Auf dem Weg zum Flughafen:Ausgebremst

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Wenn die Westtangente einmal fertig ist, müssen sich die Autofahrer nicht mehr durch Freising quälen. Dann stehen sie aber womöglich an der Engstelle Schlüterbrücke im Stau - hier sind nun die Planer gefordert

Von Kerstin Vogel

Der Stau auf der B11 am südlichen Ortsausgang von Freising könnte auch mit Westtangente ein Dauerzustand werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Weg für die Freisinger Westtangente ist seit dem Bürgerentscheid vor gut zwei Wochen frei. Ob der Bau der Umgehungsstraße tatsächlich freie Fahrt für die Autofahrer bedeutet, hängt indes zu einem Teil von den Straßenbauern des Landkreises ab. Denn wer die Pläne für den Anschluss der Tangente an B 11 und Kreisstraße FS 44 genauer prüft, wird schnell feststellen, dass schon die Schlüterbrücke auf dem weiteren Weg zum Flughafen einen Flaschenhals bildet. Noch mehr Sorgen bereitet den Planern bei der Stadt allerdings der folgende Knotenpunkt, an dem sich die Brückenabfahrt, die FS 44 und die Südtangente der Stadt treffen.

Diese Kreuzung dürfte für das zu erwartende Verkehrsaufkommen in der Tat kaum ausreichen. Die Westtangente soll in ein paar Jahren von Vötting her zweispurig geradeaus über die B 11 auf die Schlüterbrücke führen. Ebenfalls zweispurig wird der Verkehr auf der Bundesstraße von Freising aus links auf die Brücke fahren. Über eine Rechtsabbiegerspur kommen die Autos von der B 11 aus München dazu. Etwa auf Höhe des Isardeichs aber verengen sich die beiden Spuren zur Brücke auf eine - und die ist so schmal, dass nicht einmal Radfahrer dort gefahrlos Platz finden.

Freisings Verkehrsgutachter Harald Kurzak erwartet auf der FS 44 über die Isarbrücke für den von ihm betrachteten Prognosezeitraum 2020/2025 in beiden Richtungen insgesamt 30 400 Fahrzeuge in 24 Stunden. Selbst wenn die Brücke diesen Verkehr noch aufnehmen könnte, spätestens an der viel zu kurzen Rechtsabbiegespur in Richtung Flughafen dürfte er in Spitzenzeiten endgültig stecken bleiben, wie man bei der Stadt argwöhnt.

Das Problem: Anders als der Anschluss der Westtangente an die B 11, der in der Straßenbaulast der Stadt liegt, sind Brücke wie auch FS 44 als Kreisstraße vom Landkreis zu bezahlen. Entsprechend müsste die Kreisbehörde den Ausbau von Brücke und nachfolgendem Knoten planen. Die Stadt Freising hat so eine "Ertüchtigung", vor allem der Kreuzung, bei den Straßenbaukonferenzen des Landkreises mehrmals angeregt, wie es bei der Stadtverwaltung heißt. Doch im Landratsamt hatte man es damit bisher nicht besonders eilig. Die Kreuzung der FS 44 mit Schlüterbrücke und - wiederum städtischer - Südtangente sei vor knapp zehn Jahren bereits betrachtet worden, erklärt man in der Kreisbehörde. Damals sei auch die Ampel dort gebaut worden. Das Verkehrsaufkommen an dieser Stelle werde aber nicht nur von der Freisinger Westtangente beeinflusst, "sondern auch von der allgemeinen Verkehrsentwicklung, der städtebaulichen Entwicklung von Lerchenfeld, dem Ausbau des Gewerbegebiets Clemensänger und dem Neubau der B 301 Süd sowie dem geplanten Neubau der B 301 Nordostumgehung von Freising", fasst man im Landratsamt zusammen. Nicht zuletzt spiele auch der Flughafenausbau und damit die Zahl der Arbeitsplätze dort eine Rolle.

Da inzwischen die neue B 301 von Ismaning bis zur A 92 am Münchner Flughafen freigegeben ist, will man nun allerdings auch im Landratsamt reagieren: Dies sei "ein guter Zeitpunkt, um die Leistungsfähigkeit der fraglichen Kreuzung auf Basis der aktuellen Zahlen neu zu beurteilen", räumt man in der Behörde ein. Eigene Untersuchungen zur Leistungsfähigkeit der Schlüterbrücke gebe es bislang jedoch nicht.

Für Rüdiger Jürgens, den Leiter des Tiefbauamts der Stadt Freising, liegt auf der Hand, dass etwas getan werden muss. "Wenn man die Kreuzung unten an der B 11 wie geplant ausbaut, ist das auch am nächsten Knotenpunkt erforderlich", folgert er - auch wenn sich dieser Ausbau wegen der räumlichen Gegebenheiten schwierig gestalten könnte. Denn die Brücke tatsächlich auf vier Spuren zu verbreitern, wäre sehr teuer und würde einen massiven Eingriff in ein europäisches FFH-Gebiet bedeuten. Auch die als zu kurz kritisierte Rechtsabbiegespur kann nicht so ohne weiteres verlängert werden. Denn dafür wäre wohl ein weiteres Brückenbauwerk über die Flutmulde an dieser Stelle erforderlich.

Wenn Jürgens laut nachdenkt, fällt ihm als Alternative eine komplette Verschiebung der Kreuzung nach Osten, also Richtung Südtangente der Stadt, ein. Dann wäre genug Platz für die Rechtsabbiegespur vorhanden - und auch die FS 44 und die Südtangente könnten noch verbreitert werden. Denn der Verkehr wird gerade hier eher noch zunehmen - spätestens, wenn die neue Anbindung über die B 301 von Ismaning auch in allen Navigationsgeräten gespeichert ist. Die Stadt hätte ihren Südring laut Jürgens ohnehin eigentlich komplett vierspurig bauen wollen. Scheitern könnte eine Verlegung der Kreuzung allerdings am Grunderwerb - und an einer noch bewohnten Hofstelle, die dieser Variante wohl im Wortsinn im Weg stünde.

© SZ vom 05.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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