Süddeutsche Zeitung

Flughafenausbau:Kaum Unterstützung für Startbahn-Bündnis

Die meisten Münchner Dax-Konzerne wollen das Pro-Startbahnbündnis nicht unterstützen. Das dürfte die Befürworter wenig freuen - sie rühmen stets die große Bedeutung des Projekts für die Wirtschaft.

Marco Völklein

Auf diese Zahlen ist Bernhard Loos besonders stolz: Mehr als 2000 Fans auf Facebook zähle seine neugegründete Bürgerinitiative "München pro dritte Startbahn" mittlerweile, zudem hätten sich 500 Leute zu einer Mitgliedschaft entschlossen. Und im Augustinerkeller am Mittwochabend fanden sich weitere 350 Unterstützer ein, um die Argumente zu hören, die für den Ausbau sprechen. Da schwärmte Flughafen-Chef Michael Kerkloh vom "internationalen Drehkreuz".

Da pries SPD-Fraktionschef Alexander Reissl den "Wirtschafts- und Forschungsstandort", der durch den Ausbau gefördert werden müsse. Und da sprach der FDP-Abgeordnete Tobias Thalhammer von "blühenden Städten" wie Hallbergmoos, die ohne den Flughafen "alte Moosgemeinden" geblieben wären.

Doch so sehr die Politiker auch die große Bedeutung des Projekts für die Wirtschaft rühmen - die direkte Unterstützung großer Unternehmen bleibt aus. Zwar machen mittelgroße Firmen wie der Autoverleiher Sixt oder der Chemiekonzern Wacker mit beim Pro-Startbahn-Bündnis. Doch fünf der sieben in München ansässigen Dax-Konzerne sollen nach SZ-Informationen dem Bündnis definitiv abgesagt haben. Vor sechs Wochen hatte Bündnis-Koordinator Stephan Heller erklärt, man sei in Gesprächen mit den großen Unternehmen und - im Grunde - guter Dinge.

Mittlerweile sind die Bündnis-Leute nur noch mit zwei Münchner Dax-Riesen im Gespräch. Ergebnisse werde man eventuell in der kommenden Woche präsentieren. Die Suche gestalte sich zudem mühsam, ist zu hören. Denn die Ausbaugegner setzten Firmen, die sich für die Erweiterung stark machen, mit Boykottaufrufen unter Druck, wird beim Pro-Bündnis geklagt.

Tatsächlich zählt das Aktionsbündnis "Aufgemuckt" auf seiner Internetseite Startbahn-Unterstützer wie die Modefirma Bogner und Feinkost Käfer auf und schreibt: "Jeder Startbahngegner sollte sich gut überlegen, ob er sein Geld bei diesen Firmen lassen will!"

Aufgemuckt"-Sprecherin Helga Stieglmeier sieht darin indes "keinen offensiven Boykottaufruf". Über einen solchen hätten die Aktivisten zwar beraten, sich dann aber dagegen entschieden. "Jeder kann die Liste der Bündnispartner einsehen und dann selbst überlegen, was er damit machen will", sagt Stieglmeier.

Auch das Münchner Bündnis gegen den Startbahnbau wies die Behauptung, man rufe zu Boykotten auf, zurück. Vielmehr würden die Konzerne wissen, "dass auch mit zwei Startbahnen ihre Mitarbeiter und ihre Fracht überall hinkommen", sagte Sprecher Christian Hierneis.

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Quelle:
SZ vom 20.04.2012/mest
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