Besuch aus Peking:Musik als Sprache, die jeder versteht

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Musik vereint die Völker: Musikschulleiter Martin Keeser spielt zusammen mit einem chinesischen Kinderchor, der am Dienstag zu Besuch war. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Freisinger Musikschule hat in China einen sehr guten Ruf. Nun hat sie Besuch vom "Golden Sail Choir" der Shijia Primary School aus dem Osten Pekings, der das deutsche Musikschulsystem untersuchen will. Die Verständigung klappt.

Von Anne Gerstenberg, Freising

Dienstagmorgen pünktlich um 8.50 Uhr fährt ein Reisebus vor der Freisinger Musikschule vor. Darin sitzen winkend und lachend 50 noch ein wenig müde, chinesische Kinder, die vom Leiter der Musikschule Freising, Martin Keeser freudig empfangen werden. Brav stellen sie sich sofort in Zweierreihen auf, um die Freisinger Musikschule zu besuchen. "In China hat die Freisinger Musikschule den Ruf, eine der Besten zu sein", erklärt der Dolmetscher. Außerdem liegt Freising genau auf der Route des "Golden-Sail Choirs" von Frankfurt, über Heidelberg, Schloss Neuschwanstein und München nach Wien. Hier im Freising sollen die Zehn- bis Zwölf-Jährigen kennenlernen, wie das deutsche Musikschulsystem aufgebaut ist.

"In China haben musikinteressierte Schüler die Möglichkeit, in der Schule Zusatzkurse zu belegen, so wie diesen Chor hier. Zweimal in der Woche finden Chorproben statt und die Kinder erhalten Gesangsunterricht", sagt die mehrfach ausgezeichnete Chorleiterin Li Na. "Wollen die Kinder ein Musikinstrument lernen, wird ein privater Lehrer engagiert, aber öffentliche Musikschulen, wie diese hier, gibt es nicht."

Dem Einen oder Anderen treten bei dem reinen, klaren Klang Tränen in die Augen

Als Erstes zeigt Keeser der Gruppe das historische Musikschulgebäude und erklärt dessen Geschichte. Fasziniert folgen die Kinder in das Gebäude. Die Gruppe betritt einen der nach berühmten Komponisten benannten Räume und schon erklingen erste Melodien. Jiaqui Ma, eines der Mädchen, hat sich spontan an das Klavier gesetzt. Begeistert wird festgestellt, dass aus dem Klavierheft des berühmten chinesischen Pianisten Lang Lang gelehrt wird. Die erste Gemeinsamkeit ist gefunden! Danach geht es hinaus in den Park, wo den im Freien frühstückenden Senioren der Arbeiterwohlfahrt zwei Stücke vorgesungen werden. "Jasmin", ein Chinesisches Volkslied und das deutsche "Hebe Deine Augen auf" von Mendelssohn lassen dem Ein oder Anderen mit dem reinen, klaren Klang des Kinderchores Tränen in die Augen treten.

Nach gegenseitiger Freundschaftsbekundung und Geschenkübergabe bekommen die Kinder Getränke. Kritisch beäugt ein Junge seine Apfelschorle und fragt: "Ist das denn nun dieses Bier?"Dann ist es auch schon wieder Zeit, zu gehen. Die Kinder verabschieden sich im Chor mit einem lauten "Auf Wiedersehen!" und steigen zurück in den Bus, denn es geht weiter ans Hauptziel der Reise, nach Wien, wo der Chor eine weitere Woche bleiben wird. Dort finden ein Workshop mit den Wiener Sängerknaben und Konzerte vor den Vereinten Nationen und ein Wettbewerb statt. Während der Reise haben die Kinder keinen Kontakt zu ihren Eltern, da sie sich auf die Konzerte konzentrieren sollen. "Wir haben uns sehr über den Besuch gefreut!", sagt Keeser, "Interkultureller Austausch ist uns sehr wichtig und Musik ist einfach die Sprache, die jeder versteht!"

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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