Ausstellung in der ehemaligen Stein-Kaserne:Kunst im dunklen Keller

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"Wir kennen inzwischen jede Spinne mit Namen": In den unwirtlichen Räumen der ehemaligen Stein-Kaserne zeigen Abiturienten des Camerloher Gymnasiums ihre Ausstellung "Lichtungszeit".

K. Aurich

Unwirtlich kalt und leer sind die Kellerräume im ehemaligen Mannschaftshaus D der Stein-Kaserne. Nichts lenkt den Besucher, der die Treppen hinab gestiegen ist ab. Diesen tristen Ort haben sich 14 Kunst-Abiturienten des Freisinger Camerloher Gymnasiums ausgesucht und in 24 Räumen ihre Ideen zum Thema "Lichtungszeit" verwirklicht. Am Freitag wurde die eigenwillige Ausstellung eröffnet.

Dunkle Kellerräume im ehemaligen Mannschaftshaus der General-von-Stein-Kaserne haben Kunst-Abiturienten des Camerloher-Gymnasiums neu gestaltet. Unser Bild zeigt den Beitrag von Anna Hüff. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Motto haben sich die Schüler selbst ausgedacht und dabei bewusst offen gelassen, was damit gemeint sein könnte, um so den Betrachter zu eigenen Überlegungen anzuregen. Genau genommen sind es gar keine Leistungskurs-Abiturienten, die hier ausstellen, denn das Kunstabitur sei im Zuge der G 8 verschwunden, bedauert Gerhard Schebler, der Betreuer des Projekts.

Trotzdem investierten die Schüler, die als sogenanntes "Additum" Kunst gewählt haben, viel Zeit in diese Ausstellung. Es freue ihn, dass sie damit ein Zeichen setzten und die Tradition der Camerloher Kunst-Abiturienten trotz der Reform fortsetzten, sagt Schebler. Im vergangenen Jahr hatte der Abschlussjahrgang im "Alten Gefängnis" ausgestellt, heuer sollte es ein ganz besonderer Ort sein. Durch ihren Vater kannte die Abiturientin Eileen Müller die Kaserne und hatte die Idee, die leeren, nackten Kellerräume zu gestalten. Die Stadt Freising als Eigentümer des Gebäudes war einverstanden und die Schüler begannen vor einem halben Jahr, ihren Fantasien freien Lauf zu lassen und Konzepte zu entwickeln.

Interessiert und ambitioniert hätten sie begonnen, das bunkermäßige Ambiente für sich zu nutzen, erinnert sich Schebler. Eine Woche vor Ausstellungsbeginn waren die Gymnasiasten dann meist den ganzen Tag im Keller zu finden. "Wir kennen inzwischen jede Spinne mit Namen", erzählt Eileen Müller während der Vernissage und lacht. Für ihre Ausstellung haben die jungen Erwachsenen 200 Wäscheklammern, fünf Eimer Bauschutt, zehn Rollen Kreppband, 20 Liter schwarze Farbe, zehn Meter Plastikfolie, 200 Meter roten Faden , 135 Fotos und eine Packung Persil verbraucht.

In einem Raum hinterlässt jeder Besucher auf dem schwarzen Boden seine Spuren, da er auf der Türschwelle in weißes Waschmittel getreten ist. Beim Blick durch eine weitere Tür verändert sich die Perspektive, Tisch und Stuhl stehen nicht auf dem Boden, sondern hängen scheinbar schwerelos an der Wand. Jeder Raum ist auf seine eigene Art anregend und bietet Überraschendes.

Die Ausstellung "Lichtungszeit" ist bis zum 20. Dezember samstags von 15 bis 18 , sonntags von 13 bis 18 und mittwochs von 17 bis 19 Uhr zu sehen.

© SZ vom 13.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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