Süddeutsche Zeitung

Besuch bei der "Schwarzen Madonna":Spirituelle Erfahrung

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Viele Neufahrner pilgern alljährlich zu Fuß nach Altötting

Die Zeiten, in denen eine Sternschnuppe als Zeichen des Kampfes zwischen Engeln und Dämonen gedeutet wurde, sind längst vorbei. In Altötting sorgte eine Sternschnuppe am Pfingstwochenende dennoch für Gesprächsstoff unter den vielen Pilgern "Mit wem man auch geredet hat - irgendwie hatten sie alle unterwegs gesehen", erzählt eine Wallfahrerin aus Neufahrn. Der Fußmarsch zur "Schwarzen Madonna" wäre aber sowieso ein besonderes Erlebnis gewesen. "Ich sehe das als gute Möglichkeit zur Meditation", erklärte etwa ein älterer Mann: "Man wird ruhiger und genießt die Schönheit der Landschaft." Auch andere schwärmten von der "spirituellen Erfahrung" und versicherten: "Es ist immer wieder schön."

Viele gehen seit Jahren an Pfingsten mit nach Altötting und bewahren damit oft auch eine Familientradition: Schon die Eltern waren früher dabei. Damals hätte sie selbst sich das gar nicht so vorstellen können, erinnerte sich eine Neufahrnerin: "Aber wenn man einmal dabei war, macht man es immer wieder." Auch Stefan Schlammerl, Vorsitzender des Wallfahrervereins, geht seit vielen Jahren mit. Ebenso Manfred Röder: Gut sieben Stunden nach der Bekanntgabe der Abiturnoten hat der Direktor des Freisinger Dom-Gymnasiums den Anzug gegen Wanderkleidung und Warnweste getauscht und die Neufahrner Pilgergruppe abgesichert.

Am Freitag um 22 Uhr waren die Wallfahrer betend und singend zunächst nach Notzing gezogen. Nach einer nächtlichen Brotzeit ging es weiter nach Hörlkofen, wo nach gut 30 Kilometern Fußmarsch um vier Uhr früh der Zug nach Altötting fuhr. Den Pilgern hatte sich da bereits ein alter Bekannter angeschlossen: Martin Garmaier war in den 1980er Jahren Kaplan in Neufahrn und ist mittlerweile Stadtpfarrer von Erding. In Altötting hat er einen Gottesdienst gehalten. Zu den Höhepunkten des Aufenthalts in dem Wallfahrtsort zählte erneut auch die Lichterprozession am Samstag, zu der gut 40 weitere Neufahrner mit dem Bus gekommen waren.

Am Sonntag machten sich die Fußwallfahrer auf den Rückweg - zuerst mit dem Zug, dann wieder zu Fuß. Auf dem letzten Stück kam ihnen Pfarrer Wolfgang Lanzinger entgegen. Nach einem letzten gemeinsamen Lied in der Alten Kirche zog es die Heimkehrer dann schnell heim zu Dusche und Badewanne - "und außerdem will ich mir endlich die Blase am Fuß aufstechen", schmunzelte eine Wallfahrerin.

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SZ vom 06.06.2017 / bg
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