Ausstellung im Schafhof:Die spielerische Leichtigkeit der Kartoffel

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Das Werk "Solanum Tuberosum Sound Synthesis" des Belgiers Steven Tevels kann im Schafhof noch bis 15. Oktober bestaunt werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Schafhof bekommen die Besucher einen interessanten Einblick in die Welt zweier außergewöhnlicher Musikprojekte

Von Benjamin Reibert, Freising

Es sind zwei interessante Musikprojekte, die da im Europäischen Künstlerhaus Schafhof derzeit zu sehen sind -"Cycloid-E" von Cod.Act und "Solanum Tuberosum Sound Synthesis" von Steven Tevels. In der Galerie im Erdgeschoss des Schafhofs fallen einem gleich acht im Kreis aufgestellte Kartoffeln auf. Beim Berühren geben sie einen Ton von sich. Passend dazu hat der Schöpfer, der Belgier Steven Tevels, dieses Kunstwerk "Singing Potatoes" genannt. Sie sind Bestandteil seiner Serie "Solanum Tuberosum Sound Synthesis", die bis 15. Oktober in Freising zu sehen ist. Sie ist eine komplexe Installation, die von der kleinen poetischen Arbeit "Untitled" abgerundet wird. Tevels schafft in seinen drei ausgestellten Werken einen eigenen experimentellen und spielerischen Versuchsaufbau zur Manipulation elektrischer Signale, die über Lautsprecher in hörbare Schallwellen umgewandelt werden.

In der Ausstellung konzentriert sich der Künstler auf die Kartoffel als organischen Filter, durch die synthetisch erzeugte Klänge beeinflusst werden. "Untitled", in der sich Magnetflüssigkeit in einer Glasglocke befindet, reflektiert Sound und Bewegung auf übertragener Ebene durch verflüssigte Magnetbänder, die ursprünglich der Tonaufnahme gedient hatten. Ein beeindruckendes Konzept von Tevels, der durch spielerische Leichtigkeit neue Aspekte der sonst so langweiligen Kartoffel aufzeigt.

"Spektakulär", kommt einem in den Sinn, wenn man der Klangskulptur "Cycloid-E" gegenübersteht. Die Figur ist ein Werk der schweizerischen Brüder André und Michel Décosterd, die seit 1997 als Cod.Act agieren. Ihr Chaospendel, 2009 erschaffen, mit zehn Metern Durchmesser besteht aus fünf horizontal aneinander befestigten Alu-Röhren. Jedes Pendel ist mit einem Sensor und einem Lautsprecher ausgestattet, wodurch eine außergewöhnliche Atmosphäre entsteht - speziell durch die hohen Decken des Europäischen Künstlerhauses. Ergänzt werden sie von einem Computer und Verstärker. "Wir begannen mit dem Pendel zu experimentieren, dem mechanische Schwingkreise zugrundeliegen", erzählen die beiden. "Aufgrund seiner gleichförmigen Schwingungszeit stellt es in gewisser Weise die Harmonie im Austausch zwischen kinetischen und potenziellen Energien dar." Das Spiel der physikalischen Kräfte lässt sich sowohl visuell als auch akustisch wahrnehmen und übt eine hypnotische Wirkung auf die Betrachter aus.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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