Autobahnkreuz Neufahrn umgebaut:Einfädeln über die Direktrampe

Für 28 Millionen Euro wurde Bayerns verkehrsreichstes Autobahnkreuz umgebaut. Künftig kann der Verkehr aus Richtung Flughafen gefahrlos auf die A 9 wechseln. Jetzt geht der Bund den Ausbau der Autobahn an.

Marco Völklein

In der Nacht noch wollte Johann Schmid die Bauarbeiter losschicken. Der zuständige Dienststellenleiter bei der Autobahndirektion Südbayern lässt die letzten Fahrbahnmarkierungen aufbringen, eine Leitplanke anschrauben. Dann kann es losgehen. Dann kann der Verkehr fließen über die neue Direktrampe am Autobahnkreuz Neufahrn, die am Dienstagmittag offiziell eröffnet wurde, aber erst von diesem Mittwochmorgen an von den Autos auch befahren werden kann.

Grafik

Unten verläuft die A 92, darüber die A 9 - und ganz oben ist in der Grafik die neue Direktrampe zu sehen, über die der Verkehr nach München rollt.

Für 28 Millionen Euro hat der Bund in den vergangenen zweieinhalb Jahren Bayerns verkehrsreichstes Autobahnkreuz umgebaut - mit der Direktrampe ging nun das "Herzstück" in Betrieb, wie Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) am Dienstag sagte. Tatsächlich wurde der Schnittpunkt von A 9 und A 92 in den siebziger Jahren geplant - damals als klassisches Autobahnkreuz, mit vier engen Schleifen, "Ohren" genannt, über die die Autos von der einen auf die andere Autobahn rauschen.

"Für damalige Verhältnisse war das ausreichend", sagt Schmid, der zuständige Dienststellenleiter bei der Autobahndirektion Südbayen. Doch dann zog der Flughafen ins Erdinger Moos. Und nicht nur das: Freising, Landshut, Dingolfing und Straubing entwickelten sich zu attraktiven Wirtschaftsstandorten.

Der Verkehr nahm immer mehr zu. Mittlerweile passieren im Schnitt 230.000 Autos täglich das Kreuz. Es ist damit "der bedeutendste und am stärksten belastete Autobahnknoten in ganz Bayern", sagt Staatssekretär Eck. Allein in Richtung Flughafen sind derzeit 24.000 Fahrzeuge unterwegs, für das Jahr 2020 prognostizierte Eck etwa 38.000 Pkw und Lkw.

Vor allem an einer Stelle wurde es in den vergangenen Jahren enger: Autofahrer, die vom Flughafen kommend in Richtung München wollen, mussten bislang über eine nur zweispurige Schleife von der A 92 auf die A 9 fahren. Wegen des engen Kurvenradius mussten sie auf Tempo 40 abbremsen, das hemmte den Verkehrsfluss.

Bund geht Ausbau der A 9 an

Hinzu kommt: Am Ende der Schleife, dort wo die Autos auf die A 9 in Richtung München einfädeln, kommt der Autostrom aus Richtung Nürnberg dazu, der weiter will zum Flughafen oder Richtung Dingolfing. Weil so viel los ist, kracht es dort immer wieder: Etwa 20 Unfälle im Jahr registriert die Autobahnpolizei an der Stelle. Um die Situation zu entschärfen, hatte die Autobahndirektion an der Stelle ein auffällig blinkendes Schild aufgestellt, das auf die Vorfahrt-achten-Regelung hinweist.

Dieses Schild werden Dienststellenleiter Schmid und seine Leute bald abmontieren können. Denn von heute an fließt der Verkehr vom Flughafen nach München über die Direktrampe - er "fliegt" über die aus Nürnberg kommenden Autos quasi hinweg. So habe man "einen neuralgischen Unfallschwerpunkt beseitigt", sagte Andreas Scheuer, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.

Zumindest in kleinen Schritten geht der Bund zudem den Ausbau der A 9 an: Bis Ende 2012 will die Autobahndirektion den Abschnitt vom Kreuz Neufahrn bis Allershausen soweit ertüchtigt haben, dass der Verkehr zeitweise auch auf dem Standstreifen fahren kann (so wie es bereits auf der A 99-Ost möglich ist). Dazu müssen Schmid und seine Arbeiter noch die Ab- und Zufahrten an den Anschlussstellen ausbauen sowie Kameras und Schilderbrücken installieren.

Gegen einen achtstreifigen Ausbau der A 9 von Neufahrn in Richtung Norden regt sich entlang der A 9 indes Widerstand bei Anwohnern. Außerdem fehlt das Geld, machte Scheuer klar. Ähnlich sieht es für den Ausbau der A 92 vom Neufahrner Kreuz bis zum Autobahndreieck Feldmoching auf sechs Fahrstreifen aus.

Das Thema Geld spielt übrigens auch bei der Anbindung des Flughafens über die Schiene eine entscheidende Rolle: Denn weder der Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke noch weitere Ausbauten wie der Erdinger Ringschluss oder in Daglfing sind derzeit finanziert. "Wir sind regelmäßig in Gesprächen mit dem Freistaat", sagte Scheuer dazu nur. Ob bis Jahresende zumindest zur zweiten Stammstrecke eine definitive Entscheidung fällt, wie vom Münchner Stadtrat gefordert, ließ der Staatssekretär offen.

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