Bademantel als Geschenk:Weißes Frottee für Söder

Bademantel als Geschenk: Die Zwei aus der Staatskanzlei: Ministerpräsident Markus Söder und Staatsminister Florian Herrmann posieren im Herbstschauzelt für Fotografen.

Die Zwei aus der Staatskanzlei: Ministerpräsident Markus Söder und Staatsminister Florian Herrmann posieren im Herbstschauzelt für Fotografen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Herbstschaufestzelt wird Bayerns Ministerpräsident gefeiert. Über die Demonstranten davor verliert er kein Wort.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Markus Söder hat bekanntlich Spaß am Verkleiden. Im Fasching war er schon als Shrek, Homer Simpson oder Marylin Monroe zu sehen. Und so dachten sich seine Parteifreunde vom Freisinger CSU-Kreisverband wohl, dass dem bayerische Ministerpräsidenten auch außerhalb der närrischen Zeit ein Kostüm ganz gut zu Gesicht stehen könnte. Am Ende seiner Rede im Moosburger Herbstschauzelt, die örtliche CSU-Stadträte hinterher als "sehr mitreißend" und "engagiert" bezeichneten, bekam Söder am Donnerstagabend einen weißen Bademantel überreicht - in Anlehnung an Udo Jürgens, der seine Zugaben stets in diesem Outfit gegeben hat.

Söder fand, wie er auf Facebook schrieb, das Geschenk "besonders nett". So ließ er sich auch nicht lange bitten, schlüpfte für seine Zugabe ebenfalls in den Bademantel und sang gemeinsam mit den Besuchern - in weißes Frottee verpackt - die Bayern-Hymne. Was Udo Jürgens dazu gesagt hätte, weiß man nicht. Die Besucher im sehr gut gefüllten Herbstschauzelt hatten jedenfalls ihren Spaß.

Den hatten auch die zahlreichen Startbahngegner, die draußen lautstark demonstrierten - was drinnen nicht jedem gefiel. Als einige Demonstranten heftig gegen die Zeltwand schlugen, zeigte ihnen einer der Zeltbesucher deutlich, was er davon hielt: An einem Fenster reckte er ihnen sein Hinterteil entgegen. "Der Fluglärmgenerator", mit dem die Startbahngegner Söders Rede übertönen wollten, war drinnen zumeist nur als schwaches Brummen zu vernehmen. Zu fortgeschrittener Stunde - Söder war gerade irgendwo zwischen Familien-Anekdote und Verteidigung der bayerischen Wertegesellschaft - drehten die Demonstranten ihr Gerät wohl doch mal kurz eine Stufe höher. Jetzt war es im Zelt merklich lauter.

Söder verlor dennoch kein Wort über die Demonstration. Die dritte Startbahn erwähnte er nur kurz, als er sagte, diesbezüglich anderer Meinung zu sein als sein Staatskanzleichef Florian Herrmann, dessen Standpunkt er jedoch respektiere. Herrmann selbst hatte zuvor darauf verwiesen, dass sowohl die Landkreis-CSU als auch er persönlich gegen die dritte Startbahn seien, "aber da brauche ich von den Demonstranten nicht daran erinnert zu werden". Seiner Meinung nach sollten "Argumente zählen" statt zu versuchen, eine Veranstaltung zu übertönen.

Söder redete, nachdem er die Qualitäten des Freisinger CSU-Landtagskandidaten Herrmann gepriesen hatte, über die Vorzüge Bayerns ("Es gibt kein erfolgreicheres Land"), die oft vergessenen Normalverdiener aus der Mitte ("Das sind die Helden der Gesellschaft"), die AfD ("Eine solche Politik wollen wir nicht in Bayern haben") und über Sicherheit, Migration und "unsere eigenen Leute", die man "nie vergessen" dürfe. Auch das Thema Zeitumstellung wollte er nicht ausblenden - wenngleich er es als eher nebensächlich ansieht, denn: "Egal, ob wir die Sommer- oder die Winterzeit abschaffen - ich will die Bayernzeit behalten." Im Freistaat tickten die Uhren bekanntlich anders. Und er sieht das als Qualitätsmerkmal. "In Deutschland ist Bayern das Rückgrat. In Bayern ist das Rückgrat die CSU."

Und die SPD? Die durfte immerhin als Stoff besagter Familien-Anekdote herhalten. Söder erzählte, wie er als Bub mal von seinem Vater ausgeschimpft worden sei, weil er mit einem geschenkten SPD-Krug mit der Aufschrift "Willy wählen" nach Hause kam. "Seitdem weiß ich: SPD bedeutet Ärger." Und spätestens seit Donnerstagabend weiß er: Die dritte Startbahn bauen wollen und in einem Bierzelt im Kreis Freising auftreten - das bedeutet auch Ärger.

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