Süddeutsche Zeitung

Bandwettbewerb im Jugendzentrum:Gelungene Wiederauferstehung

Im Jugendzentrum findet nach sechs Jahren wieder ein Bandclash statt. 14 Gruppen und das Publikum sind begeistert.

Von Florian Beck, Freising

Wenn bei einem Konzert statistisch gesehen pro Musiker dreieinhalb Gäste anwesend sind, ist die Zuschauerzahl entweder sehr gering oder man befindet sich auf dem Rock-Sie Bandfestival. Bei dem am Samstagabend im alten Jugendzentrum (Juz) in der Kölblstraße stattfindenden Event waren nämlich knapp 160 zahlende Besucher anwesend, um sich 14 Bands mit insgesamt sage und schreibe 45 Musikern anzuhören. Veranstalter waren Joe Weinberger und die Stadtjugendpflege.

Schon vor einigen Jahren hatte dieses Format in Freising Anklang gefunden, wurde dann allerdings 2013 zum zehnten und bis dato letzten Mal veranstaltet. Bis schließlich Weinberger zusammen mit einigen Freunden und Birgit Schwaiger vom Juz beim Schwelgen in Erinnerungen an alte Zeiten den Entschluss fasste, die Tradition wieder aufleben zu lassen und einen Bandclash zu veranstalten. Und tatsächlich: "Es war ein voller Erfolg", schwärmte der 29-Jährige. Ziel sei gewesen, der regionalen Musikszene wieder eine Möglichkeit zu geben, sich zu präsentieren, und angesichts des breit gestreuten Teilnehmerfelds und der vielen Besucher kann das Ziel durchaus als erreicht betrachtet werden.

Die Bands kamen aus Freising, aber auch aus München und Landshut

Tatsächlich waren alle Musikrichtungen von Indie-Rock über Metal bis Punk und sogar Folklore vertreten. Aus Landshut, München und natürlich Freising kamen Bands, und es traten sowohl einige bekanntere Gesichter der Freisinger Nachwuchs-Szene als auch ein paar ältere Musiker aus der Umgebung auf. Der hauseigene Tontechniker stand ebenso auf der Bühne, wie Mitorganisator Weinberger selbst, die Solokünstlerin Asli Cirkin ebenso, wie das Duo "Marko und Domi". Lediglich "Marlene Mercedes" musste leider absagen.

Die Diversität der Musikern spiegelte sich auch im Publikum wider. Senioren waren da vertreten, natürlich Jugendliche und auch viele Personen, die man nicht auf Konzerten im Jugendzentrum erwarten würde. Aufgrund der so verschiedenen Darbietungen und den bezahlbaren Getränken und Pizza-Baguettes kamen ohne Zweifel alle voll auf ihre Kosten. Das Miteinander verschiedener Stilrichtungen wurde besonders deutlich, als in der Umbaupause nach der Hardrock-Band "Days 'n Decades" plötzlich ein Kontrabass auf die Bühne getragen wurde, gefolgt von einer Geige, einer Klarinette, einem Akkordeon und einer E-Gitarre. Die fünf Instrumente und die Musiker, denen sie gehörten, bildeten das schwungvolle Quintett "Chakulou", das unter anderem eine faszinierende Version der Tetris-Melodie zum Besten gab.

Nur zehn Minuten für jede Band

Wegen des straffen Zeitplans, der für jede Band nur zehn Minuten Spielzeit und fünf Minuten für den Umbau vorsah und der mithilfe eines an die Wand projizierten Countdowns auch penibel eingehalten wurde, entstand ein gewisser Druck. Am Anfang war es fast ein wenig störend, dass die Bands aus Zeitnot so gut wie nie Applaus zuließen, doch je weiter der Abend fortschritt, desto mehr überzeugte das Prinzip, da es die Künstler zu unkonventionellen Methoden zwang. Einige Bands spielten beispielsweise eine einzige lange Nummer über zehn Minuten, in der sie verschiedene Songs integrierten und passende Übergänge schaffen mussten. Außerdem gelang es trotzdem jeder Gruppe, die Zeit nahezu perfekt auszunutzen. Dadurch endete die Konzertreihe auch tatsächlich um 22.35 Uhr und damit gerade mal fünf Minuten später als geplant. Diese geringe Verzögerung lässt sich vor allem dadurch erklären, dass es sich für den Tontechniker beispielsweise bei dem oben bereits erwähnten Quintett "Chakulou" alles andere als einfach gestaltete, alle Instrumente in weniger als fünf Minuten so abzumischen, dass jeder Musiker gut zu hören war.

Nach Ablauf des offiziellen Teils wurde den Gästen noch eine offene Bühne angeboten, die Instrumente blieben also stehen und wer wollte, konnte sich eines greifen und ein Stück zum Besten geben. Und tatsächlich wurde dieses Angebot nach kurzem Zögern auch sehr gut angenommen und es entstand eine gemütliche Improvisation. Die Besetzung, die sich nach jedem Song änderte, spielte danach noch beeindruckende mehr oder weniger improvisierte Cover von Oasis' "Wonderwall" und Nirvanas "Smells Like Teen Spirit" und brachte die sich nur langsam verkleinernde Zuschauergruppe zum würdigen Abschluss noch einmal zum Tanzen.

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