Begabtenförderung:Experiment geglückt

Begabtenförderung: Stefan Praha ist seit 2005 als Lehrer für Biologie und Chemie am Josef-Hofmiller Gymnasium. 2010 gründete er den Begabungsstützpunkt.

Stefan Praha ist seit 2005 als Lehrer für Biologie und Chemie am Josef-Hofmiller Gymnasium. 2010 gründete er den Begabungsstützpunkt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Seit 2010 gibt es den Begabungsstützpunkt am Josef-Hofmiller-Gymnasium. Bei Diskussionen und in Versuchen können die Schüler ihr Wissen in den Naturwissenschaften vertiefen - die zwölf Plätze sind stets besetzt

Von Marina Wudy, Freising

Mit dem freiwilligen Engagement während der Schulzeit ist das so eine Sache, machen viele Schüler doch nur das, was unbedingt notwendig ist. Für den Begabungsstützpunkt am Josef-Hofmiller-Gymnasium gilt das allerdings nicht. Denn immer Freitagnachmittags wird dort naturwissenschaftlich interessierten Schülern und Schülerinnen eine Plattform geboten, auf der sie ihr Wissen vertiefen können. Die zu vergebenen Plätze sind in der Regel stets besetzt.

Stefan Praha hatte den Stützpunkt 2010 ins Leben gerufen, er ist am Josef-Hofmiller-Gymnasium als Lehrer für Chemie und Biologie tätig. "Das bayerische Kultusministerium hatte damals das Programm zur Förderung solcher Begabungsstützpunkte ausgeschrieben. Ich habe dann gemeinsam mit der Schulleitung ein entsprechendes Konzept entworfen und wir wurden als einer der ersten fünf Standorte in Bayern in das Programm aufgenommen", erzählt Praha. Das Angebot richtete sich dabei zunächst vornehmlich an die fünf Gymnasien im Landkreis Freising, mittlerweile jedoch kommen auch Schüler aus den Nachbarlandkreisen, wie etwa Erding.

Konkret gliedert sich der Begabungsstützpunkt in einen "Kaffeeplausch" und einen zugangsbeschränkten Kurs. "Der Kaffeeplausch ist für jeden offen und eher eine Art Diskussionsforum", erklärt Stefan Praha. "Die Schüler können ihre eigenen Fragen mitbringen und wir versuchen dann, sie zu beantworten." In der Regel seien das Fragen, die er und seine Kollegen selbst erklären könnten. Manchmal jedoch hätten Schüler Fragen aus dem Bereich der Quantenphysik - "das wird dann schwierig, da muss ich schon mal einen studierten Physiker hinzuziehen", meint Praha lachend.

Gleich im Anschluss an diese offene Fragerunde findet der zugangsbeschränkte Kurs statt. Hier wählt Praha die zu behandelnden Themen bereits im Voraus aus, und die Schüler können dann in verschiedenen Experimenten ihr naturwissenschaftliches Wissen erweitern. Ein Thema im vergangenen Jahr sei beispielsweise die Herstellung eines Harzklebers gewesen: "Die Schüler mussten Harze von unterschiedlichen Bäumen in Flüssigkeit auflösen und dann die Klebefähigkeit an verschiedenen Materialien testen." Um an diesem Kurs teilnehmen zu können, müssen Schüler sich in den ersten beiden Wochen des neuen Schuljahres mit einem Datenblatt - inklusive aller Noten - und einem kurzen, persönlichen Motivationsschreiben bewerben.

Aktuell stehen dabei zwölf Plätze zur Verfügung. "Die Zahl der Bewerber und der zu vergebenden Plätze hält sich in der Regel ziemlich gut die Waage", sagt Praha. "Ich muss glücklicherweise nur sehr selten Schüler abweisen. Trotzdem kommt es vor." Es gebe auch "Wiederholungstäter", die den Kurs mehrere Jahre in Folge belegen. "Da wirke ich dann auch mal auf die entsprechenden Schüler ein, ob sie denn nicht ihren Platz für andere freigeben möchten", meint Praha und schmunzelt. Insgesamt jedoch ist es natürlich genau diese Begeisterung, durch die das Projekt überhaupt umgesetzt werden kann. "Ohne das Interesse und das Engagement der Schüler wäre unser Projekt ja gar nicht möglich", sagt Stefan Praha. Deshalb kann es durchaus vorkommen, dass er Schüler zusätzlich aufnimmt.

Tatsächlich musste er die Zahl der zu vergebenden Plätze seit Kursbeginn im Jahr 2010 sogar von neun auf mittlerweile zwölf erhöhen. Das liege unter anderem an der guten Mundpropaganda. Einzig das Klischee, dass die Naturwissenschaften eher eine Männerdomäne sind, wird in Prahas Kurs derzeit noch bestätigt: Zwei Drittel der Teilnehmer sind in der Regel Buben.

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