Bauvorhaben in Neustift abgelehnt:Natur hat Bestand

Bauausschuss ist gegen Einfamilienhaus an der Wiesenthalstraße. Bei einer Ortsbesichtigung demonstrieren etwa 100 Bürger für die schützenswerte Grünzunge des Wieswalds

Kerstin Vogel

- Der Freisinger Bauausschuss hat am Mittwoch das umstrittene Bauvorhaben an der Wiesenthalstraße mit 5:9 Stimmen abgelehnt. Vorausgegangen war dem eine bemerkenswerte Ortsbesichtigung, zu der sich rund 100 Bürger eingefunden hatten - die meisten von ihnen, um gegen das Bauvorhaben zu demonstrieren. Doch auch Bauwerber Helmut Spitzenberger hatte einige "Anhänger" mobilisiert. Auf einem Transparent erklärte er seinerseits, hier für sich und seine Familie ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung bauen und selber beziehen zu wollen.

Die Anwohner nehmen ihm das nicht ab. Sie fürchten, dass mit dem Projekt einer weiteren Besiedlung des Waldstücks nördlich der bisherigen Bebauung Tür und Tor geöffnet würde. "Rettet den Wieswald" und "Hier leben Rehe" hatten sie auf Plakate geschrieben: Unbedingt müsse die Grünzunge erhalten bleiben, die an dieser Stelle in den Wieswald überleite, so die Forderung. Mit Helmut Priller (ÖDP) und Rosi Eberhard (Grüne) hatten sich sogar zwei Stadträte mit hinter das grüne Band gestellt, mit dem die Demonstranten das Waldstück symbolisch schützten.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, der mit dem Bauausschuss zur Ortsbesichtigung angereist war, ließ sich vom Aufmarsch der Bürger freilich nicht beeindrucken. Rederecht werde es für keine der beiden Seiten geben, stellte er klar und mahnte mehrfach an, hier keine emotionale, sondern eine sachlich fundierte Entscheidung zu treffen.

Das Grundstück liegt stadteinwärts auf der linken Seite der Wiesenthalstraße. Nicht nur für die Anwohner, sondern auch für die Untere Naturschutzbehörde handelt es sich hier um ein wertvolles Stück Natur, wie Gerrit Ise für die Behörde bei dem Ortstermin bestätigte. 2009 hatte die Moosburger Scheidl GmbH bereits versucht, hier ein Doppelhaus zu bauen. Das Vorhaben war jedoch abgelehnt worden: wegen Bedenken seitens des Naturschutzes und der Forstwirtschaft, aber auch, weil das Grundstück im Flächennutzungsplan der Stadt als "Grünfläche mit wichtigem Gehölzbestand und Bäumen" ausgewiesen ist. Auf so einem Areal aber kann nicht gebaut werden - auch dann nicht, wenn der ursprüngliche Wald zwischenzeitlich durch illegale Abholzungsaktionen von Scheidl Schaden genommen hat, wie am Mittwoch deutlich gemacht wurde.

Christoph Spies von der Stadtverwaltung empfahl dem Ausschuss also, das Bauvorhaben abzulehnen - ein Vorschlag, dem die Mehrheit des Gremiums wenig später im Sitzungssaal des Rathauses auch nachkam. Lediglich Karlheinz Freitag und Johanna Hiergeist von den Freien Wählern, die SPD-Stadträte Helmut Weinzierl und Birgit Großkopf sowie Ludwig Kropp von der Freisinger Mitte stimmten für das Bauvorhaben. Hiergeist hatte schon bei der Ortsbesichtigung erklärt, dass sich ihr der Wert des Gehölzes an dem fraglichen Hang nicht erschließe. Freitag nannte das Areal, das dem Wieswald durch das Bauvorhaben entzogen würde, mit 100 bis 120 Quadratmetern nicht all zu groß und erklärte zudem, dass eine Bebauung vielleicht auch dazu dienen könne, den Hang zu sichern. Gerrit Ise hatte allerdings zuvor bereits erklärt, dass er keinerlei Gefahr für den Steilhang sehe.

Kritische Worte fand Grünen-Stadträtin Eva Bönig - Adressat war bei ihr allerdings die Anwohner-Initiative. Sie stimme zwar auch gegen das Bauvorhaben, sagte sie, habe sich aber über die Art der Kampagne und einige Flugblätter sehr geärgert. So habe sie unter anderem Anrufe erhalten, in denen behauptet worden sei, dass mit dem Projekt von Helmut Spitzenberger auch der Waldkindergarten im Wieswald schließen müsse. So etwas sei für sie nicht in Ordnung, so Bönigs Rüge.

Dem Bauherrn Spitzenberger bleibt nach der Ablehnung im Ausschuss nun nur noch der Gang vors Gericht, wie OB Eschenbacher am Mittwoch bestätigte.

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