Süddeutsche Zeitung

Ausgelassene Stimmung:Sonne und Erde innig vereint

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Tango ist Leidenschaft, Eleganz und harte Arbeit: Vor einem Tanzabend im Furtner zeigt Susanne Mühlhaus sieben Paaren und zwei Singles die ersten Schritte, bei der anschließenden Party mischen sich Einsteiger und Kenner.

Von Alina Sabransky, Freising

Dienstagabend, 19 Uhr im Furtner. Sieben Pärchen und zwei Singles ziehen ihre Straßenschuhe aus und die Tanzschuhe an. Dann kann der Tangoabend losgehen. Nun ja, fast. Erst mal gibt es eine kurze Vorstellungsrunde, "denn im Tango ist man per Du", erklärt Lehrerin Susanne Mühlhaus, die ihre Leidenschaft nach einigen Jahren im Tangoparadies Buenos Aires 2012 zu ihrem Beruf gemacht hat. Und auch danach müssen sich die Tanzwilligen noch gedulden: Zunächst stehen Aufwärmübungen auf dem Programm.

In einem großen Kreis lassen die Frauen und Männer, bis auf einige wenige alle mittleren Alters und Tangoneulinge, ihre Füße und Schultern kreisen, üben erste Basisschritte und versuchen, den Anweisungen von Susanne Mühlhaus so gut es geht zu folgen. Sie geht derweil zwischen ihren tänzelnden Schülern durch, gibt Hilfestellung und lobt. Schritt vor, Schritt zurück, zwischendurch wird sogar ein Pivote versucht, ein Drehen auf der Stelle um die eigene Achse auf einem Fuß. Es herrscht eine ausgelassene und gute Stimmung. Man schmunzelt über die eigenen kleinen Unbeholfenheiten und ab und zu auch über die der anderen. Dazu läuft im Hintergrund leise Tangomusik von 1927.

Erst nach gut einer halben Stunde beginnt der Paartanz. Zwei Dinge seien jetzt besonders wichtig, bemerkt Mühlhaus: "Zum einen hat die Eleganz beim Tango oberste Priorität und zum anderen ist die Frau der Mittelpunkt der Welt für den Mann." Sie sei die Sonne, er die Erde, verdeutlicht sie noch einmal metaphorisch. Dies erklärt auch, warum vor allem die männlichen Tänzer besonders konzentriert erscheinen und dabei manchmal mehr auf den Boden, als der Partnerin ins Gesicht schauen. Den Spaß und die gute Stimmung trübt das keineswegs. Tanzend und lachend drehen die Pärchen ihre Runden durch den Raum, immer mal wieder durch Anmerkungen von Susanne Mühlhaus unterbrochen. Ab und zu greift sie sich jemanden aus der Gruppe und führt die nächsten Schritte vor. So vergeht die Unterrichtsstunde wie im Fluge und schon ist es kurz vor acht. Am Ende gibt Mühlhaus eine kurze Zusammenfassung der gelernten Übungen, die es danach auch in schriftlicher Form zum Mitnehmen gibt, und lädt die nun nicht mehr ganz so neuen Tangoanfänger zur anschließenden Tangoparty ein.

Viele der Kursteilnehmer erzählen später, dass sie schon zuvor ab und zu getanzt hätten, so auch die 19-jährige Svenja und ihr Partner: "Standardtanz zum Beispiel, Tango allerdings noch nie." Auch Inge und ihr Mann tanzen seit Jahren gerne. "Sogar Tango haben wir ausprobiert, aber das ist lange her." Auf jeden Fall würden alle wiederkommen, berichten sie. Das bekräftigt auch Mühlhaus. "Eine Dame kommt schon seit zwei Jahren fast zu jedem Termin. Das freut einen natürlich." Außerdem habe sie die Erfahrung gemacht, dass Tango mittlerweile alle Altersgruppen, nicht mehr nur die 40- und 50-Jährigen anspricht. "In einem meiner letzten Kurse waren sogar hauptsächlich Studenten." Das merkt man auch bei der anschließenden Tanzparty. Von 20 Uhr an mischen sich neue Gesichter, junge wie alte, unter die Kursteilnehmer.

Viele der Neuankömmlinge haben jahrelange Tangoerfahrung und strömen sofort auf die Tanzfläche zu. Jetzt ist auch das Licht gedimmt und die Musik lauter. Tandas und Cortinas werden eingespielt. Nach der Einführung beginnt nun der richtige Tangoabend. Bis halb zwölf tanzen Einsteiger und Kenner gemeinsam mit Mühlhaus. Ein Erlebnis das sich lohnt.

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Quelle:
SZ vom 16.03.2017
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