Ausblick:Im Frühling fällt die Entscheidung zur Post

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Wirtschaft, Langzeithotel oder Vereinstreff - noch hat sich der Gemeinderat nicht auf die künftige Nutzung der gemeindeeigenen Immobilie Alte Post festgelegt. (Foto: Lukas Barth)

Seit Jahren steht das Gebäude leer, jetzt will der Gemeinderat in die Planungen einsteigen. Außerdem bekommt Hohenkammer in diesem Jahr noch einen Supermarkt und mit dem Alten Schulhaus wohl bald auch ein Vereinsheim

Von Petra Schnirch, Hohenkammer

Was die Einwohnerzahl angeht, hat Hohenkammer 2016 einen großen Sprung gemacht: Im Ort leben nun fast 130 Personen mehr als im Vorjahr. In einer gut 2560 Einwohner zählenden Gemeinde ist das eine ganze Menge. Das Wachstum sei zum einen auf die gut 60 Asylbewerber zurückzuführen, die aktuell in Hohenkammer leben, sagt Bürgermeister Johann Stegmair (CSU), aber auch auf das Baugebiet "Oberfeld", in dem 60 neue Häuser entstanden sind oder sich gerade in Bau befinden. Entsprechend wichtig ist dem Bürgermeister, dass die Infrastruktur mit dem Wachstum Schritt hält. So öffnet am Ortsausgang im Mai ein Rewe-Markt, schon jetzt gibt es einen Bäcker, Metzger, Friseur, einen Zahnarzt, einen Physiotherapeuten und wohl auch weiterhin einen Arzt.

Kurz vor Weihnachten hatte die Arztfamilie Trißler die Bürgermeister zwar wissen lassen, dass sie den als Modellprojekt hoch gelobten Praxisverbund in Hohenkammer, Petershausen und Reichertshausen schon im Januar aufgeben werde. Doch anschließend glühten die Telefone, und zumindest für Hohenkammer ist wohl eine Lösung gefunden worden. Ein Mediziner will die Filialpraxis im Wohn- und Geschäftshaus der Gemeinde relativ nahtlos übernehmen, die Details werden gerade geklärt. Das Angebot werde sich vermutlich sogar verbessern, sagt Stegmair erleichtert. Die Unsicherheit, ob es weiterhin einen Arzt geben werde, sagt er, "ist mir sehr nahe gegangen".

Schon länger Diskussionsstoff liefert die "Alte Post" in zentraler Lage an der Hauptstraße. Die Gemeinde hat das Gebäude vor gut einem Jahr erworben. 2017 wird der Gemeinderat jetzt die Weichen stellen, wie es mit dem seit Jahren leer stehenden Haus weitergehen wird. Eine neue Heimat für Vereine, Gastronomie, Hotel, Boardinghaus - alles sei denkbar, sagt Stegmair. Er macht kein Hehl daraus, dass er persönlich eine gastronomische Nutzung für schwierig hält. Ein Boardinghaus könnte womöglich die Hohenkammer Immobilien GmbH selbst betreiben, ein Tochterunternehmen der Gemeinde. Im Frühjahr will der Gemeinderat in die Planung einsteigen und auch entscheiden, ob ein Teil der schlecht ausgeführten Anbauten abgerissen wird.

Das Gebäude aus dem Jahr 1966 - die Gastwirtschaft selbst ist aber sehr viel älter - und auch die Gemeinde haben in den vergangenen Jahren einiges mitgemacht. Ein indischer Investor, der in Dubai lebte, wollte das Wirtshaus in ein schickes Wellness-Hotel verwandeln. Da er irgendwann kein Geld mehr für den Umbau hatte oder ausgeben wollte, blieb der große, leere Gebäudekomplex ein unschöner Anblick in der Ortsmitte. Nach dem Tod des bisherigen Besitzers einigte sich die Gemeinde mit dessen Erben und kaufte die "Alte Post". In der Bürgerschaft sei dies sehr gut aufgenommen worden, sagt Stegmair. Er hofft, dass die Umbauarbeiten Ende 2017 ausgeschrieben werden können. Zwei bis drei Jahre habe man sich zuletzt in einem "Schwebezustand" befunden und nicht gewusst, wie es weitergeht. Doch die alten Geschichten sind für den Bürgermeister abgehakt, nun müsse man nach vorne schauen, sagt er.

Auch Ideen für die Alte Schule gleich neben der "Alten Post" sammelt Hohenkammer in diesem Jahr, auch das Schulhaus ist in Gemeindebesitz. Möglich wäre auch dort eine Nutzung durch Vereine oder Gruppen. Da die Sparkasse nach Auflösung ihrer Filiale nur noch einen kleinen SB-Bereich betreibt, sind im Erdgeschoss Räume frei geworden, das Obergeschoss ist vermietet.

Die Details für die Sperrung der B 13 von Hohenkammer bis zur Landkreisgrenze sollen im Januar festgelegt werden. Es müsse gesichert sein, dass die Betriebe die ganze Zeit über erreichbar seien, sagt Stegmair. Geklärt werden muss auch, wie die Schulkinder aus Niernsdorf abgeholt werden können. Die Bundesstraße wird von Ende März bis voraussichtlich Mitte Juni abschnittsweise gesperrt, um die Fahrbahn zu erneuern. Außerdem entsteht eine Abbiegespur zum Rewe-Markt. Dass die Sanierung der B 13 nur bis zur Landkreisgrenze geht und nicht gleich zumindest bis zum Kreisverkehr, will Stegmair nicht so recht einleuchten. Das Staatliche Bauamt Ingolstadt ist offenkundig mit der Planung noch nicht weit genug.

Insgesamt sei Hohenkammer gut aufgestellt, bilanziert der Bürgermeister, das gelte auch für die Finanzen. Auch 2017 sei keine Kreditaufnahme geplant. Die Renovierung der "Alten Post" wird erst 2018 mit einem größeren Betrag zu Buche schlagen.

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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