Beim Hochwasser:Manipulation an Moosach-Wehr

Unbefugte haben nach neuesten Erkenntnissen der Stadt Freising die Schleuse am Veitshof mit einem Werkzeug geöffnet. Dazu ist eigentlich ein Schlüssel notwendig, über den Mitarbeiter des Bauhofs verfügen

Von Kerstin Vogel

Beim Hochwasser: Unbekannte haben während des Hochwassers diese Schleuse am Veitshof mit einem Werkzeug geöffnet.

Unbekannte haben während des Hochwassers diese Schleuse am Veitshof mit einem Werkzeug geöffnet.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bei dem Hochwasser, das Anfang Juni in Freising vor allem weite Bereiche rund um die Gartenstraße überflutet hat, ist an der Schleuse am Veitshof offenbar doch nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Wie die Stadt jetzt bestätigt hat, ist das Wehr dort von Unbefugten geöffnet worden, noch bevor die zuständigen Schleusenwärter vom Bauhof das tun konnten. Allerdings habe diese unberechtigte Öffnung keine wirklichen Auswirkungen auf das Ausmaß des Hochwassers im Überschwemmungsgebiet gehabt, so Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher: "Das Wasser kam von allen Seiten und hat die Schleusen ohnehin einfach überspült."

Der Vorwurf von Anwohnern, die Wehre seien bewusst so gesteuert worden, dass die Innenstadt verschont bleibe, war schon laut geworden, da war das Wasser aus Garten- und Fabrikstraße noch gar nicht wieder abgelaufen. Noch Mitte Juni verneinte Eschenbacher im Hauptausschuss die Frage von Stadtrat Erich Irlstorfer (CSU), ob Fehler beim Öffnen und Schließen der Wehre und Schleusen gemacht worden seien. Winfried Adam vom Wasserwirtschaftsamt bestätigte der SZ damals diese Einschätzung: "Die Moosach-Steuerung lief wie immer in einem solchen Fall."

Zu dieser Steuerung gehört, dass bei einem bestimmten Wasserstand zunächst ein Klappwehr hinter Vötting automatisch umgelegt wird, um Wasser in den Mühlangergraben abzuleiten. Die zweite Schleuse am Veitshof öffnet der Flut dann den Weg in die Herrenmoosach - und dieses Wehr muss von Hand bedient werden. Mitarbeiter des Bauhofs haben dafür einen Schlüssel, doch offenbar kam dieser beim jüngsten Hochwasser gar nicht zum Einsatz, weil das Wehr zuvor bereits mit Werkzeug geöffnet worden war, wie der Oberbürgermeister am Freitag bestätigte. Wer die Schleuse unbefugt betätigt hat, dürfte im Nachhinein schwer zu ermitteln sein. Fest steht laut Eschenbacher nur, dass es "niemand von den Rettungskräften oder vom Bauhof war." Auch wenn diese Manipulation am Ende keine Auswirkungen auf die Katastrophe gehabt habe, dürfe so etwas natürlich nicht passieren. Eschenbacher: "Da müssen wir eine Lösung finden, um das in Zukunft zu verhindern."

Wie die Stadt künftig grundsätzlich vor Überschwemmungen geschützt werden kann, darüber macht man sich bei der Stadt aktuell ebenfalls Gedanken. Man sei damit beschäftigt, Fakten zu sammeln und Hinweise der Anwohner zu prüfen, um zu sehen, was es für Möglichkeiten gibt, so Eschenbacher. Erste Ergebnisse werde man Anfang August veröffentlichen.

Einen Hinweis auf die Ursachen für das Ausmaß der Überflutungen hat unterdessen das Wasserwirtschaftsamt in München geliefert. Bei dem Hochwasser Anfang Juni seien sehr hohe Grundwasserstände gemessen worden, heißt es in einer gerade veröffentlichten "Nachlese". Besonders betroffen seien davon die flussnahen Bereiche entlang der Isar und der Amper gewesen, aber auch "Gebiete in der Fläche mit geringem Grundwasser-Flurabstand".

In der Nähe der Flüsse sei parallel zu deren Wasserführung ein schneller Anstieg sowie - zeitlich kaum verzögert - ein schnelles Absinken des Grundwassers messbar gewesen. Als Ursache nennt das Wasserwirtschaftsamt die Untergrundverhältnisse: Nahe der Isar handelt es sich größtenteils um wasserdurchlässige Kiese. In der Fläche seien beim diesjährigen Hochwasser zum Teil aber "bisher nicht erreichte Grundwasserhöhen" gemessen worden. Und: Im Vergleich zu den flussnahen Bereichen seien die Wasserstände hier nur verzögert wieder gesunken.

Informationen über aktuelle Grundwasserstände finden sich im Internet: www.nid.bayern.de, Rubrik "Grundwasser".

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