Aufregende Baustelle:Freisings "Aktive City" der anderen Art

Aufregende Baustelle: Viele nehmen das Auf und Ab, Rüber und Nüber mit Humor, manch einer versteht die Welt nicht mehr.

Viele nehmen das Auf und Ab, Rüber und Nüber mit Humor, manch einer versteht die Welt nicht mehr.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Umbau der Innenstadt hat in der Unteren Hauptstraße eine neue Dimension erreicht. Zusammen mit den hochsommerlichen Temperaturen ergibt sich eine Mischung, die die SZ-Autorin an Abenteuerparks erinnert.

Von Henrike Schulze-Wietis, Freising

Wer bei den in dieser Woche zu erwartenden 33 Grad die ultimative Action sucht, muss nicht bis auf den Watzmann oder in den Bayrischen Wald fahren. Denn Abenteuer wird den Freisingern nun auch in der Altstadt geboten: Willkommen im Adventure-Themen-Park "Baustellentrubel" in der Unteren Hauptstraße.

Der Spaß beginnt ungefähr auf Höhe des Edekamarktes: Dort erwartet die Besucher ein Parkplatz für Fahrräder. Das reduzierte Areal bietet die erste Challenge. Hier gilt es, den Drahtesel abzustellen, ohne dabei die anderen Zweiräder umzuschubsen - ansonsten folgt der bekannte Dominoeffekt. Für die Erweiterung des Schwierigkeitsgrades sollte man dabei Rücksicht auf die Kunden des Supermarktes und der Sparkasse nehmen, ist aber kein Muss, wie es einige Abenteurer schon bewiesen haben. Alternativ darf das Rad auch geschoben werden und dient dabei als kniffeliger Ballast. Ganz Mutige versuchen den Parcours sogar auf dem Fahrrad zu bewältigen, sollten in diesem Fall jedoch geübt sein und sich auf den Unmut weiterer Parkbesucher einstellen.

Scheinbare Durchgänge für Fußgänger entpuppen sich am Ende oft als Sackgassen

Weiter geht's zur zweiten Hürde: Wie eine Attraktion auf dem Jahrmarkt wurde aus den Unteren Hauptstraße ein Labyrinth gemacht. Verschiedene Irrwege laden zum Rätseln und strategischem Denken ein - hier gilt es bloß nicht die Orientierung zu verlieren! Unter den Bögen der Unteren Hauptstraße 32 führt zwischen den Tischen der Pizzeria ein scheinbarer Durchgang her, doch Überraschung: Am Ende des Korridors wartet eine buntleuchtende Absperrung. Wer versehentlich in die ungekennzeichnete Sackgasse läuft, kann sich auf dem Rückweg wenigstens ein Stück Pizza auf der Hand mitnehmen. Wie heißt es passend zur Pizza so schön: Alle Wege führen nach Rom...oder in die Freisinger Innenstadt. Neben den Irrwegen erwarten die Besucher des Abendteuerparks "Baustellentrubel" verschiedenste Untergründe, die es zu überqueren gilt: vom buckeligen Kopfsteinpflaster, über staubige Kieselsteine, von Holz- und Metallbrücken zu faltigen, unebenen Filzteppichen bis hin zu losen Holzbrettern. Es empfiehlt sich, festes Schuhwerk zu tragen; zarte Sommersandalen und Absatzschuhe erhöhen den Schwierigkeitsgrad. Eine besondere Herausforderung stellt der Parcours für Rollatoren und Rollstuhlfahrer dar. Dicke Stromkabel und herumstehende Schubkarren dienen als Hindernisse, um die actionreiche Wanderung durch die Innenstadt zu unterstützen. Für einen weiteren Kick sorgen die Abenteuerpark-Besucher, die den Wanderweg in die andere Richtung absolvieren. Man muss also nicht nur den genannten Hindernissen ausweichen, sondern auch anderen Freisingern, die einem entgegen kommen. Dabei kann es auch zu lautstarken Meinungsverschiedenheiten kommen, bei denen die Abenteurer ihre Kommunikationsfähigkeiten unter Beweis stellen dürfen. Zwischen den Wegen arbeiten fleißige Männer, die den Launen der Besucher ebenfalls ausgesetzt sind: "Scheiß Lärm, den sie durch ihre Baustelle verursachen", kritisieren einige Leute die lebensechte Geräuschkulisse. Empfindliche Ohren sollten daher mit Ohropax geschützt werden.

Aufregende Baustelle: Viele nehmen das Auf und Ab, Rüber und Nüber mit Humor, manch einer versteht die Welt nicht mehr.

Viele nehmen das Auf und Ab, Rüber und Nüber mit Humor, manch einer versteht die Welt nicht mehr.

(Foto: Marco Einfeldt)

Eine neue Attraktion im "Baustellentrubel" Freising ist ein etwa vier Meter hoher Turm, der in große Tücher eingewickelt ist. Dabei handelt es sich nicht um einneues Kunstwerk des Verhüllungskünstlers Christo, sondern um eine Mörtelmischmaschine, die mit feuchten Lumpen vor der Sommerhitze geschützt wird. Außerdem wurden nun am Ende des Parcours fünf Rasensprenger installiert, die verhindern sollen, dass der frische Mörtel zwischen dem neuen Pflaster durch die Sonne zu schnell antrocknet. Kleiner Nebeneffekt: die Abenteurer werden von einer feucht-fröhlichen Brise umgeben. Auch der Pavillon, der bereits vor einigen Wochen aufgestellt wurde, schützt vor der Sonne. Anders als erwartet dient dies jedoch nicht hauptsächlich dem Schutze der Bauarbeiter, sondern ebenfalls der Kühlung der neuen Straße - wird jedoch von den Herren gerne als Mittagspausendomizil genutzt. Ansonsten bleibt den Schaffenden bei über 30 Grad nur das reichliche Wassertrinken, wie ein Straßenarbeiter berichtet.

Aufregende Baustelle: Wenigstens ein bisschen Abkühlung bei 33 Grad.

Wenigstens ein bisschen Abkühlung bei 33 Grad.

(Foto: Marco Einfeldt)

Als Belohnung des aufregenden Adventurepark "Baustellentrubel" wartet auf die Freisinger am Ende des Weges ein ganz spezielles Goodie: zwischen Bohrern, Baggern und Bauarbeitern hat Günther Sesselmann vom Laden Fashion & More einige Liegestühle, ein kleines Sonnensegel und Tischchen mit blühender Topfpflanze aufgestellt. Erschöpfte Abenteurer, insbesondere ältere, dürfen sich hier ein wenig von der Tour erholen. "Bisher werden die Sitzgelegenheiten gut wahrgenommen", so der Geschäftsführer. Er möchte den Leuten eine kleine Verschnaufpause gönnen und die Situation der scheinbar ewigen Baustelle in der Unteren Hauptstraße stressfreier gestalten.

Aufregende Baustelle: Den Ärger bekommen allzu oft die Bauarbeiter ab, die aber am wenigsten dafür können.

Den Ärger bekommen allzu oft die Bauarbeiter ab, die aber am wenigsten dafür können.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Laden Fashion & More versucht mit Liegestühlen einen entspannten Gegenpol zu schaffen

Die Neugestaltung der Innenstadt, inklusive Moosachöffnung zieht sich voraussichtlich bis Ende 2021. Der Abenteuer-Themenpark "Baustellentrubel" freut sich also noch weiterhin auf die verschiedensten Besucher, die einen Kick vor der Kulisse der Altstadt erleben möchten. Die Anlage wird sich vermutlich wöchentlich verändern, sodass auch Stammgäste immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt werden und die Spannung bleibt. Unter diesem Gesichtspunkt lässt die Interpretation der Initiative "Aktive City Freising" Spielraum. Der Eintritt für den Erlebnispark ist frei, beziehungsweise ist in den Steuern der Freisinger enthalten.

Zur SZ-Startseite

Freising im Jahr 2018
:Baustellen, wohin man auch schaut

2018 ist ein weiteres Jahr in Freising, das im Zeichen der Bauarbeiter stand. Ärgerlich für Rathaus und Anwohner ist vor allem, dass mehrfach Terminpläne und vor allem Kostenrahmen nicht eingehalten werden können. Eklatante Beispiele dafür sind Westtangente und Schwimmbad

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: