Süddeutsche Zeitung

Bauernprotest  im Landkreis Freising:"Wir fühlen uns falsch verstanden"

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Ralf Huber, Biobauer aus Allershausen, hat die Mahnfeueraktion der Landwirte im Landkreis Freising mitorganisiert.

Von Laura Dahmer, Freising

Bei wärmenden Flammen eines Feuers, Glühwein und Plätzchen zusammenstehen, um über Landwirtschaft zu reden. Das war die Idee hinter den Mahnfeuern der neuen Organisation "Landwirt schafft Verbindung" (LSV) und des Bayerischen Bauernverbands (BBV), die am vergangenen Samstag in ganz Deutschland stattgefunden haben. Im Landkreis wurden mehrerer solcher Mahnfeuer angezündet, in Allershausen, in Niederhummel und in Hohenkammer. Mitorganisiert wurde das Ganze von Ralf Huber, einem Biobauern aus Allershausen. Bei seinem Mahnfeuer seien etwa 80 Personen da gewesen, schätzt der Biobauer. Er hat sich von der Veranstaltung vor allem einen Dialog und mehr Verständnis zwischen Verbrauchern und Bauern erhofft.

Verbraucher waren nur wenige da

Leider, stellt er bedauernd fest, seien deutlich mehr Bauern als Verbraucher vor Ort gewesen. "Aber auch das war schön", sagt Huber. "Man merkt, dass die Landwirte alle etwas auf dem Herzen und Gesprächsbedarf haben." Schon lange hat er keinen solchen Zusammenhalt mehr untereinander gespürt. "Es geht gerade ein richtiger Ruck durch den Berufsstand." Er hat auch eine Vermutung, warum: "Wir fühlen uns falsch verstanden. Oft wird es so dargestellt, als seien wir gegen Umwelt- und Naturschutz." Dabei war der Allershausener einer der ersten Biobauern in der Freisinger Region. Schon in den 1990er Jahren stellte Huber seine Produktion auf Bio-Betrieb um. Damals gab es kaum Erfahrungen, Richtlinien oder Vorschriften. "Heute ist das anders. Es gibt viele Umweltauflagen, die für uns kleine Bauern schwer zu erfüllen sind", so Huber. Viele seiner Kollegen würden eigentlich auch gerne umschwenken, aber nach wie vor sei es schwierig, sich mit biologischem und nachhaltigem Anbau über Wasser zu halten.

"Wir sind immer nur die Sündenböcke, dabei liegt die Schuld eigentlich eher bei denen, die unsere Produkte vermarkten", findet der Landwirt. Oft sei im Supermarkt nämlich nicht wirklich ersichtlich, was bio und regional ist. "Wenn der Bürger uns nicht unterstützt, dann haben wir keine Chance. Die Politik tut es nämlich gerade nicht." Und auch, wenn weniger Verbraucher in Allershausen waren, als er gehofft hatte, so ging Huber doch mit einem guten Gefühl aus dem Abend. "Die, die da waren, haben uns bestätigt. Es ist gut zu wissen, dass die Leute Anteil nehmen", so Huber. Er erzählt von einer Mutter und Tochter, die den ganzen Abend mit den Landwirten gesprochen haben. "Sie hatten sich im Datum vertan und sind schon freitags extra mit dem Rad nach Allershausen gekommen. Trotzdem waren sie am Samstag wieder da." Huber und die anderen Landwirte überlegen, wie sie bei der nächsten Veranstaltung noch näher zum Verbraucher kommen können.

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Quelle:
SZ vom 09.12.2019
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