Bauprojekt gescheitert:Orientalischer Alptraum

Größenwahn im Glonntal: Weil dem indischen Investor das Geld ausgegangen ist, ruhen die Bauarbeiten für den Wellness-Tempel in Hohenkammer. Die Pläne klangen wie aus tausend und einer Nacht.

Peter Becker

Wer auf der Bundesstraße 13 durch Hohenkammer fährt, dessen Blick richtet sich etwa in der Ortsmitte sofort auf das rosafarbene Gebäude. Orientalisch anmutend steht es neben der Pfarrkirche Sankt Johannes Evangelist mit seinem neugotischen Turm. Bauschutt zwischen dem Gebäudekomplex und dem benachbarten Friedhof zeigt, dass es sich bei dem Gelände um eine Baustelle handelt.

Hohenkammern "Wirt" wird umgebaut 2010

Ohne Moos nichts los. Wo früher die "Alte Post" war, schlummert nun ein unfertiger Traum in rosa - der Bauschutt wird wohl noch eine Weile liegenbleiben.

(Foto: Katharina Jaksch)

Freilich um eine, auf der seit geraumer Zeit nicht mehr gearbeitet wird. Dabei handelt sich um das Wellness-Hotel, das in Hohenkammer entstehen soll. Eigentlich eher sollte, denn der Projektmanager Ali Najjar glaubt nicht, dass es seiner Vollendung entgegen geht. "Ein Traum fällt ins Wasser", sagt er mit Bedauern. Denn dem Investor ist offenbar das Geld ausgegangen.

Für gastronomische Betriebe scheint die Nachbarschaft zur Kirche nicht besonders segensreich zu sein. Einst stand dort die Alte Post. "Eine alte Wirtschaft", erzählt Bürgermeister Johann Stegmair. Die sei 1966 durch einen Neubau ersetzt worden. Es habe einige Fremdenzimmer gegeben. 2007 sei das Gasthaus dann verkauft worden.

"Die Wirtschaft ist nie besonders gut gegangen", weiß Ali Najjar. Der Hotelfachmann aus Tunesien hat erfahren, dass der Gasthof zu kaufen ist und hat davon einem Freund erzählt. Über diesen wiederum erfuhr ein indischer Investor von der Immobilie. Der Mann, der in Dubai lebt, setzte es sich in den Kopf, ein Wellness-Hotel in Deutschland zu bauen.

Ali Najjar musste ihm dabei gleich zu Beginn einige Flausen aus dem Kopf treiben. Etwa die Idee, in dem Komplex nur sechs Suiten unterzubringen. Der Projektmanager überzeugte ihn von seiner eigenen Vorstellung. "Wir haben die Nutzfläche von 300 auf 3000 Quadratmeter erweitert", erzählt er. Aus 14 Zimmern, die einst der Gasthof angeboten hatte, sind 30 geworden. Sie befinden sich alle mehr oder weniger im Rohbau.

Restaurants, Wintergärten und eine Eisdiele

Baumaterial ist in ihnen gelagert und verpackte Möbel, die wohl nie an den Platz kommen, für den sie einst bestimmt waren. Zusätzlich zu den Zimmern entstanden Balkone und Terrassen, von denen aus sich die Hohenkammerer Umgebung betrachten ließe.

Zur Bundesstraße hin hat Ali Najjar eine Eisdiele und einen Wintergarten geplant. Dort wären nicht nur die Hotelgäste willkommen gewesen. Für Kinder hat der Projektleiter eine Art Miniatur-Wüste geplant, wo sie im Sand hätten spielen können. Doch unter den gepflanzten Palmen wuchert nun das Unkraut. Für das Hotel selbst hat Ali Najjar Restaurants geplant, in denen etwa französische Küche angeboten werden sollte.

Die Lounge hätte ein orientalisches Ambiente erhalten. Im ersten und zweiten Stock befinden sich die Zimmer. Im Keller, dort wo sich einst der Tanzsaal der Alten Post befand, wäre der Wellness-Bereich gewesen: ein türkisches Dampfbad, Sauna, Massage- und Fitnessraum. Zu sehen sind nur die verlegten Plastikschläuche der Fußboden-Heizung.

Ein Investor mit Verschwendungssucht

Ali Najjar erkennt, dass er sich auf einen windigen, zumindest aber äußerst launischen Investor eingelassen hat. "Wenn Ajmal sich nach links dreht, entscheidet er sich so, dreht er sich dann nach rechts, entscheidet er sich wieder anders", charakterisiert ihn der Projektmanager.

Ali Najjar beschreibt auch die unterschiedlichen Philosophien des Unternehmertums im Orient und Deutschland. Der Geschäftsführer der Holding-Gesellschaft sei gewohnt, dass man seine Wünsche ohne Wenn und Aber befolge. In Deutschland hingegen gebe es Vorschriften, über die man sich nicht hinwegsetzen könne.

Ali Najjar sagt, Ajmal "ist Sohn, aber kein Kaufmann". Er habe für seine angeblichen Millionen nicht arbeiten müssen, sondern der Reichtum habe ihm stets zur Verfügung gestanden. Offenbar neigt der Investor aus Dubai zur Verschwendungssucht. 780.000 Euro habe die Alte Post gekostet, sagt der Projektmanager. Jeden dritten Monat müsse er 100.000 Euro an Zinsen auf Konten in Kuwait oder Paris überweisen.

Dazu kommt das Geld, das schon in den Hotelbau gesteckt worden ist. In Kranzberg habe sich Ajmal ein Haus für 900.000 Euro gekauft. "Gewohnt hat er darin gerade mal zehn Tage", beschreibt Ali Najjar die Sprunghaftigkeit seines Geldgebers.

Orientalische Kuppeln im Glonntal

Der Projektmanager hofft, dass er sich mit heiler Haut aus dem Projekt verabschieden kann. Nötigenfalls will er vor Gericht ziehen. Das Ende des Wellness-Projekts in Hohenkammer scheint jedenfalls nahe.

"Schade", findet das Ali Najjar. Er hätte ihm eine gute Chance gegeben. "Solche Hotels sind gefragt", meint der Hotelfachmann. Und im Glonntal eher rar. "Geschäftsleute wollen nicht gern in alten Gasthöfen schlafen", glaubt er. Und weil jeden Tag etwa 8000 Autos durch Hohenkammer fahren, hätte der eine oder andere bestimmt einen Zwischenstopp eingelegt.

Schade findet es auch Bürgermeister Josef Stegmair, dass aus dem Projekt nichts wird. Anfangs herrschte Skepsis in der Gemeinde. Denn das orientalische anmutende Gebäude mit seinen Kuppeln scheint so gar nicht ins Ortsbild zu passen. Ein Rundgang durch das Hotel scheint zumindest die Gemeinderäte überzeugt zu haben. "Die Zimmer sind sehr schön ausgebaut", bestätigt Josef Stegmair. "Das Haus ist auf dem neuesten Stand der Technik."

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