Aus dem Stadtarchiv:Freisinger Geschichten

Schon vor 150 Jahren ist um den Bau eines Schwimmbads gerungen worden, daran erinnert eine Ausstellung im Rathaus

Von Kerstin Vogel

Aus dem Stadtarchiv: Interessante Details aus der Geschichte der Freisinger Schwimmbäder zeigt eine Ausstellung im Freisinger Rathaus.

Interessante Details aus der Geschichte der Freisinger Schwimmbäder zeigt eine Ausstellung im Freisinger Rathaus.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wenn die Freisinger jetzt wieder über ihr Schwimmbad streiten, Architektenentwürfe kritisieren und die Pläne für das neue Kombibad am Rabenweg bis ins kleinste Detail sezieren - dann setzen sie damit eine Tradition fort, die schon vor 150 Jahren begründet worden ist. 1863 nämlich wurde das erste öffentliche Bad in den Isarauen in Betrieb genommen; und schon damals war dem ein langes Hin und Her vorausgegangen.

Denn eigentlich hatte ein Bürger der Stadt, ein Magistratsrat noch dazu, schon 1857 ein Schwimmbad an einem Seitenarm der Isar gebaut - privat und ohne Genehmigung der damaligen Regierung, wie Stadtarchivar Florian Notter am Freitag bei der Eröffnung der Ausstellung zur Schwimmbad-Geschichte im Rathaus erzählte. Den Isar-Arm nördlich vom Seilerbrückl gibt es nicht mehr und auch das Bad des Magistratsrats verschwand schnell wieder von der Landkarte. Zwar nahm man es damals in der Stadt mit Schwarzbauten wohl nicht ganz so genau. Die Regierung aber wollte sich nicht an der Nase herumführen lassen und ordnete nach wenigen Monaten den Abriss des Bades an.

Doch damit sei für die Freisinger "das Thema Schwimmbad in der Welt gewesen", berichtete Notter. So eine Einrichtung sei plötzlich als "öffentliche Aufgabe" angesehen worden - und auch das in Neustift stationierte Militär habe den Wunsch nach einem öffentlichen Schwimmbad geäußert. Gebaut wurde es schließlich zusammen mit einer Turnhalle in den Isarauen, genau dort, wo mittlerweile das Volksfest gefeiert wird. Eröffnet 1863, überdauerte es immerhin fast 40 Jahre. Mit der Turnbewegung wurde das Schwimmen zur Körperertüchtigung Mode - doch mehr als einmal wurde das Bad durch die häufigen Isarhochwasser verwüstet.

Unter anderem deshalb wurde schließlich nach einem neuen, besseren Standort gesucht, wie die Recherchen Notters ergeben haben. Geschützter sollte das neue Bad liegen, aber auch moderner ausgestattet sein. Auch die Freisinger wollten neue Errungenschaften wie Duschen in ihrem Schwimmbad vorfinden, die spartanisch-militärische Ausstattung des alten Bades gefiel nicht mehr so recht. Die Pläne für das Schwimmbad am jetzigen Standort in Lerchenfeld zeichnete schließlich der Freisinger Baumeister Alois Steinecker. Das Wasser wurde durch einen vier Kilometer langen Kanal in das Becken geleitet - auch das laut Notter ein Beitrag zu mehr Komfort - denn das Wasser wurde auf dem Weg erwärmt.

In dem zweiten Freisinger Schwimmbad gab es nicht nur die erwünschten Duschen, sondern auch private Umkleiden - und laut Notter wurde damals wie heute bereits viel Wert auf die Gestaltung gelegt. Wie wichtig das Schwimmbad den Freisingern schon damals war, zeigt sich auch daran, dass das damalige Stadtoberhaupt, der als Baubürgermeister bekannt gewordene Stephan Bierner, das Bad noch vor dem Rathaus errichten ließ.

Wie es mit dem Schwimmbad weiterging - und wie es mit dem geplanten Neubau weitergehen soll - zeigt die aktuelle Ausstellung im Freisinger Rathaus. Außerdem steht die Freisinger Schwimmbadgeschichte am Dienstag, 12. November, um 19.30 Uhr im Mittelpunkt des Herbstvortrags des Stadtarchivs - zu hören ebenfalls im Rathaus.

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