Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Von zaghaften und Powermalern

Im Alten Gefängnis ist noch bis zum Sonntag, 20. Oktober, die Ausstellung "Aquarell, Druck und Skulptur" zu sehen. Sieben Künstlerinnen und Künstler des Freisinger Mohrs zeigen ihre Werke

Von Katharina Aurich, Freising

Landschaften, Blumen und Tänzerinnen sind die vorherrschenden Themen der Ausstellung "Aquarell, Druck und Skulptur", zu der sieben Künstler aus dem Landkreis einladen. Den Besucher erwartet eine Fülle an Perspektiven und Motiven, mal sehr bunt, dann wieder dezent, volle Blumenpracht, stimmungsvolle Akte oder Ansichten aus Freising wie Domberg und Staudengarten. Patricia Ganz, Evelyn Jungnick-Endl, Sabine Müller-Dußdorf, Reinhold Pötsch, Johanna Schwemmer, Hildegard Staudinger-Geis und Dietlinde Swienty sind alle Mitglieder des Kunstvereins Freisinger Mohr und zeigen vor allem ihre Aquarelle, einige Drucke und Bronzeplastiken.

Die Aquarellmalerei biete ein großes Spektrum an Ausdrucksformen, man müsse sich auf sie einlassen, experimentieren, ausloten, sich mit der Farbe treiben lassen, sagte Barbara Birke bei der Vernissage am Mittwochabend. Es gebe die zaghaften Künstler, die erst einmal eine mittlere Pinselstärke für die ersten Striche wählten oder die Powermaler, die sich gleich den dicken Pinsel schnappten und sich in das Motiv geradezu hineinwerfen würden oder die Experimentierfreudigen, die die Aquarellstifte, Ölkreide oder Tusche bereitliegen hätten, um diese effektvoll einzusetzen. Oder die Puristen, die allein mit Aquarellfarbe malten und durch Lasieren zum erwünschten Ergebnis gelangten, schilderte Birke. Anschließend beschrieb sie die Charakteristika der einzelnen Künstler, mit denen sie eine jahrelange Freundschaft verbindet.

Dietlinde Swienty habe viel Erfahrung im Umgang mit Farben, sie wisse genau, wo sie sie zurückhaltend verwende und wo sie dramatisch werden wolle. Dann setze sie den Pinsel vehement aufs Blatt, nehme hier und dort gekonnt einen Akzent vor oder spritze noch etwas Farbe ins Bild. Johanna Schwemmer experimentiere mit Aquarellfarbe und Tusche, gerne zeichne sie auch Linien oder deute Rahmen an, um ein Bild zu vollenden. Ihr Markenzeichen seien kleine Skizzenbücher, in denen sie ihre Motive noch einmal festhalte. Patricia Ganz setze Farbkontraste, unabhängig davon, ob sie Blumen oder Landschaften male und zeige dem Betrachter spannende Perspektiven. Sabine Müller-Dußdorf bereite sich genau auf ihre Bilder vor, manchmal diene ein Foto als Anregung. Sie wähle gern größere Papierformate und größere Pinsel und male ihre dynamischen und schwungvollen Bilder im Stehen, fuhr Birke fort, die selbst ebenfalls künstlerisch tätig ist und hauptsächlich fotografiert. Evelyn Jungnick-Endl zeige kraftvolle Aquarelle in satten Farben, die sie nicht auf Papier, sondern auf Leinwand male. Dieser Technik entsprechen auch die Motive der Malerin, beispielsweise der Berg Wendelstein, so Birke. Die Künstlerin arbeitet auch mit Bronze, zu sehen sind ihre filigranen Traum-, Flammen- und Feuertänzerinnen. Hildegard Staudinger-Geis wähle für ihre Bilder gerne dissonante Farbklänge, die ihren Aquarellen eine unverwechselbare Ausstrahlung geben. Naturgetreues Abbilden sei dabei nicht ihr Ziel. Reinhold Pötsch habe mit der Ölmalerei begonnen und inzwischen auch das Aquarell für sich entdeckt, erklärte Birke. Eine gute Entscheidung, strahlt doch sein "Castel Toblino" gleichzeitig Noblesse und Düsterkeit aus, einen Gegensatz, der den Blick des Betrachters gefangen nimmt. Der Querschnitt der neueren Werke von Patricia Ganz, Evelyn Jungnick-Endl, Sabine Müller-Dußdorf, Reinhold Pötsch, Johanna Schwemmer, Hildegard Staudinger-Geis und Dietlinde Swienty ist noch bis zum 20. Oktober, Do/Fr, 16 bis 19 Uhr; Sa/So, 11 bis 18 Uhr im "Alten Gefängnis" zu sehen.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2019
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