Besuch in Allershausen:Das Problem mit den drei Buchstaben

Besuch in Allershausen: Gefährdete Idylle: Direkt neben dem Kiesweiher soll künftig die Südumfahrung von Allershausen verlaufen. Doch es gibt wohl keine Alternative dazu.

Gefährdete Idylle: Direkt neben dem Kiesweiher soll künftig die Südumfahrung von Allershausen verlaufen. Doch es gibt wohl keine Alternative dazu.

(Foto: Einfeldt)

Straßenbauamt macht deutlich, dass die Südumfahrung ziemlich sicher nicht durch das FFH-Gebiet gebaut werden kann. Gleichzeitig beweist ein Unfall auf der Autobahn die Notwendigkeit der Umgehung

Von Petra Schnirch, Allershausen

Nach einem Unfall auf der Autobahn ist Allershausen am Donnerstagvormittag wieder einmal fast im Verkehr erstickt (). Der Feuerwehr gelang es erst nach Wortgefechten mit mehreren Lastwagenfahrern, ihr Grundstück zu verlassen. Auch "das Straßenbauamt hat ein bisschen gebraucht, bis es nach Allershausen gekommen ist", merkte Bürgermeister Rupert Popp bei einer Ortsbesichtigung an. Thema: die geplante Südumfahrung. Peter Weywadel, Leiter der Abteilung Straßenbau im Staatlichen Bauamt, hält die Umgehung für dringend notwendig. Er machte aber auch klar: Für die von Kranzberg gewünschte Alternativ-Trasse durch ein FFH-Gebiet sieht er derzeit keine Chance.

Allershausen erhält viel Unterstützung, damit das Projekt in den kommenden Jahren verwirklicht werden kann, obwohl es im Ausbauplan für die Staatsstraßen aus der höchsten Dringlichkeitsstufe herausgefallen ist. Bei dem Ortstermin mit Popp, seinem Kranzberger Kollegen Hermann Hammerl und mehreren Gemeinderäten informierten sich am Donnerstag auch die drei Landtagsabgeordneten Florian Herrmann (CSU), Christian Magerl (Grüne) und Benno Zierer (Freie Wähler) über den Sachstand.

Seit die Diskussion um die Südumfahrung wieder in Schwung gekommen ist, lebt auch die Debatte über den Trassenverlauf auf. Vor allem in der Nachbargemeinde Kranzberg möchte man die sogenannte Waldrand-Variante verhindern. Sie würde nördlich der ehemaligen Mülldeponie an einem der Kiesweiher unterhalb der Amperleite entlang führen, bevor sie auf die Straße einschwenkt, die das Kieswerk mit der Staatsstraße verbindet. Ein kleiner Teil des Weihers müsste zugeschüttet werden. Robert Scholz, stellvertretender Landrat und ehemaliger Bürgermeister von Kranzberg, bezeichnet es als Unding, dieses Naherholungsgebiet zu zerstören. "Das kann man der Bevölkerung nicht vermitteln."

Das Problem aber "sind die drei Buchstaben FFH", wie Scholz es nannte. Die etwas weiter westlich gelegene Alternativ-Trasse, mit der auch Allershausen leben könnte, führt durch ein solches europäisches Schutzgebiet. "Ob dort Mais draufsteht oder hochklassiger Auwald", sei für die Planer irrelevant, erklärte Weywadel. "Wir müssen uns an die Rechtslage halten." Kritiker der Waldrand-Trasse monieren, dass die FFH-Flächen in dem Bereich landwirtschaftlich genutzt werden, das Areal um die Kiesweiher ist aus ihrer Sicht sehr viel schützenswerter.

Die Planungen für die Südumfahrung ruhen derzeit wegen der Rückstufung des Vorhabens. Die Unterlagen liegen seit 2010 im Schrank. Der Vorentwurf ist laut Weywadel komplett fertig. Er betonte, dass seine Behörde mit einer Trasse, die durch FFH-Gebiet verläuft und zu der es eine Alternative gibt, nicht ins Verfahren gehen werde - mangels Aussicht auf Erfolg. Die Waldrand-Variante habe große Chancen, genehmigt zu werden und auch einer "gerichtlichen Überprüfung standzuhalten".

Der Kranzberger Bürgermeister Hammerl sagte zwar, ein FFH-Gebiet sei "nicht gottgegeben, sondern von Menschenhand gemacht". Änderungen müssten daher möglich sein. Eine Streichung müsste aber wohl von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bei der EU beantragt werden, wandte Weywadel ein. "Da beißen wir uns die Zähne aus." Ein klein wenig Hoffnung machte er den Kranzbergern doch: Im Zuge des Genehmigungsverfahrens kämen Kostenschätzungen sowie Untersuchungen zu Natur- und Artenschutz erneut auf den Tisch. Nur wenn die Waldrand-Trasse bei dieser Neubewertung sehr viel mehr Minus-Punkte sammeln sollte als die Alternativ-Route, wäre ein Durchschneiden des FFH-Gebiets zu verantworten.

Wie es nun weitergeht, ist offen. Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann forderte die beiden Bürgermeister in einem Brief auf, einen Konsens zu finden. Voraussetzung für das Planfeststellungsverfahren sei das aber nicht, sagte Weywadel. Schwieriger wird es sein, einen Geldtopf für das auf 26 Millionen Euro geschätzte Projekt zu finden. Joachim Herrmann hatte den Allershausenern versprochen, dass die Südumfahrung erneut auf den Prüfstand komme, sobald sich die Freisinger Westtangente auf der Zielgeraden befindet, um Allershausen noch mehr Durchgangsverkehr zu ersparen. Ob ein Tausch mit einer anderen Kommune möglich ist , deren Vorhaben in der Dringlichkeitsliste ganz oben steht, ist fraglich. Eine Lösung aber muss her. Allershausen ist laut Weywadel auch ohne die Freisinger Westtangente an der Belastungsgrenze angelangt.

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