise Fällen von Bäumen durch den Biber, der nicht abgeschossen werden soll) und zudem auch noch Fahrradliebhaber (= man will nicht alle 20 Meter sein Radl über eine vom Biber gefällte Baumleiche heben müssen) sind, stellt das ein wahres Dilemma dar. Wobei der Speiseplan des Bibers, er bevorzugt saisonale Küche, das Problem in absehbarer Zeit womöglich löst.
Der Biber ist nämlich keinesfalls ein reiner Baumfetischist, der am liebsten täglich zwei bis drei Giant Redwoods erlegen möchte, die es in den Isarauen selbstverständlich auch gar nicht gibt (aber Träumen wird ja wohl erlaubt sein). Der Biber gilt vielmehr als pflanzlicher Allesfresser und verputzt neben den Zweigen, der Astrinde und den Blättern der von ihm gefällten Bäume im Sommer auch Gräser, Kräuter und Schilf. Zudem steigt er gerne mal von Baumrinde auf Mais um.
Bis die Maisfelder rund um die Isarauen so richtig im Saft stehen, dauert es allerdings noch ein bisschen. Einstweilen könnte man den im Landkreis beheimateten Bibern ja einen kulinarischen Ausflug auf die Spargelfelder rund um Schrobenhausen ans Herz legen, wo praktischerweise die Saison soeben offiziell eröffnet worden ist. Und für den anspruchslosen Nager muss es auch nicht gleich die Güteklasse 1 sein. Wer den ganzen Winter über eifrig Baumstämme anknabbert, frisst bestimmt auch anstandslos holzigen Spargel.